Neuss Ein Hörerlebnis

Neuss · CD-Kritik dkn spielt Michael Haydn

Mehr als zehn Jahre hat das Osnabrücker Label "classic production" (cpo) vor allem wegen aufwändiger musikwissenschaftlicher Recherchen benötigt, um sämtliche Sinfonien des österreichischen Komponisten Michael Haydn einzuspielen. Einen Großteil davon verantwortet die Deutsche Kammerakademie (dkn), die der Verlag besonders dann verpflichtet, wenn "es um die Aufnahme von Meisterwerken geht, die vergessen wurden". Die Gesamtedition liegt mit der abschließenden Doppel-CD nun vor.

Und weil die Veröffentlichungsgeschichte sich über einen langen Zeitraum hinzog, begegnet man beim Hören Johannes Goritzki, dem Gründer und ersten Leiter der dkn, wieder: Zwei der acht Sinfonien leitet er, die anderen betreut Frank Beermann, Generalmusikdirektor in Chemnitz.

Johann Michael Haydn steht heute im Schatten seines älteren Bruders Joseph. Seine von Einfallsreichtum und Experimentierlust nur so strotzenden Sinfonien gehören aber unbedingt wieder in die Konzertsäle. Den italienischen dreisätzigen Ouvertürentypus erweitert er oft um ein Menuett, Vor allem die langsamen Sätze sprühen vor geistvoller Melodik, oft besitzen sie Merkmale des Solokonzertes. So ist der zweite Satz der "Sinfonie Nr. 14 B-Dur" ein veritables Fagottkonzert. Gerade die solistische Behandlung der Bläser ist ein typisches Haydn-Merkmal. Kurzum: Höchst unterhaltsame galante Gebrauchsmusik, fulminant eingespielt.

Das Spiel der dkn ist tadellos, gleich, unter welchem Dirigenten: Quicklebendiger Ton an jedem Pult und sorgfältiger Umgang mit Affektdynamik sorgen für ein unmittelbar ansprechendes Hörerlebnis.

Info Michael Haydn (1737-1806) Symphonien Nr. 14, 17, 19, 24, 29, 33, 40 & 41 sowie F-Dur MH 25 Deutsche Kammerakademie Neuss Frank Beermann, Johannes Goritzki 2 CDs, erschienen bei cpo 777 137-2, 29, 99 Euro

(NGZ)
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