Neuss Ein historischer Streifzug durch Grefrath

Neuss · Die Veranstaltungsreihe "Neusser Kanten" brachte den Teilnehmern den 3636 Einwohner zählenden Stadtteil näher.

 Reiner Kivelitz kennt sich in Grefrath bestens aus - und erzählte den Teilnehmern unter anderem Wissenswertes über die Sankt-Stephanus-Kirche.

Reiner Kivelitz kennt sich in Grefrath bestens aus - und erzählte den Teilnehmern unter anderem Wissenswertes über die Sankt-Stephanus-Kirche.

Foto: woi

Nach dem Motto "Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung" trafen sich am Samstag bei strömendem Regen 30 Interessierte zur "Neusser Kanten"-Tour durch Grefrath vor der Sankt-Stephanus-Kirche. Da passte es gut, dass das Gotteshaus die erste Station durch den kleinsten und jüngsten Stadtteil von Neuss war.

Mit Bruderschafts-Präsident Reiner Kivelitz hatte ein Grefrather Urgestein die Führung übernommen, was sich als Glücksfall erwies - sein Vortrag war sowohl informativ als auch gespickt mit zahlreichen launigen Anekdoten. Zunächst machte er die Zuhörer mit den Ursprüngen von Grefrath vertraut. 1250 wurde erstmals ein "Greverode" erwähnt - die Gründung ist ungeklärt. "Ziegelfunde lassen aber auf Römer schließen", erklärte Kivelitz. 1935 wurde Grefrath ein Teil der Gemeinde Holzheim. "Das lässt sich am Heiligen Stephanus im Stadtwappen erkennen." Der Rhein scheint weit entfernt - aber im Februar 1947 wurde Grefrath von einem Hochwasser heimgesucht. "Damals gab es nach einem strengen Winter viele Eisflächen mit entsprechendem Schmelzwasser", informierte Kivelitz die erstaunten Zuhörer. Seit der kommunalen Neugliederung 1975 gehört Grefrath zu Neuss - und zählt aktuell 3636 Einwohner.

Die Führung durch Sankt Stephanus wurde für ihn dann zu einem echten Heimspiel. "Ich bin in der Kirche getauft worden, zur ersten heiligen Kommunion gegangen und bin bis heute Messdiener", begann er. Nachdem 1299 erstmals eine katholische Kirche genannt wurde, erfolgte 1862 bis 1864 der Bau der heutigen dreischiffigen Hallenkirche. Kivelitz wies auf Besonderheiten hin: den Hochaltar mit dem Gnadenstuhl der heiligen Dreifaltigkeit, die goldenen Steinreliefs mit Szenen aus dem Leben Jesu und die Kommunionbank. "Sie ist extra erhalten geblieben, um den Ursprungscharakter der Kirche nicht zu verändern", erklärte er. Kurios: Die durch Bombenhagel zerstörten Fensterteile wurden so gut in Sicherheit gebracht, dass sie nicht mehr auffindbar waren.

Die Besucher hatten bei einem Besuch der Orgelempore die Gelegenheit, die Kirche von oben auf sich wirken zu lassen. "Mir gefallen die Führungen der ,Neusser Kanten' sehr gut", meinte Ilona Commer (70). Sie wohnt in Holzheim und ist zum ersten Mal in Grefrath dabei. Norbert Breil (79) war aus Kaarst-Vorst gekommen. "Ich bin zwar schon oft in Grefrath gewesen, weil Verwandte meiner Frau hier wohnen, aber trotzdem wollte ich alles mal genau erklärt bekommen", sagte er. Nach der Kirchenführung brachte Kivelitz den Gästen das Pfarrhaus mit Überquerung des "Jordans" - gemeint ist der Abwassergraben - und das 1953/54 erbaute Haus der Landfrauen mit einer Badeanstalt näher.

(NGZ)
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