Neuss Ein Friedenskonzert zum Nachdenken

Neuss · Schülerinnen des Gymnasium Marienberg berührten mit ihrem Konzertprogramm im Münster.

Das Erzbischöfliche Gymnasium Marienberg hat sich in vielfältiger Form mit dem Ende des ersten Weltkrieges vor 100 Jahren beschäftigt. Beeindruckendes Zeugnis dieser Erinnerungskultur lieferten Chor und Orchester mit einem Konzertprogramm "1918 - 2018 Krieg und Frieden".

Teile des Programms wurden Anfang März auf einer Chorfahrt in drei Städten Westflanderns aufgeführt, wo an der Westfront erbittert gekämpft wurde. Das Gesamtprogramm war in der Neusser Quirinusbasilika in einem ausdrucksstarken und zur Nachdenklichkeit anregenden Konzert zu hören.

Die Werke bildeten bis auf eine Ausnahme eine faszinierende Einheit. Dazu passte auch die Bitte an die Zuhörer in der voll besetzten Basilika, erst am Schluss zu applaudieren

Die Schülerinnen Laura Matheisen und Hera Schroers ließen aus der Stille ein "Andante" aus der Sonate für zwei Klarinetten entstehen, die der junge Francis Poulenc 1918 schrieb. In Gustav Mahlers Klavierlied "Nicht wiedersehen!" verabschiedet sich ein junger Mann von seinem Schatz. Als er nach einem Jahr wiederkommt, ist diese vor Trauer gestorben.

Michael Köhne, der den ersten Teil des Konzertes leitete, hat dieses Lied für Chor und kleines Orchester eingerichtet. Das Konzert wurde vor allem zu einer Glanzleistung des Chores, der hier trotz ausführlichem Glockengeläute vollkommen intonationsrein blieb. Die rund 60 Frauenstimmen und knapp 20 Männerstimmen setzten sich aus Schülerinnen, Lehrern und Eltern zusammen. Der Chor überzeugte mit genauem Timing und großer Textsicherheit, in den Sopranen mit reiner Höhe, und auch die Männerstimmen, oft zweigeteilt, waren immer beständig präsent. Da musste die bis zu siebenstimmige A-cappella-Motette "Wie liegt die Stadt so wüst" des Dresdner Kreuzkirchenkantors Rudolf Mauersberger (1889 - 1971) zum erschütternden Klagelied werden.

Für Chor und sein immer zuverlässig spielendes Orchester hatte Michael Köhne "A Londonderry Air", eine volkstümliche irische Melodie, bearbeitet und das "Gebet für den Frieden", mit dem Francis Poulenc 1938 auf das expansive Hitlerdeutschland reagierte.

Der zweite Teil des Konzertes war dem "Requiem" (op. 48) von Gabriel Fauré für Soli, Chor, Orchester und Orgel (Michael Köhne) gewidmet. Die Leitung hatte nun Arno Zimmermann, der Chor und Orchester in feinsten Differenzierungen zu einem intimen und letztlich friedvollen Bekenntnis führte.

Fauré schuf ein Werk von elegischer Sanftheit, umgeht den jüngsten Tag des Zornes - "Dies irae" - und fügt die ewige Ruhe des "In paradisum" hinzu. Als Solistin konnte Martina Zimmermann (Mezzosopran) im "Pie Jesu" überzeugen. Bernhard Hüsgen (Bariton) entsprach vollkommen Faurés Vorstellung von einer "sanften Kantorenstimme".

Gewissermaßen ein Solo, ein anrührendes zumal, boten auch die Schülerinnen. Denn im finalen "In paradisum" blieb der Chor nur auf die Stimmen der Schülerinnen reduziert. Das setzte Endorphine frei und zeigte, was gute Musik alles erreichen kann.

(NGZ)
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