Neuss Ein Chor aus exzellenten Solisten

Neuss · Das Rose-Ensemble aus St. Paul und die Capella Quirina gestalteten das traditionelle Silvesterkonzert im Münster. Jedes Ensemble überzeugte auf seine Weise: das eine mit Homogenität, das andere mit solistischen Qualitäten.

 Fast zehn Tage verbringt das Rose-Ensemble in Neuss. Das Silvesterkonzert im Münster war ein Höhepunkt, ein zweiter folgt am 7. Januar in Knechtsteden.

Fast zehn Tage verbringt das Rose-Ensemble in Neuss. Das Silvesterkonzert im Münster war ein Höhepunkt, ein zweiter folgt am 7. Januar in Knechtsteden.

Foto: Woi

Das Quirinusmünster lud zu einem stimmungsvollen Jahresausklang ein. Noch im weihnachtlichen Schmuck mit zwei großen beleuchteten Tannenbäumen rechts und links vom Quirinusschrein und einem überdimensionalen Stern von Bethlehem im Altarchor bot die Basilika den festlichen Rahmen für das Silvesterkonzert. Auf Einladung des Förderkreises für Kirchenmusik am Quirinusmünster und gefördert vom Landesmusikrat NRW war nun zum vierten Mal das Rose-Ensemble aus der Neusser Partnerstadt St. Paul zu Gast, eines der besten Vokalensembles der USA.

Trotz der widrigen Wetterverhältnisse waren sehr viele Zuhörer gekommen, das Hauptschiff der Kirche sowie die Seitenschiffe und die Orgelempore waren bestens besetzt. Quasi als Gastgeber eröffnete der heimische Kammerchor Capella Quirina Neuss unter der Leitung von Joachim Neugart das Konzert mit zwei zeitgenössischen Chorwerken. Beim fünfstimmigen "Christus est stella matutina" (Christus ist der Morgenstern) des angesagten britischen Komponisten Will Todd, der in wenigen Tagen 48 Jahre alt wird, hört man in der spannenden Akkordik den Jazzkomponisten und -pianisten. Der Schwede Jan Sandström (63) gehört ebenfalls zu den meist aufgeführten Komponisten der internationalen Szene. Sein achtstimmiges "Gloria" bestach auch durch minimalistische Einwürfe von Solisten (Sopran und Tenor), die über breit gesummten Klangteppich die Motette wirkungsvoll beschließen. Die Soli übernahmen bereits Sänger vom Rose-Ensemble.

Dessen Gründer (1996) und Leiter Jordan Sramek - er ist auch als Sänger (Tenor) wertvoll - ist berühmt für seine Programme, die Geschichten erzählen und oft jahrelanges Quellenstudium erfordern. So gastierte er in Neuss schon einmal mit "American Roots", der Weihnachtsmusik der amerikanischen Siedler. Diese "Geschichte" führt das Ensemble am nächsten Sonntag in einem Konzert zusammen mit dem Neusser Münsterchor in der Knechtstedener Klosterbasilika (16.00 Uhr) auf.

Im Silvesterkonzert gab es mit "Christmas in Baroque Malta" das neueste Programm. Frühe Barockmusik, die in der Bischofskathedrale von Mdina gesungen wurde, vereinigt die Musik der Mittelmeerkulturen, vor allem Italiens.

Viele Teile der Messen, Responsorien und Antiphonen zur Weihnachtsliturgie erinnern an Monteverdis Motetten und Madrigale und werden bis zu venezianischer Mehrchörigkeit geführt. Komponisten sind nicht bekannt, bis auf das Schlaflied "Dormi, dormi, O gran bambino" des in La Valetta geborenen Barockkomponisten Giuseppe Balzano. Ein ebenfalls anonymes "Magnificat" für acht Stimmen mit feinem Wechsel zwischen Tutti und Soli schloss den Vortrag ab. Zum Finale vereinigten sich beide Kammerchöre in Giovanni Gabrielis achtstimmiger Motette "Jubilate Deo".

Wenn zwei derartige Spitzenensembles in einem Konzert aufeinandertreffen, so fordert das einen Vergleich geradezu heraus. Die Capella Quirina bestach durch ihre geschlossene Homogenität, im Rose-Ensemble ist jeder Einzelne ein exzellenter Solist. Professionell auch das Rose-Instrumentalensemble mit zwei Barockviolinen, Gambe, Harfe und Joachim Neugart an der Orgel. Der Beifall, eine Stunde vor Jahresende, dankte allen Mitwirkenden minutenlang.

(NGZ)
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