Neuss Drogenberatung: Jungen besonders gefährdet

Neuss · Norbert Bläsing, neuer Leiter der Jugend- und Drogenberatungsstelle der Stadt, stellte am Dienstag den Jahresbericht 2009 vor. Darin wird deutlich, dass vor allem schlecht ausgebildete Jungen gefährdet sind, wenn es um Drogen geht.

 Der neue Leiter Norbert Bläsing mit Stellvertreterin Petra Krauß.

Der neue Leiter Norbert Bläsing mit Stellvertreterin Petra Krauß.

Foto: L. Berns

Der typische Drogenabhängige ist männlich, zwischen 18 und 29 Jahre alt und ungebildet. Diese Erkenntnis lässt sich aus der Statistik ableiten, die die städtische Jugend- und Drogenberatungsstelle (kurz: drobs) am Dienstag vorlegte. Dabei ist Neuss, das betonte der neue Leiter der Einrichtung an der Augustinusstraße, Norbert Bläsing, "genauso gut oder schlecht wie andere Städte". Eine auffällige Drogenproblematik gibt es in Neuss nicht.

"Kein auffälliges Drogenproblem"

Als Frau hat die stellvertretende Leiterin Petra Krauß vor allem die Jungen im Blick, weil sie ihrer Ansicht nach viel stärker gefördert werden müssten. "Aber der gesellschaftliche Fokus liegt eher auf Mädchen- und Frauenförderung." Dabei sind es gerade junge Jungen, die zu Sorgenkindern werden. "Ihre Experimentierräume sind viel kleiner geworden", so Krauß. "Das, was früher ein Abenteuer war und zur Persönlichkeitsentwicklung beitrug, ist heute verboten."

Zum Freiraum der Jungen wird der Computer. Eine Welt, zu der die Erwachsenen keinen Zutritt haben. In der Beratungsstelle für Betroffene, eine von drei Bausteinen der "drops", wurden im vergangenen Jahr 405 Personen betreut, 75 Prozent waren Männer. Die meisten von ihnen kommen aus dem Rhein-Kreis, nicht unbedingt aus Neuss. "Weil manche nicht in ihrem Wohnort zu einer Beratungsstelle gehen wollen", so Bläsing. Dabei wird kein Unterschied gemacht: Wer kommt, dem wird versucht zu helfen — unabhängig vom Wohnort.

Das häufigste Suchtmittel der Klienten war Heroin (45 Prozent), gefolgt von Cannabis (26 Prozent) und Amphetaminen (sechs Prozent). Die meisten Klienten waren zwischen 18 und 29 Jahre (46 Prozent) und 30 bis 39 Jahre (26) alt. Die Mehrzahl hatte einen Hauptschulabschluss (35 Prozent) oder keinen Schulabschluss (25). Eine Mehrheit verfügt über keine abgeschlossene Berufsausbildung.

Sehr gut angenommen wird "Come in", der Kontaktladen im hinteren Bereich der Einrichtung, der keine besonderen Anforderungen an die Besucher stellt, ihnen die Möglichkeit zum Wäschewaschen und Kaffeetrinken gibt und eine erste Chance für einen Kontakt bietet. Aufgrund der verbesserten Angebote im "Come in" gelang es mit 165 Personen 1412 Besuchskontakte zu erzielen — 567 mehr als noch im Jahr zuvor. "In dieser Umgebung ist die Hürde für den Drogenabhängigen für ein erstes Gespräch natürlich niedriger als in der Beratungsstelle selbst", sagte Bläsing.

Im dritten Baustein, der Prävention und Familienberatung wird stark auf eine enge Kooperation mit Schulen und Jugendeinrichtungen Wert gelegt. Intensiv beraten wurden 2009 25 Familien, durchweg gut situiert. gesellschaftlich und sozial eingebunden, und 48 Jugendliche, meist Jungen zwischen 15 und 17 Jahren. Warum deutlich mehr Männer als Frauen zu illegalen Rauschmitteln greifen, erklärte Petra Krauß so: "Frauen haben andere Drogen: Essen und Tabletten."

(NGZ)
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