Neuss Dreadlocks made in Neuss

Neuss · Ivonne Makowski aus Derikum kreiert individuelle Frisuren mit der Häkelnadel. Die "Dreadlocktussi" - diesen liebevoll gemeinten Spitznamen bekam sie einst von ihrer Schwester - hat inzwischen Kunden aus ganz Nordrhein-Westfalen.

 "Dreadlocktussi" Ivonne Makowski (l.) mit Kundin Vanessa Ulrich: So eine Dreadlock-Sitzung mit der Häkelnadel kann sich hinziehen, da tut ein Kaffee zwischendurch ganz gut.

"Dreadlocktussi" Ivonne Makowski (l.) mit Kundin Vanessa Ulrich: So eine Dreadlock-Sitzung mit der Häkelnadel kann sich hinziehen, da tut ein Kaffee zwischendurch ganz gut.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Glänzende, weiche Haare sind der Traum jeder klassischen Friseurin - doch die Dreadlock-Stylistin hat ganz andere Wünsche. Sie liebt es trocken und widerspenstig, denn nur so lassen sich die Strähnen optimal verfilzen. Wer seinen ersten Termin bei Ivonne Makowski in Derikum hat, sollte daher vorher für eine Weile auf Conditioner, Haarkuren und Shampoo mit Silikon verzichten. "Besser die Haare mit Duschbad oder Seife waschen", rät die 39 Jahre alte Mutter von zwei Söhnen - selbst stolze Trägerin von Dreadlocks bis zur Taille. Unter dem Namen "Dreadlocktussi" - ursprünglich ein Spitzname, den ihre Schwester ihr gegeben hat - filzt und häkelt die gelernte Arzthelferin auf den Köpfen ihrer Kunden. Die reisen dazu inzwischen längst aus ganz Nordrhein-Westfalen an - und mitunter sogar aus München.

Vanessa Ulrich ist an diesem Tag von Langenfeld nach Neuss gefahren. Den Kaffee und die Plätzchen nimmt sie gerne an, denn so eine Dreadlock-Sitzung kann sich hinziehen. Da ist eine kleine Stärkung zwischendurch willkommen. Die 27-Jährige legt großen Wert darauf, immer gepflegt auszusehen, und so muss alle drei Monate nachgehäkelt werden. Um alle neu gewachsenen und herausgerutschten Haare mit einer feinen Häkelnadel wieder in die Dreads hineinzuziehen, benötigt Ivonne Makowski drei bis fünf Stunden.

Sollen ganz neue Dreadlocks entstehen, müssen gar ein bis zwei Tage dafür eingeplant werden. Dazu teilt die "Dreadlocktussi" dann Strähne für Strähne ab, toupiert diese und häkelt danach sorgfältig alle Haare von außen nach innen. "Da steht erst einmal alles wild vom Kopf ab", erzählt sie und lacht. Wenn die Zöpfe allerdings gebändigt seien, habe man mit Dreadlocks die praktischste Frisur der Welt: "Es fliegen keine Haare mehr auf dem Fußboden herum, weil sie ja nicht mehr herunterfallen können", berichtet sie.

Außerdem sei man immer schnell für jeden Anlass gestylt: "Einfach bunte Bänder oder Perlen hineinflechten oder die inneren Dreads mit Hilfe der äußeren zusammenbinden - und schon ist man fertig." Und wie ist das mit dem Waschen? "Ganz einfach", verrät sie, "man wäscht die Haare so wie immer und kann sie sogar tönen oder färben." Allerdings sei eine Wäsche pro Woche meist ausreichend, da die Haare nicht mehr so schnell nachfetten.

Über ihre Homepage im Internet, ihre Facebook-Seite oder aber über Mund-zu-Mund-Propaganda werden Dreadlock-Fans auf Ivonne Makowski aufmerksam: "Die Szene ist nicht so groß, da kennt man sich", erzählt sie und häkelt dabei eifrig weiter an Vanessa Ulrichs Dreads. Die beiden Frauen haben nicht nur die gleiche Lieblingsfrisur, sie sind sich auch darin einig, dass sie mit Vorurteilen aufräumen wollen: "Wir kiffen nicht, wir stinken nicht, und wir sind auch keine Querulanten", fasst Vanessa Ulrich zusammen. Allerdings gebe es durchaus etwas, das allen Dreadheads gemeinsam sei: "Wir blicken über den Tellerrand hinaus und machen uns unsere eigenen Gedanken", sagt die Langenfelderin, die "allen Menschen mit Respekt und auf Augenhöhe begegnen" möchte und sich selbst als "Freigeist" bezeichnet. Mit ihrer Frisur falle sie natürlich auf, aber die Reaktionen seien meist positiv, berichtet Vanessa Ulrich, die psychisch kranke und behinderte Menschen betreut. "Viele Dreadheads sind in sozialen Berufen tätig", ergänzt Ivonne Makowski.

Damit auch schöne "Zotteln" entstehen, solle mindestens zwanzig Zentimeter Eigenhaar vorhanden sein, das auf Wunsch mit Extensions aus Naturhaar verlängert werden kann. Wer keine Haare von unbekannten Menschen auf dem Kopf tragen wolle, könne auch seine eigenen Extensions mitbringen - etwa den abgeschnittenen Zopf aus Kindertagen oder eine Haarspende der Freundin, die dann passend gefärbt wird. "Eine Kundin hatte sogar mal Haare ihres Pudels dabei", erzählt Ivonne Makowski, "die konnte man prima einarbeiten."

Info Ivonne Makowski ist im Internet unter www.dreadlocktussi.de und auf Facebook unter dem Namen "Dreadlocktussi" zu finden.

(ce)
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