Neuss Doku zeigt Hüschs Rumänien-Mission

Neuss · Die deutsche Fassung des Films "Ein Pass für Deutschland" hat heute Premiere. Heinz Günther Hüsch ermöglichte die Ausreise von 226.000 Menschen.

Neuss: Doku zeigt Hüschs Rumänien-Mission
Foto: Kirschstein, Frank

Wenn Heinz Günther Hüsch heute bei den "Lichter Filmfestspielen" in Frankfurt zu Gast ist, dann geht es auch um 22 Jahre seines Lebens. Von 1968 bis zum Ende des Kalten Krieges ermöglichte der promovierte Rechtsanwalt aus Neuss im Auftrag der Bundesregierung rund 226.000 deutschstämmigen Rumänen die Ausreise und führte als Unterhändler die Verhandlungen mit dem Geheimdienst Securitate des damaligen kommunistichen Regimes in dem osteuropäischen Land. Dieses spannende Kapitel Nachkriegsgeschichte - das Geschäft "Menschen gegen Geld" firmiert unter dem Titel "Geheimsache Kanal" in deutschen Archiven - beleuchtet der rumänisch-deutsche Regisseur Razvan Georgescu in seinem Dokumentarfilm "Ein Pass für Deutschland". Die deutsche Fassung des knapp anderthalbstündigen Werks hat heute bei den "Lichter Filmfestspielen" Premiere - und die lässt Hüsch sich nicht entgehen.

In dem Film kommt der Christdemokrat, der von 1976 bis 1990 im Bundestag saß, als wichtiger Zeitzeuge von deutscher Seite zu Wort - neben Hans-Dietrich Genscher, Klaus Kinkel und dem ehemaligen Kanzlerberater Horst Teltschik. Zudem holt Georgescu Vertreter der Securitate vor die Kamera, und er lässt jene zu Wort kommen, denen die Ausreise durch die Verhandlungen Hüschs ermöglicht wurde. Die persönlichen Schilderungen der Aussiedler machen Geschichte greifbar. "Manchem Betroffenen geht das ganz schön nahe", sagt Hüsch. Der 86-Jährige hat den mehrfach prämierten Film bereits in der englischsprachigen Fassung gesehen und ist durchaus angetan von Georgescus Herangehensweise. "Der Kern des Films sind die Aussiedler. Razvan Georgescu gelingt es, ein großes Sittengemälde der Zeit zu zeichnen", sagt Hüsch.

Wenn der Neusser, der von der Securitate unter dem Decknamen Eduard geführt wurde, über jene 22 Jahre als Unterhändler spricht, dann geht es ihm nicht um seine persönliche Geschichte. Es geht ihm um Aufklärung im Sinne der Geschichtsschreibung. Sie soll historisch korrekt sein, das ist ihm wichtig. Bis vor wenigen Jahren musste Hüsch über seine humanitäre Mission noch schweigen. "Alles war streng geheim", sagt er. Mitte des vergangenen Jahrzehnts wuchs sein Wunsch, über die Mission sprechen zu dürfen - auch, um seinen Beitrag im Sinne einer historisch richtigen Darstellung leisten zu können. Hüsch fragte beim damaligen Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble an - und erhielt die Erlaubnis.

Razvan Georgescu holte den Neusser bereits für eine Fernsehdokumentation über die "Geheimsache Kanal" als Zeitzeugen vor die Kamera. Für "Ein Pass für Deutschland" besuchte der Filmemacher den Rechtsanwalt für Aufnahmen in seiner Neusser Kanzlei. Aber nicht nur wegen der Premiere der deutschen Fassung des Films beschäftigt sich Heinz Günther Hüsch momentan noch einmal besonders intensiv mit seiner einstigen Aufgabe. Er arbeitet an einem Buch zum Thema. Der Arbeitstitel: "Wege in die Freiheit".

(NGZ)
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