Neuss Dieben ist nichts mehr heilig

Neuss · Gitter, Alarmanlagen, eingeschränkte Öffnungszeiten: Die Kirchen haben sich gegen Diebe zu wappnen versucht. Ganz unterbinden können sie den Diebstahl aus Kirchen nicht. Am Quirinus-Münster verschwand ein Türknauf.

 Verärgert: Oberpfarrer Guido Assmann zeigte den Türknauf-Diebstahl an.

Verärgert: Oberpfarrer Guido Assmann zeigte den Türknauf-Diebstahl an.

Foto: NGZ

Diebstähle aus Kirchen kommen selten vor — auszuschließen sind sie nicht. Das musste Monsignore Guido Assmann feststellen, der Oberpfarrer an St. Quirin. Er musste gestern nach der Rückkehr aus dem Urlaub bei der Polizei Anzeige gegen Unbekannt erstatten musste. Offensichtlich mit Sachverstand und entsprechendem Handwerkszeug war von einer der Türen im Windfang des Hauptportals ein Türknauf in Gestalt eines Löwenkopfes abmontiert worden.

 Gestohlene Ikone: Nur noch Bild im Bild

Gestohlene Ikone: Nur noch Bild im Bild

Foto: NGZ

"Der Schaden ist vor allem ideeller Art", betont Assmann. Schließlich wurde der Knauf jeden Tag von hunderten Besuchern bei ihrem Gang in die Kirche berührt. Einen wirklich auch materiell großen Schaden erlitt die Gemeinde in der Stadtmitte, als vor knapp 20 Jahren das Bildnis der "Maria der immerwährenden Hilfe" aus dem linken Seitenschiff des Gotteshauses verschwand. Eine Ikone. An der, so erinnert sich der damalige Oberpfarrer Monsignore Hans Dieter Schelauske war vor allem der Rahmen wertvoll. Er blieb spurlos verschwunden. Mit Spendengeldern frommer Bürger konnte der Priester bei einer Ordensfrau in Jerusalem eine neue Ikone in Auftrag geben.

Diese hängt heute im immer öffentlich zugänglichen Teil des Münsters, erleuchtet vom Schein vieler hundert Kerzen — und hinter Panzerglas. "Die ist nicht mehr zu klauen", sagt Schelauske, der auch alle anderen Kunstgegenstände im Münster gegen Diebstahl sichern ließ. Katalogisiert und inventarisiert sind sie ohnehin, bestätigte Patricia Jungnickel vom Kölner Generalvikariat.

Die Polizei im Rhein-Kreis zählte im vergangenen Jahr Einbrüche beziehungsweise Einbruchsversuche in kirchliche Gemeindezentren, Kindergärten und auch in einen Glockenturm. Diebstähle aus einer der — oft verschlossenen oder mit Trenngittern gesicherten — Kirchen gab es nicht, berichtet Polizeisprecher Bernd Schmutzler.

Diebstähle, wie der von Altarleuchtern aus der Kirche Heilige Dreikönige, sind inzwischen auch aus allen amtlichen Statistiken herausgefallen. Aber nicht aus der Erinnerung der Neusser. Die wissen auch noch von dem wohl spektakulärsten Diebstahl aus einem Gotteshaus, als nämlich im November 2004 aus der Selikumer Corneliuskapelle eine Monstranz mit einer Reliquie des Heiligen verschwand.

Die wurde nur eine Woche später — unversehrt — von einem offensichtlich reuigen Dieb einfach in der benachbarten Hubertuskirche abgestellt worden. Solch einen Fall kennt auch Monsignore Schelauske. Vor Jahren verschwand ein Vortragekreuz, das sich rasch wieder einfand. "Vielleicht wollte man nur dem Küster eins auswischen", sagt er. Vielleicht war es auch Reue. Darauf hofft auch Assmann.

(NGZ)
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