Neuss Die unscharfen Begegnungen des Künstlers Martin Streit

Neuss · Im Johanna-Etienne-Krankenhaus zeigt der Maler und Fotograf Bilder, die beide Kunstrichtungen vereinen.

 Martin Streit vor einigen seiner Bilder. Im Hintergrund ist Kurator Wulf Aschenborn zu sehen.

Martin Streit vor einigen seiner Bilder. Im Hintergrund ist Kurator Wulf Aschenborn zu sehen.

Foto: Andreas Woitschützke

Kunst im Krankenhaus ist an sich nichts Außergewöhnliches. Die Reihe "Kunst im Etienne" ist es sehr wohl, wird hier doch nicht Hobbykünstlern, sondern renommierten Kunstschaffenden die Gelegenheit gegeben, ihre Werke auszustellen. Kurator Wulf Aschenborn ist dafür verantwortlich. Bis zum 14. August sind an drei unterschiedlichen Orten im Johanna-Etienne-Krankenhaus Fotos und Malerei des Kölner Künstlers Martin Streit zu sehen. Warum die Ausstellung "Unscharfe Begegnungen" heißt, merkt der Betrachter schon, bevor er das Krankenhaus betreten hat. Links neben der zentralen Eingangstür kommt der aufmerksame Besucher zum ersten Mal ins Grübeln: Was ist das?

Martin Streit, 1964 in Koblenz geboren und Absolvent der Kunstakademie Düsseldorf - er ist Meisterschüler von Gotthard Graubner - liebt die Unschärfe. Seine aktuellen Werke gehen auf eine Erfahrung zurück, die er im Jahre 2000 in Neuss auf der Museumsinsel Hombroich gemacht hatte: Einen 48 Meter langen Tunnel hatte er damals zu einer begehbaren Camera Obscura gemacht.

Daraufhin fing der Maler an, eine transportable Kamera zu entwickeln. Stark vereinfacht ausgedrückt, fotografiert eine Digitalkamera die Projektionsfläche ab. Zwischen der Außenwelt und dem Inneren der Kamera sorgen entweder eine Milchglasscheibe oder ein Stück Stoff beziehungsweise Papier für die gewünschte Unschärfe. Direkt im Foyer kann man das Ergebnis bewundern.

Das Bild "Honigmelone" zeigt besonders deutlich, dass Streit Fotos gelingen, die wie Malerei wirken. Man glaubt, die unterschiedlichen Farbschichten zu erkennen, eine perfekte optische Täuschung. Für den in Köln lebenden Künstler ist diese Art zu fotografieren eine sehr spezielle Art von Malerei. Bewegung im Raum, Auflösung des Gegenstandes - das sind wichtige Merkmale seiner Arbeiten.

Auf der erste Etage, auf der Palliativ-Station, ist auch kleinformatige Malerei zu sehen, die mit den Fotos korrespondiert. Auf den kleinformatigen Fotos sind Frauen in Bewegung zu sehen - der Künstler hat sie unbemerkt mit seiner "Camera Obscura" fotografiert - es müssen für ihn Schnappschüsse sein, um möglichst natürliche Bewegungen festhalten zu können.

Die Hintergründe hat er neutralisiert, um die Figur noch stärker zu betonen. Martin Streit bearbeitet Fotos auch mit Farbe und Pinsel. Dann gibt er seinen Figuren bewusst Konturen. Auf Station 23 sind kleinformatige Übermalungen zu sehen - Eitempera auf Papier, aber auch reine Fotografien. Als Großformat fällt der rote, ungemein einladende Sessel ins Auge.

Pate der Ausstellungen im "Etienne" ist immer ein Chefarzt. Bei der achten Auflage ist es der Chefarzt der Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin, Dr. Franz-Josef Esser.

Info Am Hasenberg, bis 14. August

(NGZ)
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