Neuss Die Stadt Neuss intensiviert ihr Werben um Pflegeeltern

Neuss · Die Stadt Neuss sucht Pflegeeltern. Derzeit leben rund 170 Neusser Kinder und Jugendliche bei Pflegeeltern, doch der Bedarf an weiteren Familien, die bereit sind, Pflegekinder im eigenen Haushalt aufzunehmen, ist groß und steigt stetig an.

 Suchen Familien, die Kinder aufnehmen (v.l.): Jeannette Lafon, Ralf Hörsken und Andreas Kels.

Suchen Familien, die Kinder aufnehmen (v.l.): Jeannette Lafon, Ralf Hörsken und Andreas Kels.

Foto: woi

Zum Vergleich: Waren 2014 noch 117 Kinder bei Pflegefamilien untergebracht, sind es im Jahr 2017 bereits 153 Kinder und Jugendliche gewesen. Weitere 17, zumeist kleine Kinder, leben in sogenannten Bereitschaftspflegefamilien.

Die Steigerung sei nicht auf das Flüchtlingsproblem zurückzuführen, so Ralf Hörsken, Jugenddezernent der Stadt Neuss. "Nur sieben unbegleitete minderjährige Flüchtlinge leben in Pflegefamilien." Die Gründe, warum Kinder nicht bei ihren leiblichen Eltern - zeitweise oder auf Dauer - aufwachsen, sind vielfältig. Grundsätzlich gilt: Die leiblichen Eltern können ihre Erziehungsaufgaben nicht bewältigen.

Das Jugendamt der Stadt Neuss sowie die Pflegekinderdienste im Rhein-Kreis Neuss suchen daher Familien für zwei unterschiedliche Betreuungsformen. "Zum einen benötigen wir Bereitschaftsfamilien, die kleine Kinder in akuten Krisensituationen auf Zeit aufnehmen", erklärt Hörsken. "Zum anderen suchen wir Familien, die bereit sind, Kinder unterschiedlichen Alters für längere Zeit oder auf Dauer ein Zuhause zu geben. Denn wir wollen möglichst wenige Kinder in Heimen oder Gruppen unterbringen, sondern vorzugsweise in Pflegefamilien." Die soziale Erfahrung einer Familie habe eine hohe Bedeutung und entspreche dem natürlichen Aufwachsen, so Hörsken.

Wer daran Interesse hat, ein Pflegekind aufzunehmen, muss verschiedene Voraussetzungen erfüllen. Ein einwandfreies "großes" polizeiliches Führungszeugnis sowie ein guter Gesundheitszustand seien ebenso Bedingung wie ein Alter, das "einem natürlichen Verhältnis" zum Kind entspreche, erklärt Jeannette Lafon vom Pflegekinderdienst. Insbesondere Menschen, die Freude am Zusammenleben mit Kindern, pädagogisches Geschick, Einfühlungsvermögen, Zeit und Geduld haben, sowie offen, tolerant, belastbar und konfliktfähig sind, würden gesucht.

Als Pflegepersonen kommen auch unverheiratete Paare, Alleinstehende oder gleichgeschlechtliche Paare in Betracht. Zur finanziellen Unterstützung wird Pflegegeld gezahlt, das den Lebensunterhalt des Kindes sicherstellen sowie die Erziehungsleistung anerkennen soll. "Bis Interessierte tatsächlich ein Kind aufnehmen dürfen, können mehrere Monate vergehen", stellt Andreas Kels, Leiter des Pflegekinderdienstes, klar. Denn Pflegeeltern werden nicht nur auf ihre Eignung überprüft, sondern auch für ihre künftigen Aufgaben geschult.

"Wir möchten vor allem erreichen, dass es passt", sagt Lafon. Und zwar zwischen allen Beteiligten: dem Kind, den leiblichen Eltern und den Pflegeeltern. "Deshalb suchen wir spezielle Familien für bestimmte Kinder." Auch leibliche Eltern, die in Not sind, fordert sie auf, den Kontakt mit dem Pflegekinderdienst zu suchen. "Wir wollen niemandem das Kind wegnehmen, sondern vor allem Kinder bewahren."

Info Zum Thema "Pflegefamilien" lädt das Jugendamt der Stadt Neuss gemeinsam mit den Pflegekinderdiensten im Rhein-Kreis Neuss zu einem Informationsabend am Mittwoch, 21. Februar, von 17 bis 19 Uhr ins Neusser Rathaus, Michaelstraße 50, Raum E.616, ein. Kontakt: Weitere Informationen erteilt Andreas Kels, Leiter des Pflegekinderdienstes, unter der Rufnummer 02131 905189.

(BroerB)
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