Neuss Die Neusser entdecken ihre Altstadt neu

Neuss · Neuss-Marketing hat bei Besuchern gefragt, wie sie die Atmosphäre in der Innenstadt bewerten. Das Ergebnis bestätigt einen Aufwärtstrend.

 Wenn Helmut Wessels als Stadtschreiber Christian Wierstraet zu einer Führung einlädt, sucht er Ecken, die wie "echte" Altstadt wirken.

Wenn Helmut Wessels als Stadtschreiber Christian Wierstraet zu einer Führung einlädt, sucht er Ecken, die wie "echte" Altstadt wirken.

Foto: A. Woitschützke

Die Innenstadt hat Atmosphäre. Das finden immer mehr Neuss-Besucher, wie eine Umfrage im Auftrag von Neuss Marketing bestätigt. 65 Prozent aller Besucher gaben der City im Vorjahr Bestnoten, 70 Prozent waren es in diesem Jahr.

In 800 Interviews wurde dabei nach dem Flair der City gefragt, das Wort Altstadt aber vermieden. Denn das, so erklärt Neuss Marketing-Geschäftsführer Peter Rebig, ist "keine Vokabel, mit der wir arbeiten".

Altstadt ist in Neuss ein Fremdwort. Noch. Das Altstadtfest, das im Quirinusviertel von der Zukunftsinitiative Innenstadt Neuss (ZIN) veranstaltet wurde, floppte deshalb unter diesem Titel. "Die Leute haben gefragt, ob das in Düsseldorf ist", erinnert ZIN-Vorstand Christoph Napp-Saarbourg. Doch in einem Punkt hat das Altstadtfest Maßstäbe gesetzt, sagt City-Manager Thomas Werz überzeugt: Es schuf eine Brücke von der Krämerstraße über den Münsterplatz zur Münsterstraße, so dass unter Einbeziehung von Glockhammer und Büchel das entstand, was der Handel immer anstrebt: ein Rundgang.

Diesen Ansatz greift ZIN nun mit dem Thema Weihnachtsbeleuchtung auf. Nach der Münsterstraße wird nun der Glockhammer ganz neu illuminiert, kündigt Napp-Saarbourg an. So werden zum einen das Quartier nördlich von Münsterplatz und Weihnachtsmarkt mehr als Einheit definiert, zum anderen — nach der Neustraße im Vorjahr — Straßenzüge abseits der Haupteinkaufsmeile stärker betont. Jene "Seitenlagen", wo die Bezeichnung Altstadt noch am zutreffendsten ist.

Für Helmut Wessels ist klar, warum in Neuss von keiner Altstadt gesprochen wird: "Die Leute verbinden mit dem Begriff alte Gassen, alte Fassaden, etwas heimeliges. Und das ist in Neuss nur als Stückwerk erhalten." Und entsprechend schwer zu vermarkten. Wenn er als Stadtführer Gäste auf eine seiner Touren innerhalb des mittelalterlichen Mauerringes nimmt, dann zeigt er ihnen die Münsterplatz, Krämer, Klarissen- und Münsterstraße, geht mit ihnen den Wierstraetweg an der Stadtmauer entlang oder durch die Neustraße zum Marienbildchen.

Das Wort Altstadt aber gebraucht er nur für die Michaelstraße. Wenn man den Verkehr anders führen und die Michaelstraße zwischen Peter-Wilhelm-Kallen-Gasse und Zollstraße verkehrsberuhigen könnte, so schlug er auch schon auf seiner Internetseite vor, "dann hätten wir mit den Gaststätten Früh, Dom und Scharpe Eck und ihren tollen Fassaden die kleinste Altstadt Deutschlands". Hunderten Facebook-Lesern gefiel das.

Das Wort Altstadt, so stellt ZIN-Vorstand Napp-Saarbourg fest, ist in der Politik oder bei der Stadtplanung häufiger zu hören, als noch vor drei oder fünf Jahren. Zum Beispiel, so zählt er auf, im Zusammenhang mit dem Bau des Romaneums, wo ein Stück der alten Stadtmauer wieder sichtbar gemacht wurde.

Stadtplanerischen Maßnahmen wie diese oder die Neugestaltung rund um das Hafenbecken I sind auch für Rebig die Voraussetzung dafür, die Altstadt neu zu definieren und ihre Teile zu vernetzen. Die so eröffneten Chancen will Neuss-Marketing nutzen. So soll auf dem Platz am Romaneum ein Büchermarkt und ein Open-Air-Theater etabliert werden.

(NGZ/rl/ila)
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