Neuss Die Markus-Passion als musikalische Verkündigung in der Christuskirche

Neuss · Das hohe, wenngleich stille Fest "Karfreitag" findet in der Öffentlichkeit, auch im christlich geprägten Neuss kaum noch statt. Gaststätten haben überwiegend wie sonntags geöffnet. Und doch gibt es sie noch, die stillen Orte, an denen man in Ruhe den Gedenktag des Sterbens Jesu ausklingen lassen kann.

 Katja Ulges-Stein hat gestern das Konzert geleitet.

Katja Ulges-Stein hat gestern das Konzert geleitet.

Foto: Woi

Die evangelische Christuskirche an der Breite Straße in Neuss pflegt diese Tradition, und auch gestern nahmen sehr viele Gläubige das Angebot einer musikalischen Besinnungsstunde an. "Das ist musikalische Verkündigung, also ein Gottesdienst", betonte Pfarrer Franz Dohmes zu Beginn und eröffnete entsprechend liturgisch die Feier. Die "Markus-Passion" von Reinhard Keiser brachte die Kantorei der evangelischen Christuskirche zur Aufführung, begleitet von Mitgliedern des Neusser Kammerorchesters. In jüngerer Zeit streitet die Musikwissenschaft, ob Keiser (1674-1739) wirklich der Autor ist. Der Aufbau ähnelt den Passionen Bachs. Nach kurzer Sonata eröffnet der Eingangschor die Leidensgeschichte. Vor allem in den großen Chören war die Kantorei bestens eingestimmt. Einwürfe als Volkes Stimme - "Kreuzige ihn" - kamen sehr genau und erzielten erschütternde Wirkung, als die Forderung in den ruhigen Choral "O hilf, Christe, Gottes Sohn" mündet.

Die Leiterin Katja Ulges-Stein konnte sich auf diesen Chor vollkommen verlassen. Unter den Solisten ragte die umfangreiche Partie des Evangelisten heraus. Ferdinand Junghänel (Tenor) interpretierte sehr einfühlsam, sang auch die Arien und unterstrich dramatische Wendungen. Xenia von Randow (Sopran) musste sich in ihre Rolle erst hereinfinden, brachte aber dann die Arie "O Golgatha" bei allem Schmerz in klarer Schönheit.

Besonders überzeugen konnte die Mezzosopranistin Johanna Werhahn in der Altpartie. Der Wuppertaler Bariton Björn Köller war für "Jesu Worte" kurzfristig eingesprungen, beherrschte die Partie aber vollkommen. Und auch die Nebenrollen waren mit Arian Stettler (Tenor) glänzend besetzt. Die Mitglieder des Neusser Kammerorchesters waren durchweg zuverlässiger Partner. Sopranarien wurden meist durch Solovioline (Andreas Illgner), Altarien durch Violoncello (Michael Krehn) und Orgel (Mario Stein) begleitet.

(Nima)
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