Neuss Die Mack-Kapelle fasziniert die Besucher

Neuss · 50 Besucher waren beim Auftakt der Programmserie "Neusser Räume" dabei, als ein Experte die Mack-Kapelle in allen Details präsentierte. Isa Deuss von "Neuss Marketing" kündigte in der Mack-Kapelle ein neues Programm an: "Wir haben wunderschöne Bauwerke, die längst noch nicht alle so intensiv kennen."

 Helmut Friedberg erklärt im Rahmen der Aktion "Neusser Räume" den Besucehrn die Mack-Kapelle.

Helmut Friedberg erklärt im Rahmen der Aktion "Neusser Räume" den Besucehrn die Mack-Kapelle.

Foto: Andreas Woitschützke

15 davon sollen jetzt im Zwei-Wochen-Rhythmus vorgestellt werden. Den Anfang machte am Samstag die Mack-Kapelle im Marianum. Helmut Friedberg, stellvertretender Vorsitzender des Freundes- und Förderkreises der Mack-Kapelle, sprach vor 50 Interessierten.

"Das Marianum ist 1908 als Notburga-Haus eröffnet wurden - es wurde als Mädchen-Erziehungsheim genutzt", erklärte Friedberg. Als das Erziehungsheim in den 1960er Jahren aufgegeben wurde, lebten dort die Schüler des Erzbischöflichen Abendgymnasiums. Nachdem die Zahl der Abendschüler immer mehr zurückging, wurde das Gebäude 2006 verkauft. Der Neusser Bauverein wandelte das Haus in Wohnungen um, was in seinem Besitz bis heute blieb, war die Mack-Kapelle. Was Helmut Friedberg noch heute empört: "Das Erzbistum Köln hat die Kapelle ohne jede Auflage abgestoßen, der neue Eigentümer hätte die Kunstwerke verkaufen können." Hat er nicht, und deshalb gab es viel zu sehen und zu zeigen.

Friedberg machte deutlich, dass Heinz Mack, einer der bekanntesten deutschen Gegenwartskünstler, Mitte der 1980er Jahre nicht unumstritten war als Gestalter der Kapelle, war er doch aus der Kirche ausgetreten und hatte keine Erfahrungen mit Arbeiten im sakralen Bereich. Im weiteren Verlauf wurde aber deutlich, dass der Künstler, Mitglied der Zero-Gruppe, die Aufgabe mit Bravour gemeistert hat. Alles ist sehr durchdacht. "Das Eingangsportal in M-Form - das M steht nicht für Mack, sondern für Maria - ist so konzipiert, dass die Menschen nicht einfach hereinspaziert kommen", erklärte der Referent. Das Besondere an dem Kreuz, das die Armhaltung des Priesters widerspiegelt: Es ist nicht von hinten beleuchtet, vielmehr befindet sich dahinter ein kleines Fenster.

Die fünf Mack-Fenster spiegeln die Schöpfungsgeschichte wider - Helmut Friedberg ging auf jedes einzelne ein. Die erste Arbeit ist noch sehr düster, hier wird das Licht gerade erst erschaffen, das fünfte Fenster dokumentiert auf sehr farbfreudige Weise und voller Symbolik die Erschaffung des Menschen. Die monumentale, über drei Meter hohe Marienskulptur aus Bronze hat wenig mit einer liebenswürdigen Frau gemeinsam, sie erinnert vielmehr an eine Kämpferin. Nicht unumstritten ist auch die Trennung von Chorraum und der übrigen Kapelle durch rund vier Meter hohe Plexiglasstelen als Kerzenhalter: "Mack hat damit ganz bewusst seine Distanz geschaffen, die aber durchlässig ist."

Reliefartig sind die vier Engels-Graffiti gegenüber den Kapellenfenstern, die auch wie überdimensionale Holzschnitte wirken: "Sie symbolisieren, dass die Engel nicht greifbar sind, aber doch allgegenwärtig", erklärte der ehemalige Marianer. Er beklagte, dass in der Mack-Kapelle keine Taufen und Trauungen erlaubt sind. Die Führungen werden sehr gut angenommen: "Die Menschen sind fasziniert von der Kapelle - im vergangenen Jahr hat es 35 Führungen gegeben."

(NGZ)
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