Neuss Die ganze Welt des Tanzes

Neuss · Zum ersten Mal ist die legendäre Martha Graham Company aus New York bei den Tanzwochen zu Gast. Der Auftritt ist der einzige in Deutschland.

 Die Martha Graham Company bewahrt das Erbe der 1991 gestorbenen Altmeisterin des modernen amerikanischen Tanzes und erneuert dennoch seine Tanzsprache.

Die Martha Graham Company bewahrt das Erbe der 1991 gestorbenen Altmeisterin des modernen amerikanischen Tanzes und erneuert dennoch seine Tanzsprache.

Foto: Brigid Pierce

Mit Beginn der Saison Nummer vier nach den drastischen Preiserhöhungen für die Internationalen Tanzwochen können Kulturreferent Rainer Wiertz und Kulturdezernentin Christiane Zangs mit Fug und Recht behaupten, dass ihre gewagte Rechnung aufgegangen ist. Bei Abo-Preisen von 157 bis 292 Euro für sechs Veranstaltungen hat sich die Zahl der Festbucher bei 680 eingependelt - vorher waren es mehr als 800. Dass die Auslastung in der vergangenen Saison dennoch bei über 90 Prozent liegt, ist dem Einzelkartenverkauf zu verdanken. "Der ist deutlich gestiegen", sagt Tanzwochen-Chef Wiertz, sieht darin auch ein Zeichen der Zeit. Der Trend, aufs Abo zu verzichten und stattdessen spontan eine Karte zu kaufen, hält überall an.

Für die sechs Gastspiele der neuen Saison in der Stadthalle verspricht Wiertz eine "Reise durch den Kosmos des Tanzes". Sie beginnt mit einem Ausflug nach Frankreich und Algerien und mit der Compagnie Hervé Koubi, die "für Deutschland eine Entdeckung ist", wie Wiertz meint. Der französische Choreograph hat in seiner alten Heimat Algerien zwölf Tänzer gecastet, die noch nie auf der Bühne gestanden haben. Damit tourt er höchst erfolgreich durch die Welt, kommt am 25. Oktober nach Neuss. "Koubi verknüpft extreme Bewegungssprachen aus Streetdance, Soufi und HipHop", sagt Wiertz und ergänzt: "Ich bin total begeistert."

Noch euphorischer reagiert er auf die Verpflichtung der Martha Graham Dance Company aus New York. Zwei Jahre habe er daran gearbeitet, sagt er lachend, geklappt habe es endlich dank guter Verbindungen. Neuss ist das erste Gastspiel der legendären Truppe in Deutschland, vorher tritt sie in Palermo auf, danach geht es nach Istanbul. Die Company kommt mit einer Mischung aus traditionsbewussten und zeitgenössischen Arbeiten wie Grahams "Steps in the Street" und "Echo" von Andonis Foniadakis (18. November).

Die jungen Tänzer des Bayrischen Staatsballetts (II) bringen am 7. Dezember unter anderem Musik von Harry Belafonte, Benny Goodman und Oscar Petersen sowie Choreographien von Hans van Manen und Ralf Jaroschinski mit. Dessen "Intuition Blast" ist auch wieder dabei, hatte das Neusser Publikum schon 2011 von den Stühlen gerissen.

Zum ersten Mal überhaupt ist es Wiertz gelungen, eine Company aus Neuseeland in die Stadthalle zu holen. Das Gastspiel der New Zeeland Dance Company wurde nur möglich in Kooperation mit dem Holland Dans Festival und der Bayer Kulturabteilung, ist zudem eine Deutschlandpremiere. Die Company kommt mit zwei eigenen Arbeiten, eine dritte vom Niederländer Stephen Shropshire wird ihr noch auf den Leib choreographiert (21. Januar).

Mit dem Alonso King Lines Ballet aus San Francisco kommt ein gern gesehener Tanzwochen-Gast. Der Meister selbst hat die drei Arbeiten, mit denen die Truppe am 16. Februar in Neuss auftritt, choreographiert. Das Hauptwerk ist zweifellos "Writing Ground". Über 40 Minuten geht es, vereint dabei Musik aus allen Zeiten und verschiedenen Religionen mit der Frage nach dem Menschsein an sich.

Mit dem Balé Da Cidade aus Sao Paulo am 5. März geht die Tanzwochen-Saison zu Ende. Auch diese Company gehört zu jenen, die immer mal wieder in Neuss zu sehen ist. Zwei Choreographien stehen schon fest, an den anderen wird noch gearbeitet.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort