Neuss Diakonie Düsseldorf eröffnet ihr erstes "Fairhaus" in Neuss

Neuss · Sozialkaufhaus steht nicht nur den Bedürftigen offen.

Die Stadt bekommt in guter Lage an der Oberstraße ein neues Kaufhaus. Eine Wundertüte, wie Betriebsleiter Michael Wirtz betont. Denn weil dieses "Fairhaus" nur gespendete Waren oder von Unternehmen aufgekaufte Restposten anbietet, kann nie garantiert werden, dass ein bestimmter Artikel auch vorrätig ist. "Wir haben kein geplantes Sortiment", betont Wirtz, der unter dem Dach der Inklusionsfirma Renatec für nunmehr neun "Fairhäuser" verantwortlich ist. Aber vorbeizuschauen lohne immer, denn wenn man fündig wird, ist das immer ein Schnäppchen.

Seit zwei Jahren hat die Renatec, ein Tochterunternehmen der Diakonie Düsseldorf, die Agen nach einem Ladenlokal in Neuss aufgehalten. Viele Fairhaus-Kunden aus Neuss hätten den Anstoß dazu gegeben, erstmals über die Stadtgrenzen hinaus zu expandieren. Fündig wurde die Renatec an der Ecke Oberstraße/Am Kehlturm, wo heute ab 10 Uhr Eröffnung gefeiert wird.

Auf 290 Quadratmetern Verkaufsfläche finden Kunden Kleidung und Spielzeug, aber auch Haushaltswaren, Elektrogeräte und Möbel. Alles zum kleinen Preis - aber mit Garantie. "Die übernehmen wir", sagt Wirtz, aber erst nachdem die Waren in der eigenen Werkstatt, wo auch Möbel aufgearbeitet werden, durchgesehen wurden. Kleiderspenden oder Retouren und Restbestände von Firmen werden dort zum Teil neutralisiert, also Markenname und Herstellerangaben entfernt. Nicht verkäufliche Textilien werden dort in einem Upcycling-Projekt umgearbeitet - zum Beispiel in Taschen.

Zum Team vor Ort gehören neben Filialleiterin Petra Elling noch vier weitere Mitarbeiter. Das "Fairhaus" als Inklusionsbetrieb bietet aber auch zwei Menschen mit Behinderung einen Arbeitsplatz. 19 sind es inzwischen in der Fairhaus-Kette.

Der Versuch der Diakonietochter, in Neuss Fuß zu fassen, war von den örtlichen Wohlfahrtverbänden, die zum Teil eigene Secondhand-Läden betreiben, kritisch kommentiert worden. Dem trat Renatec-Geschäftsführerin Britta Zweigner mit der Zusicherung entgegen, dass man sich nicht als Konkurrent der anderen Sozialverbände oder des örtlichen Einzelhandles versteht. In Düsseldorf hätte auch jeder seinen Platz gefunden und behauptet. Der Bedarf an Sozialkaufhäusern sei aber nun einmal insgesamt groß, sagt Zweigner. Das zeige schon alleine die Tatsache, dass die acht Fairhäuser in Düsseldorf rund 30.000 Kunden-Rabattkarten ausgegeben haben, die nur Bedürftige nach Vorlage eines Einkommensnachweises erhalten. Das "Fairhaus" stehe aber allen offen - und man sei bemüht, den Laden auch chic einzurichten.

(-nau)
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