Neuss Der Hundeversteher

Neuss · Interview Martin Rütter ist Tierpsychologe und Ende März mit seinem Programm "Hund – Deutsch, Deutsch – Hund" zu Gast in der Neusser Stadthalle. Rütters Hunde-Programm "D.o.g.s." wird jetzt auch in Neuss angeboten.

 Beim Training berücksichtigt Martin Rütter den Charakter des Tieres. Bild: privat

Beim Training berücksichtigt Martin Rütter den Charakter des Tieres. Bild: privat

Foto: NGZ

Interview Martin Rütter ist Tierpsychologe und Ende März mit seinem Programm "Hund — Deutsch, Deutsch — Hund" zu Gast in der Neusser Stadthalle. Rütters Hunde-Programm "D.o.g.s." wird jetzt auch in Neuss angeboten.

Mehr als 150 000 Hundefreunde haben Martin Rütter bisher live erlebt. Viele kennen ihn aus dem Fernsehen. Ob in "Der Hundeprofi" oder in "Eine Couch für alle Felle" — der Tierpsychologe findet für jedes tierische Problem eine Lösung. Der Hundeversteher ist am 25. März (20 Uhr) in der Stadthalle.

Wie wird man Hundeflüsterer?

Rütter Das bin ich nicht. Und ich mag diesen Begriff auch nicht, er klingt unseriös, als hätte ich übersinnliche Fähigkeiten.

Gut, wie wird man Hundeversteher?

Rütter Das passt schon eher. Ich hatte schon immer eine starke Affinität zu Hunden, obwohl ich als Kind keinen Hund haben durfte. Aber meine Tante hatte Hunde und nahm auch immer wieder Tiere in Pflege. Das Phänomen war, dass der netteste, wohlerzogenste Hund bei ihr nach wenigen Wochen völlig versaut war.

Was hat Ihre Tante falsch gemacht?

Rütter Die Hunde durften alles. Das tut ihnen nicht gut. Man muss Hunde nicht grob oder hart erziehen, aber man muss Regeln aufstellen. Nicht anders als in der Kindererziehung.

Wie haben Sie das gelernt?

Rütter Ich wollte Hunde verstehen und wissen, wie das Zusammenleben von Hunden und Menschen funktioniert. Mit 18 hatte ich schon 150 Bücher über Hunde gelesen. Nach dem Abitur hatte ich dann das Glück, dass ich ein Jahr lang in Australien das Verhalten von Dingos untersuchen konnte. Dadurch wurde mir klar, dass Hunde ein viel komplexeres, differenzierteres Sozialverhalten haben, als Menschen glauben. Zurück in Deutschland habe ich deshalb mit Hunden ganz anders gearbeitet als es damals noch allgemein üblich war.

Was haben Sie anders gemacht?

Rütter Damals wurde in Hundeschulen viel geschrieen. Ich habe dagegen das "Dog oriented guiding system" entwickelt, das auf die Situation schaut und den Charakter des Tieres berücksichtigt. Hunde haben genetische Anlagen, die ihren Charakter bestimmen. Es gibt verspielte Hunde und schlichte, dominante und ängstliche. Man kann und darf diesen Charakter nicht verbiegen, aber man kann ihn formen.

Weshalb glauben viele Menschen, ihr Hund würde jedes Wort verstehen?

Rütter Hunde werden oft stark vermenschlicht und als Familienmitglied gesehen. Aufgrund der emotionalen Beziehung verschwimmen die Grenzen sehr schnell.

Liegt es also an den Menschen, wenn die Verständigung nicht klappt?

Rütter Es liegt immer an den Menschen. Deshalb heißen meine Schulen auch bewusst nicht Hundeschulen, sondern Zentren für Mensch und Hund. Ich habe noch nie einen Hund erlebt, mit dem man nicht arbeiten konnte.

Gibt es Tipps für den Hundekauf?

Rütten Viele Menschen unterschätzen die Anforderungen, die ein Hund mit sich bringt. Wir bieten deutschlandweit gratis Beratungen vor dem Kauf, weil sich dadurch viele Probleme vermeiden lassen.

Kann man Ihr Wissen über Hunde auf andere Tiere übertragen?

Rütter Ich kenne mich ehrlich gesagt mit keiner anderen Tierart aus.

Dagmar Kann-Coomann führte das Gespräch.

(NGZ)
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