Neuss Der Chefkletterer am Neusser Gletscher

Neuss · Sebastian John (30) ist Sportwissenschaftler, Snowboarder und in der Skihalle mitverantwortlich für den Kletterpark. Ein Manager in Shorts.

 Sebastian John ist in der Skihalle Neuss mitverantwortlich für den Außenbereich inklusive Kletterpark.

Sebastian John ist in der Skihalle Neuss mitverantwortlich für den Außenbereich inklusive Kletterpark.

Foto: Andreas Woitschützke

Klettern kann man nicht studieren. Aber man kann es lernen. "Man geht immer bis zum Äußeren und verschiebt sein eigenes Limit", sagt der Diplom-Sportwissenschaftler und Hochseilgartenlehrer Sebastian John. Er ist einer der Chefkletterer im Außenbereich der Skihalle Neuss mit Hochseilgarten und Kletterwand. Kurze Haare, braun gebrannt, durchtrainiert. Die kräftigen Arme verraten, dass der 30-Jährige auch selbst gerne mal "in der Wand hängt", wie er sagt, im Urlaub auch gerne mal dort, wo es kein Netz und doppelten Boden gibt. Beim Freiklettern ohne Sicherung, dem sogenannten Bouldern.

Wer ihn im Hochseilgarten besucht, dem verpasst John allerdings Helm, Gurtsystem mit Dauersicherung und natürlich eine genaue Einweisung. So funktioniert die Arbeit der rund 45 Klettertrainer, die für die Skihalle arbeiten. Etwa 20 000 Kletterer im Jahr schleusen die Trainer so sicher durch die sieben Parcours mit einer Höhe von bis zu neun Metern - vom Kindergeburtstag, über den Junggesellenabschied bis zur Firmenveranstaltung und sogar Familienausflug mit Großeltern. "Ich habe auch schon Oma und Opa mit Enkelkind durch den Seilgarten begleitet", sagt Sebastian John.

Dabei hatte er es noch gar nicht mit dem Klettern, als er zur Skihalle kam. Aus der hessischen Heimat kam Sebastian John nach Köln, um an der dortigen Sporthochschule Sportmanagement zu studieren. Einer seiner Schwerpunkte neben dem theoretischen Teil in Ökonomie, Management und Umweltmanagement war das Snowboard. "Das war immer schon meine Leidenschaft", sagt John.

Vor acht Jahren begann er damit, seine Leidenschaft auch zum Beruf zu machen. Als Snowboard-Lehrer fing er freiberuflich in der Skihalle an. Für einen Sport-Studenten der ideale Nebenjob. Doch das reichte nicht mehr, als im Sommer mehr Leute klettern als im Schnee auf einem Brett den Berg herunterrutschen wollten. Also machte John das Zertifikat als Hochseilgartentrainer und begann auch selbst mit der Kletterei.

Die Arbeit an der Skihalle wurde immer intensiver. Irgendwann zog er von Köln nach Neuss, um näher am Kletterpark zu sein. Jetzt lebt er mit seiner Freundin in Kleinenbroich. Ländlich, nahe an der Natur, wie einst bei den Eltern in Eschborn, Hessen.

Neuss - Sightseeing in Bildern
15 Bilder

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Foto: Andreas Woitschützke

Mittlerweile ist Sebastian John längst mit dem Studium fertig und fest angestellt in der Skihalle. In der Halle arbeitet er noch immer mit dem Snowboard. Beim "Chill and Destroy"-Contest vor zwei Wochen wurde er in eigener Halle Dritter. Eine gute Voraussetzung für den staatlichen Snowboard-Lehrer - sein nächstes Ziel. John ist mitverantwortlich für den Außenbereich und bildet neue Hochseiltrainer aus. Studenten, wie er früher selbst einer war. "Ich schätze die Arbeit im Kletterpark und an der Kletterwand sehr, weil ich dadurch so viel draußen sein kann", sagt John. Am Schreibtisch bei Skihallen-Betreiber Allrounder geht es um das Kaufmännische, draußen ums Klettern. Ein Manager in Shorts und Kletterschuhen. Das kann man nicht lernen. Das muss man werden.

(NGZ)
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