Neuss Der Bücherwurm ist eine gefährdete Art

Neuss · Morgen ist Welttag des Buches. Doch das Medium ist bei den jungen Leuten in Kaarst offenbar nicht mehr so angesagt. Denn in Zeiten von E-Books, Smartphones, Playstation und Xbox gerät es immer mehr in den Hintergrund.

"Egal welches Alter - vom Kind und Jugendlichen bis zum Erwachsenen lesen alle Generationen gerne", sagt Petra Esser, die seit 2013 das gleichnamige Geschäft betreibt. "Gott sei Dank gibt es noch viele Menschen, die den Geruch des Papieres und die Haptik lieben, und nicht nur E-Books lesen", sagt sie.

Die aus Frankfurt stammende Geschäftsführerin ist erst vor vier Jahren beruflich "aufs Buch gekommen". Mit ihrem Mann hatte sie zuvor in vielen verschiedenen Städten gelebt - unter anderem in Paris. Dort habe sie auch die Kombination von Buchladen, Café und Geschenk-Artikeln kennengelernt. Den Welttag des Buches finde sie wichtig: "Es ist ein Gedankenanstoß für jedermann, vielleicht mal wieder auf das Buch zurückzukommen." Grundsätzlich werden zu wenig Bücher gelesen, klagt Frank Theelen, Inhaber der Buchhandlung am Maubishof. "Gerade im Kinder- und Jugendbereich hat das mediale Verhalten stark am Buchkonsum gezerrt", sagt Theelen, der seit 2000 in Kaarst ist, seit 2008 zwei weitere Buchhandlungen in Anrath und seit vergangenem Jahr auch eine in St. Tönis betreibt.

"Leider lässt die Schule unglaublich wenig Freizeit", so Theelen, der einst auf Lehramt Germanistik und Philosophie studiert hat. Er sieht die Gefahr: Wer nicht mehr länger am Stück in einem Buch lese, verlerne, sich zu vertiefen. Auch E-Book-Reader würden dazu beitragen. "Das ist zwar effektives Lesen, aber es gibt keine Verankerung mehr von Textabschnitten im Gedächtnis", erklärt Theelen. "Lesen als Freizeitbeschäftigung droht zu verschwinden." Und die Verlage reagieren auf den Rückzug des Bücherwurms. "Im Kinder- und Jugendbereich haben sie in den letzten zwei Jahren ihr Programm um ein Drittel zusammengestrichen. Ein großes Elend", so Theelen. Auch Marina Ackermann vom Arche-Buchladen - der jüngst sein 25-jähriges Bestehen feierte -, bemerkt, dass Kinder deutlich weniger lesen. Seit 40 Jahren ist sie Buchhändlerin, elf Jahre davon in Büttgen. "Langer Schulunterricht, aber auch Internet und elektronische Spiele führen dazu, dass junge Menschen weniger Bücher lesen." Manchen werde es zudem von den Eltern nicht vorgelebt. "Dabei erspart jedes Buch, das Kleinkindern vorgelesen wird, spätere Lernhilfe", ist sie überzeugt. Für all ihre Kunden arbeitet sie sich vor allem als Lotsin durch die "Flut der Neuerscheinungen".

(BroerB)
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