Neuss Der Bücherschrank hat nun eine Schmöker-Bank

Neuss · Bü.Ne-Initiatoren freuen sich über ein erfolgreiches Jahr.

 Dorothea Gravemann und Michael Hohlmann von der Bü.Ne.

Dorothea Gravemann und Michael Hohlmann von der Bü.Ne.

Foto: hbm

Das Regal für die Kinderbücher ist ganz unten meistens leer. Nicht, weil es nicht gefüllt wird, sondern weil wieder ausgeräumt wird, kaum nachdem es ein Bücherfreund bestückt hat. "Das freut uns ganz besonders", sagen Dorothea Gravemann und Michael Hohlmann zufrieden, "denn gerade Kinderbücher sind uns wichtig. Sie dürfen ruhig schnell weg sein."

Ansonsten sieht der Bücherschrank, den die Bürgerstiftung Neuss (Bü.Ne) vor etwa einem Jahr an der Oberstraße aufgestellt hat, leer natürlich nicht so gut aus. Aber das kommt auch nicht oft vor.

"Wir sind sehr froh, dass wir in Sachen Bücherschrank einen langen Atem hatten", konstatieren die beiden Verantwortlichen. Schließlich hat die Realisierung längere Zeit auf sich warten lassen, bis Standplatz und Sponsoring perfekt waren. Nun stimmt alles, sagen die beiden, der Standplatz sei zentral und gut gelegen in der Nähe der Straßenbahnhaltstelle, und eine Bank ist nun auch angebracht - wer im Bücherschrank fündig geworden ist, kann sich gleich hinsetzen und schmökern.

"Ein idealer Standort", sagt Gravemann, die der Bü.Ne vorsitzt, und greift in ihre Tasche, zieht erst mal ein paar Bücher heraus, die sie auf die verschiedenen Regale verteilt. Keine fünf Minuten später kommt eine Passantin ebenfalls mit einer Tasche, aus der sie Bücher für den Schrank zieht - aber sie schaut dann auch selbst, ob sie welche findet, die sie lesen möchte. "So muss es sein", sagt Gravemann und lacht.

Die Buchhändlerin kommt ebenso wie Hohlmann in regelmäßigen Abständen am Bücherschrank vorbei und kontrolliert dann mit einem Blick den Inhalt. "Groschenhefte haben wir schon mal rausgenommen", sagt Hohlmann, "und Nazi-Literatur gehört auch nicht hinein, wird sofort entsorgt."

Aber manch alter Schinken darf im Bücherschrank auch überleben. Zum Beispiel eine alte Ausgabe der "Ungarischen Rhapsodie" von Zsolt Harsányi über Franz Liszt, die man sonst nur in Antiquariaten findet: "Leider fehlt das Blatt, auf dem das Erscheinungsjahr aufgedruckt ist", sagt Hohlmann bedauernd, "aber sonst ist der Roman komplett."

Geocatcher sollen den Bücherschrank übrigens auch schon entdeckt haben ...

(hbm)
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