Neuss Das zweite Leben von Hobis Puppenbühne

Neuss · Horst Bischoff war 32 Jahre mit seinem Theater auf Tour. Mit seinem letzten Auftritt vor einem Jahr gab er seine Bühne jetzt an die Kita "Maria Goretti" ab. Dort will man das "Ensemble" auch anderen Kitas und Schulen zugänglich machen.

 Die Vorschulkinder der Kita "Maria Goretti" kannten "Hobis" Puppenbühne schon von Besuchen dieses Theaters, jetzt ist die Bühne Teil ihrer Kita.

Die Vorschulkinder der Kita "Maria Goretti" kannten "Hobis" Puppenbühne schon von Besuchen dieses Theaters, jetzt ist die Bühne Teil ihrer Kita.

Foto: woi

Als Puppenspieler kann man einfach in Rente gehen, doch was wird aus den "Kollegen"? Lange hat sich Horst "Hobi" Bischoff mit dieser Frage gequält und war sich auch bis zuletzt nicht sicher. "Im schlimmsten Fall Sperrmüll", sagte er immer. Doch seiner Bühne und dem gut sechzigköpfigen "Ensemble" bleibt dieser Weg erspart. Der Puppenspieler geht in Rente, ja. Doch seine Puppen starten in der Kindertagesstätte "Maria Goretti" an der Kapitelstraße eine zweite Karriere. Gestern zogen sie dort ein.

Beate Koenemann ist Leiterin dieses Familienzentrums - und jetzt auch jener Puppenbühne, mit der "Hobi" und seine Frau Uschi 32 Jahre lang getingelt sind. Das findet Koenemann schön und spannend, aber eingesperrt sollen die Puppen nicht bleiben. Gut, die Bühne samt Übertragungstechnik, dazu Bühnenbilder und die Skripte zu mindestens 35 Hobi-Stücken lagern jetzt in der Kita "Maria Goretti". Doch dort versteht man die eigene Rolle auch als "Tourneeleitung". Andere Kindertagesstätten oder Grundschulen, die mit der Bühne arbeiten wollen, können das gerne und kostenlos tun - sofern die Bühne nicht anderweitig gebunden ist.

Vor bereits einem Jahr haben Horst und Uschi Bischoff für sich entschieden, mit der Bühne nicht mehr auf Tour zu gehen. "Ich werde nie mehr spielen", stellte "Hobi" gestern noch einmal klar. Doch bei Fragen wären sie immer erreichbar.

Das wird Beate Koenemann sicher in Anspruch nehmen. "Puppenspiele haben wir schon mal als Projekt gemacht", sagt sie und betont, dass so etwas durchaus zur Ausbildung von Erzieherinnen gehör. Doch einen Workshop zur Einweisung in Bühnenbau- und -technik würde sie schon einrichten.

Wer oder was die "Hobi-Bühne" ist, musste sie ihren Kolleginnen und zumindest den älteren Kindern nicht erklären. Wann immer die Puppenbühne in den vergangenen 16 Jahren in der Stadtbücherei - und damit fast nebenan - ein Gastspiel gab, pilgerten die Theaterfreunde aus der Kita dorthin. Erschwinglich waren solche Besuche, darauf habe er immer geachtet, sagt Horst Bischoff (69), der von seiner Bühne nie leben musste, sondern sich seine Brötchen im öffentlichen Dienst verdiente. Das verschaffte ihm auch bei seiner Honorargestaltung künstlerische Freiräume.

Für "Hobi" selbst, der vor seiner Bühnenzeit als Rock-, Pop- und Folk-Musiker unterwegs war, geht die Karriere musikalisch weiter. In Gnadental leitet er einen Kinder- und einen Jugendchor, im Café Einblick Kaarst einen Chor mit Behinderten. Mit dem gestrigen Umzug kam das in der Hobi-Werkstatt gefertigte Ensemble in die Kita - und natürlich auch das Kasperle. Aber es ist nur "ein" Kasper und nicht "der" Kasper, den Bischoff als Held in seiner kleinen Bühne sieht. Diese Figur hat daheim einen Ehrenplatz erhalten. "Und immer, wenn ich an ihm vorbeigehe, sage ich: Das hast du gut gemacht in den 32 Jahren."

(-nau)
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