Neuss Das Stadtarchiv ist demokratisch

Neuss · Neusser Räume: Leiter Jens Metzdorf führte Besucher durch das Stadtarchiv.

 Jens Metzdorf führte Besucher durchs Stadtarchiv.

Jens Metzdorf führte Besucher durchs Stadtarchiv.

Foto: WOI

Es ist ein imposantes Gebäude, ein Musterbeispiel des Klassizismus und es ist so etwas wie eine Schatzkiste der Neusser Stadtgeschichte: Archivleiter Dr. Jens Metzdorf stellte am Wochenende im Rahmen der Reihe "Neusser Räume" das Stadtarchiv vor. Die Teilnehmer hatten auch Zutritt zu Bereichen, die sonst tabu sind.

Metzdorf gab auf unterhaltsame Weise jede Menge Informationen. Das Gebäude wurde 1778 als Thurn- und Taxi'sche Post errichtet. "Es war ein vornehmer Stadtpalast, wie es nur noch wenige in Neuss gibt", erklärte der 48-Jährige. Die Pläne stammen von dem Krefelder Stararchitekten Leydel. Eigentümerin des Hauses war die Familie Nepes. Die betrieb das einträgliche Geschäft in kurkölnischer Zeit, während der Besetzung durch die Franzosen und unter den Preußen. Ausgebremst wurde sie, als es keine Nachkommen mehr gab. Deshalb erbte eine Nichte, Pauline Hofstett das Anwesen. "Sie heiratete den Neusser Apotheker Clemens Sels, der in dem Haus eine Stearinkerzen- und Lichterfabrik etablierte. Später produzierte hier die Dortmunder Kerzenfabrik Overbeck bis 1965."

Ebenfalls unter Denkmalschutz steht der Backsteinbau hinter dem Gebäude von 1778: Der ist gut 100 Jahre alt, diente einst als Kerzenlager und gehört jetzt zum Stadtarchiv. Dort sind Urkunden untergebracht sowie die Restaurierungswerkstatt von Marcus Janssens. "Papiere von 1850 bis 1950 sind in besonderem Maße von Zerstörung bedroht, während die früheren Papiere auf Lumpenbasis Jahrhunderte halten", erklärte Jens Metzdorf.

Die Besucher sahen eine Urkunde von 1607 und weitere Kostbarkeiten. Metzdorf zog weiße Handschuhe an, bevor er die Schätze seines Archivs anfasste und nicht ohne Stolz präsentierte. Was auf 4000 Regalmetern archiviert worden ist, könne in "Amtliches" und "Nichtamtliches" unterteilt werden, also in Akten von der Stadtverwaltung und in Dokumente von Vereinen und Verbänden, aus der Wirtschaft und von Nachlässen. "Wir müssen jedes Dokument auf seine Bedeutung hin abklopfen", erklärte der Archivleiter. Und er betonte, dass das Archiv an der Oberstraße - es ist hier seit 1967 untergebracht - für alle Interessierten zugänglich ist: "Es ist eine demokratische Einrichtung, die das Verwaltungshandeln rekonstruierbar macht."

(barni)
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