Neuss Das lange Warten auf den Asylbescheid

Neuss · Seit anderthalb Jahren hofft eine Flüchtlings-Familie aus Ägypten auf die Erlaubnis, im Rhein-Kreis bleiben zu dürfen.

 Christa Brinckmann (l.) und Irene Fischer (r.) kümmern sich um Mona Atia, ihren Mann Emad Habashi und die drei Töchter Menriet, Feby und Marina.

Christa Brinckmann (l.) und Irene Fischer (r.) kümmern sich um Mona Atia, ihren Mann Emad Habashi und die drei Töchter Menriet, Feby und Marina.

Foto: lber

Für Fotos und andere Erinnerungen war kein Platz im Koffer. "Wir haben drei Tage gepackt und nur Kleidung mitgenommen", erzählt Feby Bekhiet. Der Rest blieb in Kairo. Im Herbst 2013 floh die jetzt 19-Jährige mit ihren Eltern und zwei Schwestern aus Ägypten nach Deutschland. Seit einem Jahr und sieben Monaten wartet die Familie koptischer Christen nun auf die Anerkennung ihres Asylantrags. "Dabei heißt es doch immer, die Anträge würden innerhalb von sieben Monaten entschieden", ärgert sich Christa Brinckmann.

Die 78-Jährige, die in der katholischen Kirchengemeinde St. Peter Rosellen aktiv ist, hat die ägyptische Familie im Neusser Durchgangsheim im ehemaligen Alexianer-Krankenhaus kennengelernt, wo sie sich ehrenamtlich um Flüchtlinge kümmert. Kurzerhand nahm sie die Familie mit zum nächsten Gottesdienst in Rosellen. "Danach habe ich sie zu mir zum Mittagessen eingeladen, und abends sind wir noch zum Fest der Lichter in St. Anna gegangen." Das war im November 2013. Seitdem hilft sie mit Irene Fischer (64) und anderen Mitgliedern der Gemeinde St. Peter Rosellen der Flüchtlings-Familie, hier Fuß zu fassen. Vor kurzem haben die fünf Ägypter eine eigene Wohnung in Dormagen-Horrem bezogen. "Für die Hilfe sind wir sehr dankbar", sagt Feby. "Gott hat die Engel zu uns geschickt."

Seit 2011, mit dem Rücktritt von Präsident Husni Mubarak, erlebten Feby, ihre Schwestern Marina (22) und Menriet (17), ihr Bruder Andrew (23) sowie ihre Altern Emad Habashi (58) und Mona Atia (53) zunehmend Repressalien in der Heimat. "Mein Vater wurde auf der Arbeit bedroht, vor unserem Haus patrouillierten ständig Islamisten, und wir Mädchen konnten zum Schluss nicht mehr auf die Straße, weil wir keine Kopftücher tragen. Mein Bruder ist schon vor uns in die Ukraine geflohen, weil er Probleme mit den Muslimbrüdern hatte", erzählt Feby. Seit drei Jahren haben sie ihn nicht mehr gesehen.

Dabei hatte die Familie in Ägypten bis vor wenigen Jahren noch ein gutes Leben. Vater Emad Habashi war als Buchhalter tätig, Mutter Mona Atia unterrichtete an einer Schule Agrarwirtschaft. Feby hatte nach ihrem Abitur in Kairo bereits angefangen, Naturwissenschaften zu studieren. Marina kann ein Physiotherapie-Studium vorweisen. Menriet geht noch zur Schule. "Ich bin wegen meiner Töchter geflohen", sagt Emad Habashi. "Ich hatte Sorge, dass ihnen etwas passiert." Ein wenig Deutsch spricht er schon. Für seine Töchter ist die Verständigung dagegen kein Problem. "In der Schule haben wir als dritte Fremdsprache Deutsch", erzählt Marina. Sie hoffen nun inständig, dass ihnen Asyl gewährt wird und sie sich hier ein neues Leben aufbauen und auch arbeiten gehen können.

Beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) kann man ihnen zumindest eine gute Nachricht mitteilen: Die Entscheidung soll noch innerhalb der nächsten vier Wochen fallen. "Wir bedauern, dass die Menschen so lange warten müssen", erklärt BAMF-Sprecher Mehmet Ata. "Angesichts der hohen Flüchtlingszahlen haben die Fälle aus anderen Ländern im Moment Vorrang. Aber nun sollen auch dringend die Fälle aus den Jahren 2013 und älter abgearbeitet werden." Die Chancen für Febys Familie stehen nicht schlecht, wie ein Blick in die Statistik zeigt: 64 Prozent der Asylanträge von ägyptischen Flüchtlingen werden laut BAMF positiv beschieden.

(NGZ)
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