Neuss Das "Haus der Jugend" steht erneut vor dem Aus

Neuss · Die älteste Neusser Jugendeinrichtung benötigt zusätzliche finanzielle Unterstützung, insbesondere mit Blick auf Gebäudesanierung und -erhalt. Gibt die Stadt nicht mehr Geld, sieht die Zukunft düster aus.

 Das Haus der Jugend am Hamtorwall hat inzwischen 47 Jahre auf dem Buckel - da fällt manch teure Reparatur und Sanierung an.

Das Haus der Jugend am Hamtorwall hat inzwischen 47 Jahre auf dem Buckel - da fällt manch teure Reparatur und Sanierung an.

Foto: woi

Als gestern Abend die ersten Bands bei "Neuss Now" im Haus der Jugend am Hamtorwall auf die Bühne traten, herrschte Partystimmung. 21 Gruppen treten an zwei Tagen auf, das Musikfestival hat sich längst etabliert. Allerdings stellt sich die Frage, wie lange es noch im Haus der Jugend beheimatet ist. Denn die traditionsreiche Einrichtung braucht dringend weitere finanzielle Unterstützung. "Sonst kommt der Punkt, an dem man sagen muss: Es ist Schluss", sagt Albert Wunsch, stellvertretender Vorsitzender des Vereins "Offene Tür Neuss", hinter dem die katholische Kirche steht.

Der Trägerverein hat in den vergangenen Monaten bereits Gespräche mit der Stadt geführt. Das Ziel: ein zusätzlicher jährlicher Zuschuss von rund 50.000 Euro. Für dieses Jahr gab es einen Betriebskostenzuschuss von rund 103.000 Euro - also müssten für 2018 knapp 153.000 Euro im städtischen Etat veranschlagt werden. "Im Grunde würde damit nur unsere Benachteiligung ausgeglichen", betont Wunsch. "Die Träger der anderen großen Jugendeinrichtungen haben uns gegenüber den Vorteil, dass sie nicht in einem eigenen, sondern in einem städtischen Gebäude untergebracht sind." Und das zahle sich bei Kosten für den Gebäudeerhalt aus. "Wenn dort etwas repariert oder saniert werden muss, ist die Stadt am Zug. Wir hingegen müssen die Kosten selbst tragen."

Laut Wunsch kann der Trägerverein das nicht mehr stemmen. Zuletzt machte das Haus der Jugend ein Defizit zwischen 30.000 und 60.000 Euro jährlich. Ein weiterer Ausgleich aus Rücklagen sei nicht machbar. Daher startet der Trägerverein einen Hilferuf. Er hat die Gebäudekosten für vergleichbare Jugendeinrichtungen errechnet - und kommt auf durchschnittliche Gebäudekosten von rund 96.000 Euro. "Der Ansatz, was wir benötigen, liegt also knapp 50 Prozent darunter", sagt Wunsch. "Würde sich das Haus der Jugend in städtischem Besitz befinden, käme mit großer Wahrscheinlichkeit ein höherer Betrag auf den städtischen Etat zu."

Der Austausch mit der Verwaltung hat bislang nicht gefruchtet. "Es haben mehrere Gespräche stattgefunden, bei denen es keinen Konsens gab", bestätigt Tobias Spange vom städtischen Presseamt. Jetzt ist die Politik am Zug: In der nächsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses ist das Thema in den Etat-Beratungen für das Haushaltsjahr 2018 enthalten. Die Verwaltung schlägt vor, keine zusätzliche Pauschale zu zahlen, sondern weitere finanzielle Unterstützung im Bedarfsfall zu prüfen. Auch die CDU bewegt sich in eine ähnliche Richtung. "Statt eine zusätzliche Pauschale bereitzustellen, werden wir das Gespräch mit dem Haus der Jugend suchen, um zu ermitteln, welche Maßnahmen konkret anstehen und wie sie umgesetzt werden können", sagt Anna Maria Holt (CDU). Bei der SPD war noch kein Trend abzusehen. "Die Argumentation des Trägervereins ist ja grundsätzlich nachvollziehbar", erklärt Claudia Föhr (SPD). Ein Erhalt des Hauses der Jugend sei auch wünschenswert. Die SPD diskutierte das Thema aber gestern Abend noch auf einer Sitzung.

(abu)
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