Neuss Das Geschäft mit der Sünde hatte auch Gutes

Neuss · Die in Neuss geborene Autorin Christiane Laudage will unbeachtete Aspekte des Ablasswesens und seiner Entwicklung aufzeigen.

Neuss: Das Geschäft mit der Sünde hatte auch Gutes
Foto: Laudage

Pünktlich zum 500-Jahr-Jubiläum der Reformation will die in Neuss geborene Historikerin und Journalistin Christiane Laudage mit den Vorurteilen rund um den Ablass aufräumen. Dazu geht sie in ihrem Buch "Das Geschäft mit der Sünde. Ablass und Ablasswesen im Mittelalter" den Fragen nach, ob es sich beim vom Luther kritisierten Ablasswesen tatsächlich um einen von der Kirche "verordneten Betrug" handelte und wie sich der Ablasshandel überhaupt entwickelt hat.

Die Autorin wurde 1963 als Christiane Neuhausen in Neuss geboren. 1982 machte sie ihr Abitur auf dem Marienberg-Gymnasium. "Ich bin im Schatten von St. Quirin aufgewachsen", sagt sie. Nachdem sie ein halbes Jahr als Au Pair in England gearbeitet hatte, studierte sie Geschichte und Anglistik an der Universität Köln. Dort promovierte Laudage 1992 über das Ablasswesen in Köln. Heute arbeitet sie bei der Katholischen Nachrichtenagentur in Bonn. Mit Beginn ihres Studiums zog sie nach Köln, heute wohnt sie in der Eifel. Früher sei sie regelmäßig nach Neuss gekommen, um ihre Eltern zu besuchen, sagt sie. Momentan sei sie nicht mehr so oft hier. Aber spätestens zum nächsten Abitreffen will sie wiederkommen. "Hat man einmal Neuss im Blut, hat man immer Neuss im Blut", erklärt sie und lacht.

Mit ihrem Buch hatte sich Laudage einiges vorgenommen. Beginnend mit den Anfängen des Bußwesens im ersten Jahrtausend versuchte sie in zweijähriger Arbeit die Entwicklung des Ablasswesens und die verschiedenen Zwecke, für die das eingenommene Geld verwendet wurden, darzustellen. Über 500 Jahre Geschichte umfasst der untersuchte Zeitraum, der mit Luthers Kritik am Ablass, also dem Auslöser der Reformation endet. "Das war schon ein wahnsinniges Unterfangen", sagt sie. Doch mit dem Ergebnis sei sie zufrieden. "Es hat mir Spaß gemacht." Bisher habe sie viel positives Echo bekommen.

Zur Zeit ist sie überall in Deutschland für Vorträge, Lesungen und Gespräche zu ihrem Buch unterwegs. Dieses Thema dürfe nicht untergehen gelassen werden, sagt sie. Es gebe viele Facetten, die man heute nicht sehen würde. Das Ablasswesen habe einen schlechten Ruf, sei aber nicht nur ein Geschäft mit dem schlechten Gewissen der Gläubigen. Vielmehr sei es auch ein Ausdruck der Barmherzigkeit und Nächstenliebe, erklärt sie. Der Ablass habe als Schwarmfinanzierung für den Bau von Straßen und Brücken sowie zur Armenspeisung gedient. Für die Menschen sei er die Messlatte auf dem Weg zu ihrem Seelenheil gewesen. So hätten sie Trost in ihrem irdischen Leben finden und auf eine Verkürzung ihrer Zeit im Fegefeuer und einen schnelleren Einzug ins Paradies hoffen können. Der Ablass sei für die Gläubigen folglich eine "Vollkaskoversicherung für das Jenseits", sagt sie.

Christiane Laudages Buch ist im Herder-Verlag (ISBN 978-3-451-31598-5) erschienen. Die gebundene Ausgabe kostet 24,99 Euro.

(NGZ)
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