Neuss Das doppelte Lottchen spielt Memory

Neuss · Ein Mutmachstück für die Bühne hat Regisseur Joerg Bitterich aus Erich Kästners Kinderbuch "Das doppelte Lottchen" für seine Inszenierung im RLT gemacht. Geschickt hat er die Handlung ins Heute versetzt.

 Luise (Sigrid Dispert, l.) und Lotte (Anna Lisa Grebe, r.) tun alles, um ihre Eltern wieder zusammenzubringen.

Luise (Sigrid Dispert, l.) und Lotte (Anna Lisa Grebe, r.) tun alles, um ihre Eltern wieder zusammenzubringen.

Foto: B. Hickmann

Lotte kann ziemlich gut kochen. Luise kann das überhaupt nicht, ist aber super darin, einfach hinzufallen und Ohnmacht zu spielen, wenn sie richtig sauer wird. Und sie hat ein eher kompliziertes Begrüßungsritual mit ihrem Vater. Bevor die Zwillinge aus Erich Kästners Kinderbuchklassiker "Das doppelte Lottchen" die Rollen tauschen, gibt es also für beide viel zu lernen, zu erinnern und zu üben.

Temporeich, originell und absolut unterhaltsam ist Joerg Bitterichs moderne Inszenierung von Kästners Roman um die getrennten Zwillinge, die sich im Feriencamp kennenlernen und beschließen, ihre Eltern wieder zueinander zu bringen. Dabei gelingt es ihm in seiner Inszenierung für das Rheinische Landestheater sehr gründlich, die Geschichte in die Gegenwart zu versetzen und sie in Bildern und Szenen voller Pantomime, Tanz, Songs und Slapstick zu erzählen, die für sein kindliches Publikum leicht verständlich sind.

Ivonne Theodora Storm versetzt das Geschehen in ein farbenfrohes Ambiente vor einen prachtvoll leuchtenden Regenbogen und gestaltet eine Ebene voller bunter Memory-Karten. Zwei gleiche Teile gehören eben zusammen, das weiß jedes Kind, und damit auch die Eltern von Lotte und Luise das endlich begreifen, anstatt weiterhin in zwei getrennten Städten mit zwei getrennten Kindern zu leben, lassen sich die gewitzten Mädchen allerhand einfallen.

Sigrid Dispert als Luise und Anna Lisa Grebe als Lotte sind so ansteckend fröhlich, gut gelaunt und wild entschlossen, ihr Ziel gemeinsam zu erreichen, dass auch Grundschulkinder mühelos 70 Minuten lang gebannt auf ihren Sesseln sitzen, mitgehen, Kochtipps auf die Bühne rufen oder begeistert mitklatschen bei den munteren Songs von Kostia Rapoport.

Stefan Schleue als Vater und Ulrike Knobloch als Mutter der Zwillinge sind überzeugend als moderne, allzeit beschäftigte Eltern, die dem raffinierten Plan der Kinder gründlich auf den Leim gehen. Obwohl Luise als Lotte beim Kochen ziemlich versagt und Lotte als Luise nach dem Ferienlager durchaus einige seltsame Erinnerungslücken aufweist.

Immer wieder entsteht durch das Verwechslungsspiel ein so munteres Chaos, dass die jungen Zuschauer ihre helle Freude haben, anfeuern und am Ende immer weiter auf Zugaben fröhlicher Songs bestehen. Und dass Eyleen (Alina Wolff), die den Vater der Zwillinge heiraten möchte, bei den jungen Zuschauern so wenig beliebt ist wie bei den Zwillingen selber, verraten Buhrufe zu ihren Hochzeitsplanungen sehr deutlich.

Gemeinsamkeit, so die optimistische Botschaft des fröhlichen Mutmachstücks, lässt Brücken bauen, Trennendes überwinden und Menschen zueinander finden. Und damit erreichen Lotte und Luise nicht nur genau das, was sie erreichen wollten, sondern haben ebenso wie die Zuschauer auch noch jede Menge Spaß.

(NGZ)
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