Neuss Dagmar Betz - Merkels Neusser Powerfrau

Neuss · Unter Vorsitz von CDU-Generalsekretär Peter Tauber hat eine Kommission ein Konzept zur Parteireform erarbeitet. In dem kleinen, 40-köpfigen Gremium saß auch die Neusserin Dagmar Betz. Sie ist stolz und motiviert aus Berlin zurück.

 Besuch von der CDU-Vorsitzenden. Dagmar Betz (2. v. l.) und das cnetz-Team freuen sich, dass Angela Merkel gekommen ist.

Besuch von der CDU-Vorsitzenden. Dagmar Betz (2. v. l.) und das cnetz-Team freuen sich, dass Angela Merkel gekommen ist.

Foto: CDU/Laurence Chaperon

Von Peter Tauber wurde sie berufen. Mit Ole von Beust hat sie zusammengearbeitet. Angela Merkel hat sie den Verein cnetz vorgestellt. Dagmar Betz (57) ist mächtig stolz - und motiviert. "Ich weiß jetzt, was ich kann", sagt die Mutter einer Tochter selbstbewusst und kündigt an, sie werde schon auf dem nächsten Kreisparteitag im August kandidieren, "um mehr Verantwortung auch in der CDU vor Ort zu übernehmen". Gern wolle sie bei der bevorstehenden Parteireform in Stadt und Rhein-Kreis mitwirken. Ein verständlicher Wunsch, denn schließlich arbeitete Betz als Einzige aus der Kreis-CDU an dem Modernisierungspapier mit, das jetzt in Berlin vorgestellt wurde.

Bei der nur 40-köpfigen Reformkommission der Bundes-CDU handelt es sich um einen parteiinternen Thinktank, der die Volkspartei CDU davor bewahren soll, zur Funktionärspartei zu verkommen. Als die Kommission erstmals im Oktober 2014 im Konrad-Adenauer-Haus tagte, wusste Dagmar Betz nicht so genau, warum auch sie zu den 40 von Generalsekretär Peter Tauber berufenen Frauen und Männern aus ganz Deutschland gehörte: "Ich war die Einzige in der Runde, die wirklich von der Basis kam." Aufgefallen waren, so erfuhr sie später, ihre Beiträge auf der Mitglieder-Plattform CDUplus. Dort hatte sie Kritik geübt: "Wir sprechen nicht mehr die Sprache der jungen Frauen, die in der digitalen Welt zuhause sind und eigene Vorstellungen von ihrer Zukunft haben." Sie hatte aber auch Lösungsansätze skizziert: "Ich möchte gern Mechanismen aufzeigen, wie auch die, die bisher Angst vor der großen Internetwelt haben, nicht nur über Gefahren und Datenklau aufgeklärt werden, sondern auch über die unendlichen Möglichkeiten und die Bereicherung, die die digitale Welt mit sich bringt."

Hier kritisch-konstruktive Analyse dort konkret-praxisnahe Antworten - dieses Zusammenspiel zeichnet Dagmar Betz aus. Das Ergebnis: "Einige meiner Gedanken und Formulierungen finden sich jetzt in dem Modernisierungspapier." In Berlin habe sie gelernt, den Mut aufzubringen, "auch den Mund aufzumachen". Das wolle sie nun tun.

Das von der Tauber-Kommission verabschiedete Papier empfiehlt eine Reihe von Einzelmaßnahmen, um die CDU zukunftsfähig zu machen: digitale Foren, Mitgliederbeauftragte, ehrenamtliche Schlichter bei Streit, mehr öffentliche Gremiensitzungen, Abschaffung des Delegiertensystems auf Kreisebene, Förderung von Frauen (30 Prozent Quorum) und jungen Talenten.

Dagmar Betz glaubt an den Erfolg der Reform und nimmt sich selbst als Beispiel: Die lebendige, zielgerichtete Diskussion in der Kommission habe ihr die Sorge um die CDU genommen: "Meine Partei ist auf einem guten Weg", sagt sie. Vor ihrer Berufung habe sie die die CDU "überaltert und eingestaubt" erlebt. Heute wisse sie, dass die CDU bereit sei, den Reformweg konsequent zu gehen: "Und da mache ich mit."

Als erstes wünscht sie sich, dass "ganz oben auf der Tagesordnung" einer jeden Kreisvorstandssitzung steht: "Was können wir für unsere Mitglieder tun?" Eine Antwort hat sie schon im Kopf: "Einen Paten für jedes Neumitglied." Sie wünsche sich, dass so der Wunsch ihrer Tochter wahr werde: "Ich möchte, dass man mich ausreden lässt und dass man sich anhört, was ich zu sagen habe."

(NGZ)
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