Neuss Daddeln zum Beruf gemacht

Neuss · Noch bis Sonntag kommen mehr als 300.000 Computerspiel-Fans nach Köln zur Gamescom. Einer von ihnen ist der Neusser Julian Laschewski (28), der mit Videospielen seinen Lebensunterhalt verdient.

 Ausgestattet mit Kopfhörer und Comic-Shirt: Julian Laschewsi reiste bereits am Mittwoch zur größten Computerspiel-Messe nach Köln.

Ausgestattet mit Kopfhörer und Comic-Shirt: Julian Laschewsi reiste bereits am Mittwoch zur größten Computerspiel-Messe nach Köln.

Foto: Huschauer

Am Mittwoch um 5.30 Uhr klingelt in Holzheim der Wecker. So früh würde man das eigentlich nicht erwarten bei jemandem, der mit Computerspielen sein Geld verdient. Aber heute ist schließlich Gamescom in Köln. Die größte Videospiel-Messe der Welt öffnet ihre Tore. Mehr als 300.000 Besucher werden erwartet. Auf fast 200.000 Quadratmetern präsentieren 850 Aussteller die neusten Spiele, die zum Teil erst im kommenden Jahr auf den Markt kommen. Die Messehallen sind abgedunkelt. Riesige Bildschirme, überdimensionale Spiel-Figuren und tausende Scheinwerfer inszenieren hier die Spiele, die die "Zocker" im kommenden Jahr begeistern sollen.

Der Neusser Julian Laschewski ist einer von ihnen. Der 28-Jährige hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Er arbeitet als freier Mitarbeiter beim Magazin Gameswelt, betreibt seine Website "Unabhängige Spieletester", übersetzt Texte für Videospiele und betreibt den Podcast "Rumble Pack" mit 30.000 Zuhörern. "Meine Eltern haben immer gesagt: 'Junge, mit Videospielen wirst du kein Geld verdienen.' Tja, das war wohl falsch", sagt Laschewski lächelnd.

Angefangen hat alles im Alter von vier Jahren mit der Spielekonsole Super Nintendo. Die steht auf der Gamescom inzwischen im Bereich "Retro Gaming". Aber das Spielen hat Laschewski gepackt. "Ich mag es, mich abzulenken und fantastische Geschichten zu erleben", sagt er. Die Begeisterung ist so groß, dass er im Jahr 2006 als Schüler zur Games Convention - dem Vorläufer der Gamescom - nach Leipzig fährt.

Privatbesucher laufen bei der Gamescom durch überfüllte Hallen, warten in langen Schlangen oder lassen sich von Animateuren zum Klatschvieh machen, um Werbegeschenke zu ernten. Auch Julian Laschewski hat die Gamescom so erlebt. Inzwischen hat er aber einen Zugang zum sehr viel ruhigeren Business-Bereich und darf schon am Mittwoch anreisen, dem Tag für Fachbesucher. "Das ist sehr viel angenehmer", sagt der 28-Jährige. Schließlich hat er inzwischen mehr zu tun, als ein bisschen zu zocken. Treffen mit Kunden, Freunden, Redaktionen und Spieleentwicklern stehen auf dem Programm. "Ich muss auf dem Laufenden bleiben und Kontakte pflegen", sagt er. Viele neue Games zockt er direkt am Business-Stand des Entwicklers. Teilweise im Beisein eines Entwicklers. Gelernter Journalist ist Laschewski nicht. Auch wenn er das anders sieht, würden ihn viele wohl einen "Influencer" nennen. Also jemand, der in sozialen Netzwerken ein hohes Vertrauen genießt.

"Ich berichte meinen Zuhörern bewusst aus Hobbysicht", erklärt der 28-Jährige. Dabei beschreibe er ganz subjektiv, ob ihm ein Spiel Spaß mache. "Ich will nicht den Kritiker mit Stock im Arsch raushängen lassen", sagt er. Den Zuhörern und Lesern gefällt das offenbar. "Ich wurde jetzt auch schon ein paar Mal erkannt und um ein Foto gebeten", sagt er, "das ist natürlich etwas surreal. Ich will ja nicht mal selber ein Foto von mir." Dann geht Laschewski zum Stand des Branchenriesen EA, um das neue Battlefield auszuprobieren. In den Laden kommen soll es Ende Oktober. Das Spiel, das den Ersten Weltkrieg thematisiert, wird einer der großen Verkaufsschlager im Weihnachtsgeschäft. Privatbesucher werden hier bis Sonntag sicher mehrere Stunden anstehen, um einen ersten Einblick zu bekommen. Laschweski probiert das Spiel, spricht mit ein paar EA-Mitarbeitern und nimmt ein paar Häppchen.

"Hier wird man gut durchgefüttert", sagt er. Battlefield macht auf den 28-Jährigen einen guten Eindruck: "Das neue Setting ist stark. Wie seine Vorgänger ist das Spiel sehr cineastisch. Es macht einfach Spaß, mit seinen Mitspielern ein gemeinsames Ziel zu verfolgen", sagt er. Aber abschließend will er das Spiel erst beurteilen, wenn er es komplett gespielt hat. So mache er das schließlich immer.

(NGZ)
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