Neuss Cooler Auftritt in der Eismacher-Ausstellung

Neuss · Der Autor Ernest van der Kwast amüsierte das Publikum im Clemens-Sels-Museum mit Anekdoten - gelesen wurde wenig, gelacht viel.

 Für die Lesung aus seinem Eismacher-Roman zog Ernest van der Kwast im Rahmen des Literarischen Sommers in die Ausstellung "Gelato!".

Für die Lesung aus seinem Eismacher-Roman zog Ernest van der Kwast im Rahmen des Literarischen Sommers in die Ausstellung "Gelato!".

Foto: Georg Salzburg

Sommer und Eiscreme gehören einfach zusammen. Und zum 18. Literarischen Sommer gehörte jetzt der Autor, der das Buch "Der Eismacher" geschrieben hat. Dass Ernest van der Kwast ausgerechnet im Clemens-Sels-Museum las, war kein Zufall: Vor der Lesung gab es nämlich eine Führung durch die aktuelle Ausstellung "Gelato! Italienische Eismacher am Niederrhein".

Um es vorwegzunehmen: Es war eine sehr ungewöhnliche Lesung - ungewöhnlich, weil der Autor eher selten sein Buch zur Hand nahm, sondern einfach drauflos plauderte. Das hatte hohen Unterhaltungswert. Und obwohl er mit dem Speiseeis-Business noch nie etwas am Hut gehabt hat, erkannten die Besucher doch, dass in "Der Eismacher" auch Autobiografisches steckt. Ein Beispiel: Im Buch beschließt einer der beiden Brüder, sein Leben der Literatur statt dem Eis zu widmen. Ernest van der Kwast hatte zunächst Wirtschaftswissenschaften studiert, gehörte in den Niederlanden zu den erfolgreichsten Diskuswerfern und hatte sich seit jeher für Literatur begeistert.

Und was man gern macht, macht man ja bekanntlich auch gut. Van der Kwast verstand es, sein Publikum zu unterhalten: "Mein Buch ist ein knappes Kilo schwer, das könnte ich rund 50 Meter weit werfen", sagte er scherzhaft. Er verzichte jedoch auf diese sportliche Übung. Der Grund: "Letztes Mal hat es jemand nicht überlebt." Der Autor aus Rotterdam, Sohn einer Inderin und eines Niederländers, wurde 1981 in Bombay geboren Alwin Müller-Jerina, der Leiter der Stadtbibliothek Neuss, stellte dem außergewöhnlichen Autor Fragen - so erfuhr das Publikum unter anderem, dass er bereits als Gymnasiast ins Schreiben verliebt war und dass seine Eltern - der Vater ist Arzt - sich einen anderen Beruf für ihren Filius gewünscht hätten. "Sie haben sich mittlerweile aber damit abgefunden, dass ich Schriftsteller geworden bin", erklärte van der Kwast. Das liegt wohl auch daran, dass er ziemlich erfolgreich ist.

Die ehrgeizige Mutter frage schon mal, wie es denn mit dem Literaturnobelpreis aussieht. "Der wird immer an Autoren verliehen, deren Mütter verstorben sind", hatte der Sohn ihr gesagt. Ob's stimmt oder nicht - lustig war's auf jeden Fall. Ernest van der Kwast machte sich einen Spaß daraus, eine Seite auf Niederländisch zu lesen, erlaubte sich dann einen weiteren Spaß, indem er seinen Übersetzer lobte: "Mir gefällt das Buch besser in der deutschen Übersetzung als in Niederländisch."

Was ein wenig enttäuschte: Einen Einblick, worum es bei "Der Eismacher" geht, gab es kaum. Der Autor las wenig und nur wenig bedeutsame Passagen, dass es hier auch um einen Konflikt unter Brüdern ging, klang noch nicht einmal an. Vielmehr ging es um die Eiswaffel und um die Frage, wer das Eis erfunden hat. Aber diese kurzen Textauszüge machten immerhin schon deutlich, dass der Autor einen guten Humor hat. "Wo gehen Sie hin - ist Fußball?!", rief er einem Ehepaar hinterher, dass die Veranstaltung kurz vor Schluss verließ. Und als ihn zu vorgerückter Stunde jemand von den hinteren Rängen bat, lauter zu sprechen, fragte der Autor: "Sie haben bis jetzt nichts mitbekommen?" Und er verriet, was seine Landsleute auf Lesungen so wissen wollen: "Was verdienen Sie? Welches Auto fahren Sie?" So indiskret war sein Neusser Publikum nicht.

(NGZ)
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