Neuss Christoph Rehlinghaus malt sich seine eigene Welt

Neuss · Im Atelierhaus Hansastraße wird morgen eine Einzelausstellung mit neuen und alten Werken des Neusser Künstlers eröffnet.

 Suchbild: Wo stecken die Enten? Christoph Rehlinghaus nimmt mit dem "Vanitas"-Bild die Malkultur auf die Schippe.

Suchbild: Wo stecken die Enten? Christoph Rehlinghaus nimmt mit dem "Vanitas"-Bild die Malkultur auf die Schippe.

Foto: Andreas Woitschützke

Er malt wieder. Vor rund zwei Jahren hatte Christoph Rehlinghaus angekündigt, als Profi aufzuhören, den Gesetzen des Marktes nicht länger gehorchen zu wollen und stattdessen sich mehr der Arbeit mit Kindern zu widmen. Zwei Jahre hat er Kunst mit Kindern an der inzwischen aufgegebenen Schule am Wildpark gemacht - aber natürlich dennoch den Pinsel immer wieder in die Hand genommen. So ist nicht nur sein Atelier in Gnadental noch gut gefüllt, auch gibt es reichlich Werke, die er zu einer Ausstellung unter dem Titel "Schizzophrenia" im Atelierhaus Hansastraße konzipieren kann.

Alte und neue Arbeiten hängen da, und wenn sie eines zeigen, dann das: Rehlinghaus ist ein hochgradig um die Ecke denkender, von der Sprache kommender Mensch, der vieles um sich herum mit einem Augenzwinkern betrachtet. Seine malerische Handschrift mag sich dabei geändert haben, nicht aber sein humoristischer Blick. Der Untertitel "Weltmodelle - Lebensentwürfe - Geisteshaltungen" weist den Weg: "Der Mensch macht sich Pläne für sein Leben, aber meistens kommt es dann ganz anders", sagt er und ergänzt: "Ich weiß, wovon ich rede." Und so geht es ihm jetzt auch mit der Malerei. Er attestiert sich selbst eine "prozesshafte Malweise", fängt mit einem Bild an und weiß nicht immer so genau, wo es enden wird.

Sichtbarer Ausdruck ist etwa ein Gemälde mit dem Vanitas-Motiv, das "so fluffig und schludrig", wie er selbst lachend sagt, gemalt ist, dass sofort klar wird: Er nimmt die herkömmliche Malkultur damit auf die Schippe. Und so findet, wer denn sucht, auch zwei Enten auf dem Bild und entdeckt, dass die kleinen weißlichen Kreise jene Perlen sind, die ansonsten vor die Säue geworfen werden. Ein starker Kontrast zu dem vor mehr als fünf Jahren entstandenen, sehr figurativen Bild mit den ertrunkenen Tieren der Arche Noah, die nur "Der begossene Pudel" (so der Titel) überlebt hat.

Ein altes Selbstporträt mit der hinter einem Schleier verborgenen "Kunst"-Braut im Spiegel hingegen ist der Vorläufer zu einem Tableau mit ebenfalls diffusen (schleierhaften) Figuren, mit denen der Neusser Velasquez' "Las Meninas" zitiert. Und erst der zweite Blick auf ein großes Holzstück zeigt, dass aus der Maserung eine an japanische Rollbilder erinnernde Landschaft wird, weil Rehlinghaus hier einen Wanderer, dort einen Wasserfall, ein Haus oder Bäume hineingesetzt hat. Ein Bild mit Aha-Effekt, weil diese figurativen Einsprengsel nur aus der Nähe zu erkennen sind.

Dass viele der ausgestellten Bilder ungewöhnlich, um nicht zu sagen: fast historisch wirkende Rahmen haben, ist keineswegs Zufall: "Die kommen alle aus einem Nachlass", sagt Rehlinghaus und spielt begeistert mit dem Gegensatz der sehr herkömmlich wirkenden Einfassung und seinen ungewöhnlichen Motiven, die ohne ihre skurrilen Titel kaum denkbar sind - wie das "Sofa away from Home"("So far...").

Info Hansastraße 9, Eröffnung morgen, 19 Uhr, Einführung: Burkhard Siemsen, bis 31. Januar (Mittwoch 17-20, Samstag 15-18 Uhr, Sonntag 11-17 Uhr),

(hbm)
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