Neuss "Das Leben ist bunter geworden"

Neuss · Spontan, witzig, ehrlich. Auf dem Blauen NGZ-Sofa sprach Schützenkönigin Susanne Reipen mit NGZ-Redaktionsleiter Ludger Baten über Termine, Kleider, Brauchtum, Königsschießen und die Vorfreude auf das Schützenfest. Ein Abend im Vogthaus der Brauerei Frankenheim mit hohem Unterhaltungswert.

 Schützenkönigin Susanne Reipen talkte mit NGZ-Redaktionsleiter Ludger Baten auf dem blauen NGZ-Sofa. Die Veranstaltung im Vogthaus wurde unterstützt von der Frankenheim-Brauerei.

Schützenkönigin Susanne Reipen talkte mit NGZ-Redaktionsleiter Ludger Baten auf dem blauen NGZ-Sofa. Die Veranstaltung im Vogthaus wurde unterstützt von der Frankenheim-Brauerei.

Foto: Berns, Lothar

Kommen wir als erstes auf´s Wetter. Es ist Anfang Juli; bei uns herrschen teilweise tropische Temperaturen. Wenn wir ans Schützenfest Ende August denken: Ab wann ist für Sie so ein Wetter anstrengend?

Susanne Reipen Sonne wäre schön. Und gutes Wetter bei Umzügen, Paraden und Kutschfahrten. Was ich natürlich auch den Schützen wünsche.

Nach dem Königsvogelschießen im vergangenen Jahr liegen mit dem Schützenfest die wahrscheinlich aufregendsten Tage vor Ihnen. Wie gehen Sie damit um?

Reipen Markus und ich wissen, dass es in die heiße Phase geht. Wir sind wir voller Vorfreude; haben aber auch Respekt vor dem, was da noch auf uns zu kommt. Wir haben schon viele tolle Monate mit noch mehr Einladungen hinter uns. Auch wenn wir aus Termingründen nicht allen folgen konnten, so haben wir uns schon über jeden Termin Gedanken gemacht. Und wurden überall sehr herzlich empfangen. Gefühlt sind wir bei allen Schützen bestens angekommen. Wir gehen zwar entspannt in das Schützenfest, doch ehrlicherweise gesagt, auch etwas nervös.

Jedes Königspaar macht neue Erfahrungen; macht eine schützenfestliche Entwicklung durch

Reipen Es geht uns wie unseren vielen Vorgänger-Königspaaren: Kaum können wir richtig König, ist die Zeit auch schon vorbei. Dass Ihr Mann Markus als Königsbewerber antritt, war wohl eine spontane Entscheidung.

Mögen Sie Überraschungen?

Reipen Nur wenn ich weiß, wie sie ausgehen.

So war es wohl doch auch im vergangenen Jahr?

Reipen Als mein Mann und mein Schwiegervater beim Fackelzug in den Reihen der Scheibenschützen fehlten und ich hörte, sie sind beim Komitee, war ich noch ganz locker. Schießen ist die eine Sache, aber er muss es erst mal werden. Bei vier Kandidaten um die Königswürde muss man nicht unbedingt damit rechnen.

So etwas wird normalerweise von langer Hand vorbereitet. Kleider, Einladungen, Termine, aber auch das private und berufliche Umfeld müssen bedacht werden

Reipen Wie man sieht, geht es auch anders. Ich bin eher der ruhigere Typ, Markus dagegen eher spontaner. Das passt. Aber ehrlich gesagt — eine längere Vorbereitung ist schon gut. Doch wenn es drauf ankommt, sagt man ja. Wenn es der Lebenstraum deines Mannes ist, unterstütze ich als Frau das doch. Auch wenn man glaubt, das kann ich nicht. Man wächst hinein, dann funktioniert es auch.

Könnten Sie sagen, dass sich mit dem Königsschuss Ihr Leben verändert hat? Jetzt eine Person des öffentlichen Lebens zu sein?

Reipen Ja massiv. Bis zum Vogelschuss war ich noch ganz entspannt. Als der dann fiel, war ich erst mal ganz baff und musste direkt ein Interview geben. Das macht man auch nicht jeden Tag. In den folgenden Monaten waren wir viel bei und mit den Schützen unterwegs. Eine etwas stressige, aber schöne Zeit. Das Leben ist einfach bunter geworden. Ich werde auch von fremden Menschen auf der Straße und beim Metzger gegrüßt, vielen sprechen mich an.

Hat es etwas gegeben, was sie völlig überrascht hat?

Reipen Wir waren zwar durch die Mitgliedschaft bei den Scheibenschützen keine Neulinge, doch in den anderen Korps eigentlich Fremdflieger. Das ist nun anders; jedes Korps ist faszinierend. Und wir wurden überall toll aufgenommen.

Wie geht es nun in den nächsten Tagen weiter?

Reipen Es ist Zeit genug, sich vorzubereiten. Kleider sind alle fertig, was fehlt sind Kleinigkeiten. Außerdem haben wir viele Tipps von den Schwiegereltern bekommen. Die waren bereits Königspaar in Grimlinghausen.

Weil Ihr Mann Ihrem Schwiegervater ein Königsjahr zum 70. Geburtstag gönnen wollte, war dieser einer Mitbewerber unter der Vogelstange.

Reipen Ein Reipen sollte es schon sein. Schwiegervater wäre es auch gern geworden, hat ernsthaft geschossen. Wie das so ist: bei uns hat es gepasst. Man weiß, dass man auch verlieren kann.

Als Scheibenschützen in der eigenen Gesellschaft zum Jubiläumsjahr König zu werden - das ist sicherlich etwas Besonderes. Wie schafft man das ganze Programm?

Reipen Ich muss den Hut ziehen vor den Kameraden meines Mannes und auch vor den Schützenfrauen. Sie haben uns Vieles an Organisation abgenommen; es ist einfach ein schöner Zusammenhalt.

Welche Rolle spielt das Komitee in diesem Umfeld? Ist für das Königspaar überhaupt eine persönliche Handschrift möglich? Welchen Einfluss kann man nehmen, ohne dass die Etikette verletzt wird?

Reipen Wir konnten schon entscheiden, ob Pflichtprogramm oder ob man etwas länger bleibt. Die Begleitung durch das Komitee gibt auch Sicherheit.

Worauf freuen Sie sich persönlich?

Reipen Auf das volle Programm. Vor allem auf die Kutschfahrten und die jubelnden Neusser am Straßenrand.

Sie sind ein Mönchengladbacher Mädchen. Ihre Eltern wohnen in Neuwerk. Sind sie im Brauchtum aufgewachsen?

Reipen Hier gibt es ein kleines Schützenfest. Doch Karneval ist die Hauptattraktion. Unser Herz schlägt auch für dieses Vergnügen. Obwohl ich meinem Mann erst überzeugen musste, das auch Karneval schön ist. Als Hase und völlig unkenntlich verkleidet, ist er dann Kappessonntag in Neuss mitgezogen. Und Sohn Marvin ist in der nächsten Session Karnevalsprinz werden.

Ist ja noch eine Weile bis dahin

Reipen Wir kriegen die Zeit schon um.

Wahrscheinlich, weil sie beide mit ihrem Malerbetrieb mit zehn Mitarbeitern ja auch beruflich gefordert sind?

Reipen Wir haben uns auf größere Aufgaben konzentriert — etwa Banken, Landeseinrichtungen und soweiter. Zurzeit renovieren wir den Außenbereich der St.Andreas-Kirche in Düsseldorf. Ein auch hoher Organisationsaufwand. Können Büros oder Kantinen nur an Wochenenden verschönert werden, arbeiten wir auch schon mal rund um die Uhr.

Bleibt da noch die Zeit für Hobbies.?

Reipen Familie ist mein Hobby. Mein Mann — jahrelang auf allen Strecken in Europa unterwegs - fährt immer noch ab zu mit seinem Gespann zum Spaß Motocross. Da ist die gesamte Familie unterwegs. Toll, wenn wir alle zusammen sind. Schön essen gehen ist auch ein Ausgleich für Berufs- und Freizeit-Stress.

Alles in allem ein Riesenprogramm. Gibt es ein Innehalten?

Reipen Sicherlich wollen wir mal ruhiger treten. Doch unsere Devise ist: was gemacht werden muss, wird umgehend erledigt.

Sie sind ein Workaholic?

Reipen Richtig

Auch schon in der Berufsfindung?

Reipen Ich habe eine Lehre als Bekleidungsschneiderin gemacht. Wollte aber nicht mehr; beispielsweise Directrice werden oder Ähnliches. Hatte Spaß an Mode und fand es gut, dass man damit auch Geld verdienen kann.

Sind Sie der Schneiderei treu geblieben?

Reipen Bei uns zu Hause steht noch eine Nähmaschine. Aber die ist mehr Schmuckstück. Das Gefühl für Mode ist aber nicht abhanden gekommen.

Was tragen sie gern?

Reipen Alles, außer Rot

Irgendwann ist ein Neusser in ihr Leben getreten

Reipen Wie das so kommt, wenn man mit Freundin unterwegs ist. Eine Zufallsbekanntschaft. Nach dem Austausch von Telefonnummern hatten wir uns zum Grimlinghauser Schützenfest verabredet. Dort hat er mich dann ganz locker seinen Eltern vorgestellt. Und mich nach zweieinhalb Monaten bei einem Musikfest auf dem alten Bökelberg in Mönchengladbach gefragt, ob ich seine Frau werden will. Das wollte ich mir noch überlegen. Aber viel Zeit blieb dann nicht; Nachwuchs hatte sich angekündigt.

Die Familie ist gewachsen.

Reipen Jetzt haben wir mit Marvin einen 9-jährigen Sohn und mit Julia eine 17-jährige Tochter. Beide waren natürlich hellauf begeistert, winkten doch neue Kleider und ein Ballgeschehen. Marvin brauchte als Bogenschütze bei den Hubertusschützen sowieso nicht überzeugt werden. Beide sind sehr stolz auf uns.

Ein guter Brauch: Zum Abschluss zehn Sätze mit der Bitte um spontane Antworten.

Wenn andere den Trubel um das Schützenkönigspaar als hektisch empfinden, dann ist dass für die Familie von Markus und Susanne Reipen …

...einfach schön

Vor den Ehrentänzen auf den Schützenbällen habe ich...

... ein bisschen Bammel

Dass die Schützenkönigin beim Königsmahl nicht teilnehmen darf, empfinde ich

...ist einfach schade

Als mein Markus vor elf Monaten nach dem Königsschuss von seinen Kameraden auf die Schulter gehoben wurde, habe ich gedacht...

...hoffentlich brechen die nicht zusammen

Wenn ein Nüsser Röske mich anspricht, weil ihr Mann auf den Königsvogel schießen will, dann rate ich ihr

... ...mach et

Als Neusser Schützenkönigin habe ich mir für das Fest vorgenommen..

... nüchtern bleiben

Nur mein Markus darf zu mir sagen...

...Schätzelein

Wie sehen Sie sich selbst...

Offen, bodenständig und immer für einen guten Spruch zu haben

Das Gespräch fasste Rolf Hoppe zusammen

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