Ärger um Verkauf von Königsorden Das sagt der Neusser Schützenkönig zum Ebay-Orden

Neuss · Noch bevor am Samstag der erste Umzug in Neuss stattfindet, sind der Schützenkönig und sein Gefolge erzürnt: Zwei brandneue Königsorden wurden an einen Antiquar verkauft. König Christoph Napp-Saarbourg hat uns erklärt, was die Schützen daran stört.

 Schützenkönig Napp-Saarbourg mit dem von ihm gestifteten Orden (Archiv).

Schützenkönig Napp-Saarbourg mit dem von ihm gestifteten Orden (Archiv).

Foto: woi

Herr Napp-Saarbourg, zwei Ihrer Orden wurden für jeweils über 100 Euro weiterverkauft. Wieso ärgert Sie das?

Napp-Saarbourg: Ärger ist der falsche Ausdruck. Ich finde es fragwürdig, wenn so eine Auszeichnung vor der Königsparade am Schützenfest-Sonntag verkauft wird - und wer das dann auch noch tut, um Geld für Alkohol zu bekommen, der muss sich grundsätzlich fragen, was da falsch läuft. Und als Weiterverkäufer muss ich mich fragen, ob es guter Stil ist. Grundsätzlich ist es ja nicht unüblich, dass Orden an Sammler weiterverkauft werden. Nur eben eigentlich erst nach dem Schützenfest.

Der Weiterverkäufer bezeichnete die Orden als "Altmetall" - welchen Wert hat er denn wirklich?

Napp-Saarbourg: Hinter so einem Orden steckt enormer Aufwand. Als König entwickle ich die Idee, dann gibt es jemanden, der eine erste Zeichnung macht, dann wird eine Computer-Datei entwickelt und der Orden schließlich etwa 1400 Mal produziert. Das kostet zunächst einmal viel Zeit und ist auch finanziell nicht unerheblich. Der ideelle Wert ist aber noch höher. Ein Königsorden ist ein Verdienst für besondere Leistungen. Wer sich solche eine Auszeichnung erkauft, der stellt irgendwo auch das gesamte System und das Spiel in Frage.

 Ein Screenshot der Auktion bei Ebay.

Ein Screenshot der Auktion bei Ebay.

Foto: Screenshot Ebay

Wissen Sie, wer die Orden verkauft hat?

Napp-Saarbourg: Nein, ich weiß nicht, wo sie herkommen. Vielleicht haben auch zwei Schützen ihre Orden verloren und andere haben sie gefunden und weiterverkauft.

Wer bekommt denn überhaupt einen Königsorden?

Napp-Saarbourg: Das handhabt jeder König anders und muss seine Linie finden. Zunächst mal alle, die sich um den Schützenverein, das Korps oder einen Zug besonders verdient gemacht haben. Persönliche Bekanntschaften natürlich auch und man schaut auf Besonderheiten. Ich zum Beispiel habe vor allem jedem Schützen einen Orden verliehen, der sich im Rettungsdienst engagiert. Klar ist: Es kann nicht jeder einen bekommen.

Fällt es überhaupt auf, wenn ein Schütze sich einen Orden erkauft?

Napp-Saarbourg: Mir als König erst einmal nicht. Aber in den Zügen fällt das natürlich auf, wenn plötzlich jemand mit einem neuen Orden ankommt, den er gar nicht verliehen bekommen hat. Derjenige müsste sich dann unangenehme Fragen gefallen lassen. Deshalb macht es für einen Schützen auch eigentlich gar keinen Sinn - anders als für Sammler, von denen es viele gibt.

Wie lassen sich solche Ärgernisse in Zukunft verhindern?

Napp-Saarbourg: Bei 1400 Orden lässt sich das nie gänzlich ausschließen. Ich habe versucht, möglichst viele Orden persönlich zu verleihen, um die persönliche Bedeutung in den Vordergrund zu stellen. Aber der Aufwand ist enorm und nicht für jeden Orden zu stemmen.

Clemens Boisserée führte das Interview.

(cbo)
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