Serie Meine Ausbildung (25) Buchhändlerin ist mehr als Verkäuferin

Neuss · Annkathrin Stüttgen macht eine Ausbildung zur Buchhändlerin. Im Alltag berät sie Kunden und erfasst neue Wareneingänge. Dazu liest sie selbst viele Neuerscheinungen und kennt sich mit Klassikern der Literatur aus.

 Annkathrin Stüttgen absolviert nach dem Abitur eine Ausbildung zur Buchhändlerin und ist mit dieser Entscheidung glücklich.

Annkathrin Stüttgen absolviert nach dem Abitur eine Ausbildung zur Buchhändlerin und ist mit dieser Entscheidung glücklich.

Foto: Lothar BErns

Der Betrieb Im Einzelhandel macht sich spätestens jetzt der Endspurt im Weihnachtsgeschäft bemerkbar. Das ist auch in der Buchhandlung "Mrs. Books" in Meerbusch-Osterath zu spüren. Viele Kunden suchen noch ein gutes Buch, das sie verschenken möchten - und lassen sich von Fachleuten beraten. Zum Beispiel von Annkathrin Stüttgen. Sie macht dort eine Ausbildung zur Buchhändlerin und steht jetzt nach zweieinhalb Jahren kurz vor dem Abschluss. Die schriftliche Prüfung hat die 20-Jährige bereits hinter sich, jetzt steht der mündliche Teil an.

Bewerbung Wer Buchhändler werden möchte, sollte selbst sehr gerne lesen. "Ich habe schon im Alter von zehn Jahren angefangen, mich für Bücher zu begeistern", sagt Annkathrin Stüttgen. Interesse am Lesen, an Neuerscheinungen und an Klassikern der Literatur sind für die alltägliche Arbeit in der Buchhandlung unverzichtbar. "Bewerber sollten darüber hinaus mindestens einen Realschulabschluss haben", sagt die Auszubildende, die im Alltag natürlich nicht nur beraten, sondern auch Bücher verkaufen möchte. "Dafür sollte man aufgeschlossen und freundlich sein."

Ausbildung Der Arbeitstag von Annkathrin Stüttgen beginnt meist morgens um 8.45 Uhr - und zwar mit dem Erfassen neuer Lieferungen. "Jeden Wareneingang müssen wir im System vermerken. Zum Beispiel auch für die Kunden, die bei uns ein Buch gezielt bestellt haben und darauf warten, es abholen zu können", erklärt die Osteratherin, die in den Beruf "so reingerutscht" ist. "Ich habe mich kurz vor dem Abitur für die Ausbildung entschieden. Die Arbeit mit Büchern konnte ich mir gut vorstellen. Außerdem hat es mir schon immer Freude gemacht, zu lesen und Menschen zu beraten", sagt die 20-Jährige, die am liebsten Jugendliteratur und Bücher der allgemeinen Belletristik liest. Oberste Priorität in der Buchhandlung hat die Ordnung. "Die Bücher müssen nach Warengruppen sortiert werden, so dass wir sie auch wiederfinden", erzählt Annkathrin Stüttgen, die selbstverständlich auch die Bestsellerliste immer im Blick hat. Sie verrät: "Wir orientieren uns nicht nur an den offiziellen Bestsellerlisten, sondern haben auch intern eine Liste von Büchern, die bei unseren Kunden sehr gut ankommen." Darauf greift sie immer wieder zurück - schließlich weiß nicht jeder Kunde, was genau er sucht. Zur Arbeit der angehenden Buchhändlerin gehört zudem die Remission, also die Rückgabe von Ladenhütern an den Händler. Die Ausbildung kann die Abiturientin jetzt um ein halbes Jahr (regulär dauert die Ausbildung drei Jahre) verkürzen. Was ihr am meisten Spaß macht? "Die Beratung", sagt sie ohne zu zögern. Ein Nachteil der Arbeit seien die Öffnungszeiten des Einzelhandels, die häufig nur wenig Platz für Freizeit lassen.

Berufsschule Die Ausbildung zur Buchhändlerin ist natürlich stark kaufmännisch geprägt. Deshalb lernt Annkathrin Stüttgen am Düsseldorfer Berufskolleg Bachstraße auch Dinge wie Büromanagement, Marketing oder Kundenkommunikation. Im Weihnachtsgeschäft ist sie von der Schule befreit.

Zukunft Buchhändler müssen auf Trendwenden reagieren: Immer mehr Menschen verzichten auf gedruckte Exemplare und steigen auf E-Books, also auf digitale Bücher und entsprechende Lesegeräte, um. Das stellt Buchhändler vor neue Herausforderungen. Annkathrin Stüttgen kann sich dennoch gut vorstellen, den Beruf weiterhin auszuüben. "Ich sehe die Zukunft optimistisch. Denn Online-Händler wie Amazon können die Fachberatung nicht ersetzen."

(NGZ)
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