Neuss Breuers Stellvertreter - ein stiller Arbeiter

Neuss · Als die CDU einen Nachfolger für Thomas Nickel suchte, fiel sein Name erst spät. Doch Sven Schümann (37) setzte sich durch. Nun punktet er als Erster Stellvertreter von Bürgermeister Breuer mit Sachverstand und ausgleichender Art.

 Seit Ende Januar als neuer Erster Stellvertretender Bürgermeister im Amt: Jurist Sven Schümann (37, CDU) aus Rosellerheide.

Seit Ende Januar als neuer Erster Stellvertretender Bürgermeister im Amt: Jurist Sven Schümann (37, CDU) aus Rosellerheide.

Foto: A. Woitschützke

Beifall begleitete sein Debüt. Als Bürgermeister Reiner Breuer den Ratssaal kurzzeitig verlassen musste, leitete Sven Schümann (37) Ende Februar erstmals eine Ratssitzung. Die Freude währte nur kurz. Denn der Ratsvorsitzende war schnell zurück, noch ehe sein "Ersatzmann" eine Entscheidung hatte herbeiführen können. Dennoch tat der Kurzauftritt dem Neuen gut, denn der Beifall als Zeichen von Vertrauensvorschuss kam auch von der Opposition.

"Er kann den Weg zum fairen Kompromiss aufzeigen", lobt Michael Ziege (SPD) den Ratskollegen, "er ist sympathisch." An Sven Schümann, mit dem er gemeinsam in der städtischen Zukunftskommission Digitale Agenda sitzt, schätze er, dass Schümann "informiert, zuverlässig und unaufdringlich" ist.

Hohes Lob für einen, der noch keine 100 Tage auf dem Sessel des Ersten Stellvertretenden Bürgermeisters sitzt. Ende Januar wählte der Rat Sven Schümann auf Vorschlag der CDU-Fraktion mit breiter Mehrheit zum Nachfolger von Thomas Nickel. Der hatte das hohe Amt nach verlorener Bürgermeisterwahl aufgegeben. Auf dem Weg zum Bewerber hatte sich Schümann intern durchsetzen müssen. Aber schon in den Kampfabstimmungen gegen Thomas Kracke, Angelika Quiring-Perl und Ingrid Schäfer hatte er bewiesen, dass Zurückhaltung und Bescheidenheit auch in der Politik keine Schwächen sein müssen.

Wenn Beobachter den neuen Vize-Bürgermeister fast schon als scheu empfinden, dann formuliert der so skizzierte Mann das auf seine Art: "Ich möchte den Menschen zuhören, damit ich als Politiker weiß, wie in der Bürgerschaft gedacht wird." Dabei hat er Mut zur eigenen Meinung, und die ist nicht immer populär. So stützt er die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung: "In Berlin wird richtig gehandelt, aber das Handeln wird nicht richtig erklärt." In Neuss plädiert er dafür, die angebotene Jugendstilsammlung anzunehmen und in der "kleinen Lösung" der Museumserweiterung zu präsentieren. Die Entscheidung falle angesichts eines strukturellen Haushaltsdefizits schwer, aber wer nur kurzsichtig nach Kassenlage urteile, "der fragt sich nicht: Was nützt Bürgern und Stadt langfristig am meisten". Er verstehe die Jugendstilsammlung als Chance für die Stadt, sich mit etwas Besonderem zu profilieren. Er gehe davon aus, dass für dieses internationale Kulturprojekt auch externe Fördermittel einzusammeln seien.

Drittes Thema, das ihn in diesen Tagen bewegt: Innere Sicherheit. Er höre von den Menschen, wie sehr sie die steigende Zahl von Einbrüchen sowie Meldungen von Raub und Diebstahl verunsichern. Es sei richtig, wenn CDU-Chef Jörg Geerlings nun einen Stadtparteitag der Inneren Sicherheit widmen wolle.

Als Erster Stellvertretender Bürgermeister sitzt Sven Schümann einmal wöchentlich in seinem Rathaus-Büro, das er sich mit den beiden anderen Vize-Bürgermeistern Gisela Hohlmann und Jörg Geerlings "problemlos" teilt. Mehr als zehn offizielle Termine hat er bereits in neuer Funktion wahrgenommen und fühlt sich "geehrt, welche Aufmerksamkeit dem Amt und damit verbunden auch mir entgegengebracht wird". Dass das erste April-Wochenende terminfrei ist, genießt Sven Schümann. Er wird es mit Frau und Tochter in der Eifel verbringen: "Etwas Abstand von Beruf und Politik tut ganz gut."

(-lue)
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