Neuss/Dormagen Boss der „Pfefferspray-Bande“ soll für 15 Jahre in Haft

Neuss/Dormagen · Nach insgesamt 24 brutalen Raubüberfällen soll ein 41-jähriger Mann jetzt für 15 Jahre ins Gefängnis. Das hat die Staatsanwaltschaft Montag im Prozess am Düsseldorfer Landgericht beantragt.

 Der Real-Markt an der Bataverstraße wurde 2009 überfallen.

Der Real-Markt an der Bataverstraße wurde 2009 überfallen.

Foto: Woitschützke

Der Boss der sogenannten "Pfefferspray-Bande", war als einer der meistgesuchten Männer Europas nach internationaler Fahndung in Aktenzeichen XY und einer Schießerei mit der Polizei nach einer Verfolgungsfahrt in der Eifel gefasst worden. Er gilt als Schwerverbrecher.

"Das Maß ist voll", begann Staatsanwalt Stefan Willkomm Montag sein eindrucksvolles Plädoyers. Der Ankläger aus der Abteilung "Organisierte Kriminalität" listete innerhalb einer halben Stunden die gesammelten Vergehen des Angeklagten auf. 24 Überfälle auf Möbelhäuser und große Supermärkte — unter anderem auf den Möbel-Discounter "Roller" in Dormagen und den Realmarkt an der Bataverstraße in Neuss im Jahr 2009 — wurden dem Angeklagten zur Last gelegt. Der hatte letztlich seine Tatbeteiligungen eingeräumt, von einem "vollumfänglichen Geständnis" wollte Willkomm aber nichts wissen. Der 41-Jährige habe sich bei den Opfern nur halbherzig entschuldigt und Gewalteskalationen Mittätern in die Schuhe geschoben.

Als exemplarisch für das brutale Vorgehen der Bande bezeichnete der Staatsanwalt den Überfall in Dormagen. Der 41-Jährige und ein Komplize seien mit einem Maschinengewehr bewaffnet nach Geschäftsschluss in den Markt gestürmt, hätten einen Angestellten bedroht und ihn aufgefordert, den Tresor zu öffnen. "Obwohl er den Tätern immer wieder erklärt hat, keinen Zugriff auf den Geldschrank zu haben, wurde der Mann massiv attackiert und verletzt", so Willkomm. Letztlich habe man gedroht, ihn zu erschießen — daraufhin habe sich der Angestellte vor Angst in die Hose gemacht. Trotzdem habe man nicht von ihm abgelassen, sondern ihn solange mit Elektroschockern und Pfefferspray zugerichtet, bis der Mann schließlich das Bewusstsein verloren habe.

Viele der Opfer hätten bis heute mit psychischen Folgen zu kämpfen, in einem Fall sei sogar eine Familie zerbrochen. "Das ist der wahre Schaden ihrer Taten", so der Staatsanwalt. Willkomm forderte die Höchststrafe von 15 Jahren Gefängnis. "Würde man die beantragten Einzelstrafen zusammenrechnen, kämen wir auf 125 Jahre", sagte er.

Das erbeutete Geld in Höhe von rund 700.000 Euro will der Angeklagte verlebt haben. Auf die Beantragung von "Sicherungsverwahrung" verzichtete die Staatsanwaltschaft — allerdings mit einem unguten Gefühl. Sachverständige hatten in ihren Gutachten davon abgeraten, weil sie der Ansicht waren, der 41-Jährige sei durchaus bereit, sich im Gefängnis zu ändern. Der Staatsanwalt äußerte daran massive Zweifel.

Der wegen seiner Gefährlichkeit im Gerichtssaal dauerhaft gefesselte Angeklagte nahm die Schilderungen ohne erkennbare Reaktion zur Kenntnis. Das Urteil soll am Freitag verkündet werden.

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