Blindgänger am Hauptbahnhof Größte Evakuierung seit Jahren in Neuss

Neuss · Am Weißenberger Weg in Neuss wurde am Dienstag ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden, die erst gegen 00.25 Uhr in der Nacht erfolgreich entschärft werden konnte. Zuvor mussten 7000 Neusser ihre Wohnungen verlassen. Betroffen waren auch der Hauptbahnhof und ein Altenheim.

Neuss: Fund einer Bombe am Hauptbahnhof
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Bombenfund am Neusser Hauptbahnhof

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In einer zweiten Sicherheitszone galten Luftschutzmaßnahmen. Insgesamt waren rund 20.000 Personen betroffen. Die Zehn-Zentner-Bombe war bei Ausschachtungsarbeiten auf Höhe der Hausnummer 23 in drei Meter Tiefe entdeckt worden. Der Fundort lag in unmittelbarer Nähe zum Neusser Hauptbahnhof.

Nach Angaben der Stadt wurde gegen Mitternacht mit der Entschärfung der US-Sprengkörper begonnen. Zunächst war die Bombenentschärfung für 22 Uhr angesetzt worden. Diese verzögerte sich aber noch einmal, da einige Anwohner ihre Wohnungen nicht verlassen wollten. Zudem gab es bettlägerige Personen, die noch in ein Krankenhaus gebracht werden mussten.

"Eine Evakuierung in dieser Größenordnung hatten wir zuletzt vor rund vier Jahren", so Tobias Spange vom städtischen Presseamt. Damals wurde eine Weltkriegsbombe an der Römerstraße entschärft. Auch damals war Mike Wehner vom Kampfmittelräumdienst im Einsatz, der auch die Bombe am Dienstag entschärfen sollte.

Am Abend wurde der Gefahrenbereich in einem Umkreis von 500 Metern um die Fundstelle am Weißenberger Weg evakuiert. Betroffen waren unter anderem Anwohner der Düsseldorfer Straße, Batteriestraße, Gielenstraße, Rheydter Straße, Steinhausstraße und Engelbertstraße, Konrad-Adenauer-Ring, Further Straße und Römerstraße.

Polizei und Ordnungsamt hatten die betroffenen Straßen ab 20.30 Uhr gesperrt. In einem Gefahrenbereich von 1000 Metern Umkreis durften Anwohner ihre Wohnräume nicht verlassen.

 Bewohner des inneres Kreises müssen ihre Wohnung verlassen.

Bewohner des inneres Kreises müssen ihre Wohnung verlassen.

Foto: Stadt Neuss

Anwohner in den Sicherheitszonen wurden mit Flugblättern und über Lautsprecher-Durchsagen von Feuerwehr und Polizei über die erforderlichen Maßnahmen informiert. Personen, die von der Evakuierung betroffen waren, wurden in der Turnhalle am Further Kirmesplatz (Kaarster Straße) untergebracht. Unter anderem wurden 25 Personen aus dem Elise-Averdieck-Altenheim dorthin gebracht.

 Die Malteser in Neuss bereiten sich auf etliche Krankentransporte vor.

Die Malteser in Neuss bereiten sich auf etliche Krankentransporte vor.

Foto: Andreas Degelmann

Die Einsatzkräfte in der Turnhalle am Further Kirmesplatz waren auf einen größeren Einsatz vorbereitet. Tim Gladis, Einsatzleiter für die Rettungsdienste: "Da die Evakuierung so spät ist, rechnen wir mit vielen Menschen, die in die Turnhalle kommen." Dort waren 45 Mitarbeiter der Malteser, ein Einsatzleitwagen der Johanniter und ein Patiententransportwagen im Einsatz. Die Neusserin Inge Dreiling, die von der Evakuierung betroffen war, lobte das Engagement der Helfer: "Wir werden hier super versorgt." Andere Anwohner waren zum Teil samt Haustieren angerückt — wie Simone und Bernd Winkelmann, die ihre drei Katzen Shy, Lana und David mitgebracht hatten. Insgesamt befanden sich dort nach Angaben von Tim Gladis rund 300 Bürger, weitere 80 hatten sich angekündigt.

Die Rheinbahn hatte angekündigt, ab etwa 20 Uhr die Linien U75, 709, 828 und 830 umzuleiten. Ab 20.30 Uhr leiteten auch die Stadtwerke Neuss zahlreiche Buslinien um. Die Deutsche Bahn hielt ab 20.30 Uhr nicht mehr am Neusser Hauptbahnhof. Betroffen waren die Linien RE 6, RB 38, S5, S8 und die S11. Für die letzten Bahnreisenden, die vor der Bombenentschärfung am Neusser Hauptbahnhof ankamen, hatten die Stadtwerke Neuss einen Shuttle-Service zur Turnhalle am Further Kirmesplatz und zum Handweiser organisiert. Während der Bombenentschärfung stand der Bahnverkehr vorübergehend still: Die Züge warteten in diesem Zeitraum vor dem Hauptbahnhof.

(NGZ)
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