Neuss Bombe am Hafen mit Verzögerung entschärft

Neuss · Am Freitag wurde in St. Barbara in Neuss eine fünf Zentner schwere amerikanische Fliegerbombe gefunden. Weil die Evakuierung länger dauerte als gedacht lag, war die Entschärfung erst gegen 19.25 Uhr geschafft - fast eine Stunde später als erwartet.

 Bombenentschärfung: Mit Bussen und Krankenwagen werden die Bewohner evakuiert. Sprengmeister Peter van Eck mit der Bombe.

Bombenentschärfung: Mit Bussen und Krankenwagen werden die Bewohner evakuiert. Sprengmeister Peter van Eck mit der Bombe.

Foto: Woitschützke

Für Peter van Eck war es ein Heimspiel. "In St. Barbara bin ich getauft worden und habe bis zu meinem 14. Lebensjahr hier gelebt", erzählte der 62-jährige Sprengmeister. Am Freitagabend musste er in seinem alten Viertel eine fünf Zentner schwere amerikanische Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg entschärfen, die bei Bauarbeiten auf der Dyckhofstraße im Barbaraviertel gefunden worden war. Um 19.25 Uhr konnte Entwarnung gegeben werden. Eigentlich war sie schon gut eine Stunde früher erwartet worden.

"Die Entschärfung hatte sich etwas schwieriger gestaltet, weil die Bombe ein Stück unter einer Mauer lag", berichtete der Kaarster. "Wir wussten zuerst nicht, ob wir die Mauer wegnehmen müssen, um an den Zünder zu kommen." Das war dann aber doch nicht nötig. Ein Foto half, den Aufschlagzünder als solchen zu identifizieren. Das Unschädlichmachen gelang ohne weitere Komplikationen.

Problematischer gestaltete sich dagegen die vorherige Evakuierung. Rund 1500 Anwohner und zahlreiche Betriebe, das Theater am Schlachthof sowie der Hafen waren betroffen. Etwa 1100 Anwohner, die im engeren Gefahrenbereich von 250 Metern lebten, mussten ihre Häuser verlassen. Offensichtlich hatten aber nicht alle Bewohner die Lautsprecherdurchsagen verstanden. Viele standen ratlos auf der Straße. Immer wieder trafen die Ordnungskräfte noch Personen in dem zu räumenden Gebiet an. Hinzu kamen zahlreiche Anwohner, die bettlägerig waren und von Hilfsdiensten vorübergehend zum Teil sogar ins Krankenhaus gebracht werden mussten. Die Notunterkunft in der Turnhalle der Christian-Wierstraet-Realschule an der Frankenstraße nutzten nach Angaben von Stadtsprecher Tobias Spange rund 30 Personen.

"Das läuft hier alles etwas planlos", befanden aber auch Ursula Kahlen (50) und ihre Mutter Helga Kahlen (70). Zwar seien sie vom Ordnungsamt informiert worden. "Aber wohin wir nun gehen sollen, wissen wir nicht. Wir fahren deshalb jetzt mit dem Taxi in die Stadt Kaffee trinken." Auch Rufino Castro (56) wusste nicht so recht, wo er hin soll. "Das Ordnungsamt hat gesagt, dass wir die Häuser verlassen müssen. Also gehe ich jetzt in die Stadt, auch wenn ich gar nichts einkaufen muss." Er blickte nachdenklich auf seine Wohnung. "Ich hoffe, es geht alles gut."

 Bombenentschärfung: Mit Bussen und Krankenwagen werden die Bewohner evakuiert. Sprengmeister Peter van Eck mit der Bombe.

Bombenentschärfung: Mit Bussen und Krankenwagen werden die Bewohner evakuiert. Sprengmeister Peter van Eck mit der Bombe.

Foto: Woitschützke
 Bombenentschärfung: Mit Bussen und Krankenwagen werden die Bewohner evakuiert. Sprengmeister Peter van Eck mit der Bombe.

Bombenentschärfung: Mit Bussen und Krankenwagen werden die Bewohner evakuiert. Sprengmeister Peter van Eck mit der Bombe.

Foto: Woitschützke
Neuss: Bombe am Hafen mit Verzögerung entschärft
Foto: Grafik Stadt Neuss

Er behielt zwar Recht, allerdings bedeutete die Entschärfung große Einschränkungen für den Verkehr. Von 18 bis etwa 20 Uhr fuhren zwischen Neuss und Düsseldorf sowie zwischen Neuss und Krefeld keine Züge der Linien R 4, R 7, der RB 38 und der S-Bahnen 8, 11 und 28. "Gerade im Feierabendverkehr sind jetzt ganz viele Pendler betroffen", sagte Andreas Schmidt, der Notfallmanager der Deutschen Bahn. Auch die Busse der Linien 830 und 864 sowie die Straßenbahn der Linie U 75 fuhren nicht mehr durchs Barbaraviertel. Auch der Güterverkehr am Hauptbahnhof musste ab 18.30 Uhr seine Rangierarbeiten unterbrechen. Die Hafenbecken I, II und III konnten nicht befahren werden. Die Düsseldorfer Wasserschutzpolizei kontrollierte, dass sich auch alle Schiffführer daran hielten.

(NGZ)
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