Neuss Bilder aus einer imaginierten Welt

Neuss · In der ersten und zweiten Etage des Romaneum wird morgen eine neue Kunstausstellung eröffnet. Sie zeigt Fotografien der Neusserin Hildegard Monssen und Malerei der Niederländerin Judith Krebbekx.

Am Anfang war noch Skepsis. Gegenüber dem Ausstellungsort, aber auch gegenüber der anderen Künstlerin, mit der die Neusser Fotografin Hildegard Monssen das Romaneum bespielen sollte. Würden sich Treppenhaus des Baus und ihre Kunst vertragen? Wird die vorgeschlagene Malerin aus Maastricht, Judith Krebbekx, die richtige Partnerin sein? Wenn Monssens Vertrauen in den niederländischen Museumschef Rick Vercauteren (Van Bommel van Damm-Museum, Venlo), der auch vier ihrer Arbeiten schon gekauft hat, nicht so groß wäre - dann wäre die städtische Ausstellungsbilanz um eine sehenswerte Schau ärmer.

Und das gleich aus zweierlei Gründen. Zum einen zeigt sich, dass das Romaneum sogar eine Galerieanmutung hat. Monssen und Krebbekx sind mit dem vorhandenen Spielraum in der ersten und zweiten Etage nicht nur sparsam umgegangen, sondern haben auch neue Räume geschaffen, indem sie mit Sichtachsen arbeiten. So sollte der erste Blick auf Monssens Fotoarbeiten und Krebbekx' Malerei der von gegenüber sein. Mit dem Lichthof dazwischen, der den nötigen Abstand schafft, um eben diese neuen Räume auch zu entdecken, die zum einen von der Kunst, zum anderen von Pfeilern definiert werden. Und noch intensiver: der Blick von der zweiten auf die erste Etage. Auch von gegenüber. Das Hängekonzept der beiden Künstlerinnen könnte Vorbild für weitere Schauen sein.

Weniger ist mehr, haben sich die beiden Künstlerinnen zudem gesagt und die Anzahl ihrer Arbeiten davon abhängig gemacht, was zusammen passt und was der Raum verträgt. Dabei scheinen Monssens Fotografie und Krebbekx' Malerei sehr gegensätzlich zu sein. Äußerlich betrachtet. Hier die ruhigen, fast meditativ wirkenden Fotos von Pflanzenteilen, die auf Struktur und Licht reduziert sind, dort die fast albtraumhaften Szenen der Malerin. Manchmal treffen sie sich in der Farbe, in einem zarten Grün oder auch in einem (blut-)dunklem Rot.

Aber was sie wirklich eint, ist der Blick in eine Vorstellungswelt. Das Sichtbarmachen von Imagination, die von Gefühlen genährt ist. Wie auf einer Welle gleitet der Betrachter durch die Ausstellung, geht so angeregt wie beruhigt raus.

Bei Krebbekx ist es oft genug Furcht, sind es grundsätzliche Ängste, für deren Ausdruck sie sich bei Mythen und Legenden bedient. Und dennoch steckt in jedem Bild auch der Wunsch, die Sehnsucht, das Leben möge nicht grausam, sondern gut sein. Die junge Malerin, die in ihrer Heimat eine arrivierte Künstlerin ist, deren Werke in Museen und in privaten Sammlungen vertreten sind, ist gewiss keine Pessimistin. Aber sie fordert den Betrachter heraus, sich seinen Gefühlen zu stellen, und montiert dafür detailreich und unverwechselbar Bildchiffren zusammen, die seit Jahrhunderten Gültigkeit haben.

Fast weich wirken dagegen die Arbeiten von Hildegard Monssen, die zumeist Organisches kurz vor der Auflösung zeigen. In einem Moment, in dem der Blick der Fotografin Vollkommenheit entdeckt. In der Struktur eines verwelkten Blattes, in der vom einfallenden Licht verursachten Transparenz eines Pflanzenstiels. Was der Betrachter in dem Bild sieht, ist seiner Imagination überlassen. Denn Monssens Blick erschafft ein eigenständiges Objekt. Die Fotografin sieht die Schönheit im Vergänglichen, ihre Arbeiten haben etwas Tröstendes.

(hbm)
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