Neuss Beim Klimaschutz auf Erdgas setzen

Neuss · "Gas kann Grün", sagt Stadtwerke-Vorstand Stephan Lommetz. Er ist überzeugt, dass die Klimaschutzziele ohne diese verfügbare Technologie nicht zu erreichen sind. Und er stellt vor, was sein Unternehmen dazu beitragen wird.

 "Grüner, als man denkt": Stadtwerke-Geschäftsführer Stephan Lommetz an der Biogasanlage Hoisten, die gerade erweitert wird.

"Grüner, als man denkt": Stadtwerke-Geschäftsführer Stephan Lommetz an der Biogasanlage Hoisten, die gerade erweitert wird.

Foto: Stadtwerke

Wer alleine auf die zunehmende Elektrifizierung gerade auch aus regenerativen Energiequellen setzt, wird die gesteckten Klimaschutz-Ziele in den gesetzten Fristen nicht erreichen. Davon ist Stephan Lommetz überzeugt. Nicht zuletzt angesichts der Debatte um den Ausbau von Elektro-Mobilität und der Kritik an Dieselfahrzeugen mahnt der Stadtwerke-Geschäftsführer, vorhandene Alternativen und die dafür schon geschaffene Infrastruktur nicht aus dem Blick zu verlieren. Erdgas, zum Beispiel. "Das ist grüner, als man denkt."

So lange die Ladekapazität der Elektro-Autos nur geringe Reichweiten zulässt, seien erdgasbetriebene Fahrzeuge die, so wörtlich, naheliegende und verfügbare Alternative. Die Fahrzeuge seien am Markt, sagt Lommetz, der in der Stadtwerke-Flotte 39 Erdgas-Autos hat. Und ihre Klimabilanz sei überzeugend. "96 Prozent weniger Stickoxide, 50 Prozent weniger Feinstaub, 23 Prozent weniger CO2-Ausstoß als beim Diesel", rechnet Lommetz vor. Auch diese kleinen Schritte, so der Stadtwerke-Boss, seien Fortschritte in Richtung Klimaschutz. Und weil er sein Unternehmen besonders in der Pflicht sieht, lässt er gerade die eigene Flotte auf Modernisierungspotenziale abklopfen, E-Mobilität eingeschlossen. Die Anschaffung eines Elektro-Busses sei be-, ein Gas-Bus nicht ausgeschlossen.

"Elektromobilität wird immer mehr kommen", sagt Lommetz, aber eine Elektrifizierung des Wärmemarktes werde nicht stattfinden. Vielmehr wird der Gesamtanteil von Gas zunehmen, wobei der Markt kleiner werden wird - bedingt durch den Faktor Energieeffizienz. Diesen wollen die Stadtwerke mit der gerade laufenden Aktion "Raustauschwochen", bei der die Modernisierung einer Gasheizung finanziell unterstützt wird, stimulieren.

Im Gebäudesektor seien die Klimaziele erreichbar - mit moderner Gastechnologie und "grünem Gas", das bis 2050 einen Anteil von 35 Prozent ausmachen und den fossilen Brennstoff Erdgas in dieser Größenordnung ersetzen kann. Technisch machbar aber noch nicht wettbewerbsfähig sei die - mit Hilfe von Wasserstoff erfolgende - Umwandlung von regenerativ erzeugtem Strom in Erdgas. Schon marktfähig ist dagegen die Aufbereitung von aus Biomasse erzeugtem Bio-Methan zu netzfähigem Brennstoff in Erdgasqualität. Fünf Prozent des Gasbedarfs könnten aus Biomasse gedeckt werden, sagt Lommetz. Die Stadtwerke arbeiten seit 2010 auf diesem Feld mit den Betreibern der Biogasanlage in Hoisten, die derzeit erweitert wird, zusammen.

Ein Vorteil von Gas-Lösungen sei nicht nur, dass sie Alternativen zu anderen fossilen Energieträgern darstellen und als zweites Standbein neben dem wachsenden Anteil regenerativ erzeugter Energie die Versorgung stabilisieren. Sie nutzen zudem eine Infrastruktur, die schon da ist. Alleine das Neusser Leitungsnetz sei einen zweistelligen Millionenbetrag wert, sagt Lommetz. Wer zu sehr auf Technologien schiele, die dieses Netz nicht mehr oder nur unzureichend auslasten, schade am Ende auch dem Vermögen der öffentlichen Hand, mahnt Lommetz.

(-nau)
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