Neuss Autorin erzählt von der fast vergessenen Frau Oskar Schindlers

Neuss · Oskar Schindler ist spätestens nach dem Erfolgsfilm "Schindlers Liste" vielen Menschen ein Begriff. Dass er über all die Jahre von seiner Ehefrau Emilie Schindler unterstützt wurde, wissen dagegen nur wenige. Das Ehepaar lebte nach dem zweiten Weltkrieg verarmt und vergessen in Argentinien. Die Autorin Erika Rosenberg brachte gestern in einem Vortrag Schülerinnen des Gymnasium Marienberg die Geschichte von Emilie Schindler näher und revidierte die Rolle, welche ihr Steven Spielberg in seinem Erfolgsfilm zugedacht hatte. In dem Film taucht Emilie so gut wie gar nicht auf. Doch sie hatte genau so ihr Leben aufs Spiel gesetzt, um 1250 Juden während des Holocaust das Leben zu retten.

 Die argentinische Autorin Erika Rosenberg berichtete im Gymnasium Marienberg vom Leben der Emilie Schindler.

Die argentinische Autorin Erika Rosenberg berichtete im Gymnasium Marienberg vom Leben der Emilie Schindler.

Foto: Georg Salzburg

Erika Rosenberg traf 1990 im Rahmen einer Recherche auf Emilie Schindler. Über ein Jahr arbeiten die beiden Frauen an dem Werk, über 70 Stunden Tonaufnahmen wurden verarbeitet. "Emilie Schindler war eine mutige Frau, sie versorgte Juden mit Medikamenten und brachte schwangere Mädchen zu Ärzten, die eine Abtreibung vornehmen konnten. Schwangere Jüdinnen wären von den Nazis sonst sofort erschossen worden", sagt Rosenberg. Emilie habe ihren Mann auch bei der Unterbringung der 1250 Juden geholfen, deren Leben sie retten konnten. Rosenberg war es auch, die für Emilie Schindler das Bundesverdienstkreuz beantragte. "Emilie Schindler war die vergessene Frau, während man aus Oskar durch den Hollywoodfilm einen Helden gemacht hat", sagt Erika Rosenberg, die für ihre Arbeit Anfang 2015 selber die höchste deutsche Auszeichnung erhielt.

"Ich war sehr überrascht von der Geschichte Emilies", sagt Schülerin Sara Maria Braun. "Ich habe das Schindler-Haus und die ehemalige Fabrik in Krakau besichtigt, auch dort wurde die Ehefrau nie erwähnt." Wichtig sei es, sagt Erika Rosenberg, Menschen zu ehren, deren Taten in Vergessenheit geraten. Die Geschichte ihrer Freundin möchte sie daher weiter erzählen: "Das habe ich Emilie versprochen."

(NGZ)
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