Neuss Ausbildung zum Glück

Neuss · Mike Plattes macht eine Ausbildung zum Schornsteinfeger. Er sorgt für die Sicherheit unterschiedlicher Heizungssysteme.

 Unterwegs mit schwarzem Koller, Kopfbedeckung und Fegewerkzeug: Der angehende Schornsteinfeger Mike Plattes (17) schätzt, dass er seit Ausbildungsbeginn schon in 1000 Wohnungen in den Kamin geschaut hat.

Unterwegs mit schwarzem Koller, Kopfbedeckung und Fegewerkzeug: Der angehende Schornsteinfeger Mike Plattes (17) schätzt, dass er seit Ausbildungsbeginn schon in 1000 Wohnungen in den Kamin geschaut hat.

Foto: woitschützke

Wo er ist, ist auch das Glück. Zumindest sagt man das so. Mike Plattes zaubert es aber immer wieder ein Lächeln auf die Lippen, wenn er andere Menschen nur mit seiner Anwesenheit glücklich machen kann. Der 17-Jährige durchläuft jetzt das erste Jahr seiner Berufsausbildung zum Schornsteinfeger im Betrieb von Marcus Kram in Neuss. Zu dessen "Kehrbezirk" gehören rund 1700 Häuser - und er ist regelmäßig in all den Haushalten unterwegs, die eine Gas-, Öl- oder Festbrennstoffheizung haben. Die müssen auf verschiedene Gefahrenquellen oder Defekte untersucht werden. "Ich darf keine Scheu davor haben, mir auch mal die Finger schmutzig zu machen", sagt Azubi Mike Plattes, der auch nach wenigen Wochen schon mit Herzblut an dem Beruf hängt.

Wer Schornsteinfeger werden will, darf keine Höhenangst haben. "Außerdem sind handwerkliches Geschick und Sportlichkeit gefragt", sagt Plattes, der vor Ausbildungsbeginn den Realschulabschluss gemacht hat. Über ein Praktikum ist er auf den Beruf des Schornsteinfegers aufmerksam geworden. "Ich wusste schnell, dass das genau das Richtige für mich ist", sagt der 17-Jährige, der von Anfang an voll ins Betriebsgeschehen einbezogen wurde und in "seinem" Neusser Viertel beinahe Kult-Status besitzt. Denn er fährt mit dem Fahrrad zu seinen Kunden. "Mit dem Dienstfahrrad", sagt Mike Plattes. Sein Werkzeug schnallt er auf den Gepäckträger und radelt von Kunde zu Kunde. "Das geht schneller als mit dem Auto", sagt auch sein Chef Marcus Kram, der bei der Einstellung auf ein gutes mathematisch-physikalisches Verständnis achtet. Angehende Schornsteinfeger sollten aber auch die Bereitschaft mitbringen, körperlich zu arbeiten.

Der Arbeitstag von Mike Plattes beginnt morgens um 7.30 Uhr in der Werkstatt. "Da bereite ich die Messgeräte vor, die ich den Tag über brauche", sagt der Mönchengladbacher, zu dessen Utensilien auch eine Rußpumpe, ein Endoskop, eine Leiter, eine Kehrleine und eine Haspel gehören. Doch das ist längst nicht alles. Schornsteinfeger gehen mit der Zeit. "Zu unseren Arbeitsgeräten zählt auch ein Laptop. Und in besonderen Fällen kommen auch spezielle Inspektionskameras zum Einsatz", erzählt Schornsteinfegermeister Marcus Kram, der regelmäßig mit seinem Auszubildenden unterwegs ist.

Mike Plattes lernt die Arbeit Schritt für Schritt - ganz nach dem Motto "Learning by doing". "Als Schornsteinfeger muss ich mich zum Beispiel gut mit dem Baurecht auskennen. Und ich muss dem Kunden meine Arbeitsschritte erklären", sagt Plattes, der vor allem die Brand- und Betriebssicherheit verschiedener Heizsysteme untersucht. Er achtet auf Verstaubungen, Verschmutzungen, verschlossene Lüftungen oder auf defekte Schornsteine.

Der angehende Schornsteinfeger besucht während seiner dreijährigen Ausbildung zweimal pro Woche das Albrecht-Dürer-Berufskolleg in Düsseldorf, wo er neben Mathe und Chemie unter anderem auch in rechtlichen Fragen unterrichtet wird. Ein Thema ist zum Beispiel die Kehr- und Überprüfungsverordnung, deren Inhalte Schornsteinfeger im Alltag anwenden können müssen.

Ausgebildete Schornsteinfeger sind auf dem Markt gefragt. Solange Menschen heizen, haben sie gut zu tun - und sind oft auch über festgelegte "Kehrbezirke" hinaus tätig. In Zukunft müssen sie sich verstärkt auch mit regenerativen Energien beschäftigen. "Wir müssen den Innovationen folgen und uns darauf einstellen", betont Schornsteinfegermeister Marcus Kram.

(NGZ)
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