Serie "Neusser Natur" Auf Entdeckungstour am Rheinbogen

Neuss · Biologe Oliver Tillmanns führt durch das Naturschutzgebiet in Uedesheim.

Serie "Neusser Natur": Auf Entdeckungstour am Rheinbogen
Foto: L. Berns

Zwischen Uedesheim und Grimlinghausen liegt eines der schönsten Naturschutzgebiete von Neuss: der Uedesheimer Rheinbogen. Er ist einer der wenigen naturbelassenen Abschnitte des mittleren Niederrheins. Das 109 Hektar große Areal steht seit 1987 unter Naturschutz. Am Sonntag, 12. Juni, ist der Rheinbogen das Ziel der Reihe "Neusser Natur", zu der Neuss Marketing und die NGZ gemeinsam einladen.

Der Biologe und Umweltgutachter Oliver Tillmanns (39) wird den Teilnehmern die Pflanzen- und Tierwelt näher bringen. "Der Rheinbogen unterteilt sich in zwei Gebiete", sagt Tillmanns. Westlich der Fleher Brücke wachsen vor allem viele Kopfweiden. Sie wurden früher regelmäßig vom Menschen in zwei bis drei Metern Höhe geschnitten, um daraus Körbe zu flechten. Heute ist der Mensch darauf nicht mehr angewiesen. Dennoch müssen die Weiden weiterhin geschnitten werden. "Sonst würden sie auseinander brechen", sagt Oliver Tillmanns. Und das wäre fatal für die Tierwelt. Immerhin bieten die Kopfweiden Nistplätze für Höhlenbrüter wie den Steinkauz.

Das andere Gebiet des Rheinbogens - östlich der Autobahn - ist eine große Wiesenfläche mit alten Pappelbeständen. Derzeit blühen dort besonders viele Pflanzen. "Es ist dort sehr bunt, gibt viele Schmetterlinge und eine sehr große Vielfalt der Arten", schwärmt Tillmanns. Grund dafür ist die Lage vor dem Deich. "Wenn der Rhein Hochwasser hat, wird der Rheinbogen überflutet", sagt Tillmanns. Dadurch entstehe ein Feuchtlebensraum, in dem sich Pflanzen wie die gelbe Wiesenraute oder die echte Osterluzei wohl fühlen. Derzeit wird versucht, den Ameisenbläuling wieder dort anzusiedeln. Aber auch geologische Besonderheiten ergeben sich am Rheinbogen. "Wir können dort erkennen, wie der Rhein die Landschaft prägt", sagt Tillmanns. Die Kiesbänke etwa würden sich jedes Jahr verändern. Das Wasser bringt Nährstoffe und Substrate mit. Auch das ermögliche das Überleben einiger Tier- und Pflanzenarten.

Aber auch für den Menschen sei so ein Überschwemmungsgebiet wichtig. Das sehe man gerade in diesen Tagen. "Der Deichbau verlagert das Problem bei Hochwasser nur flussabwärts. Ein Gebiet wie der Rheinbogen senke den Wasserstand bei Hochwasser nachhaltiger", sagt Oliver Tillmanns. Allerdings stelle der Rheinbogen auch einen Anziehungspunkt für Menschen dar. Wer durch der Rheinbogen geht, sehe etliche Grillstellen, aber auch Angler. Beides ist im Naturschutzgebiet nicht erlaubt. "Vielen ist nicht bewusst, dass sie damit der Umwelt schaden", sagt Tillmanns.

Der 39-Jährige hat in der Vergangenheit schon viele Führungen im Uedesheimer Rheinbogen durchgeführt. "Das Schöne am Rheinbogen ist natürlich die Blütendichte und die Artenvielfalt", sagt er. Spannend für die Beobachtung seien aber auch die zwei Seiten des Naturschutzgebietes. Einerseits die vom Rhein immer wieder veränderten Wiesenflächen. Andererseits die vom Menschen geformten Kopfweiden. Seine Begeisterung dafür will er am Samstag an die Teilnehmer der Führung weitergeben.

Bis Oktober laden Neuss Marketing und die NGZ in der Reihe "Neusser Natur" alle zwei Wochen zu Aktiv-Touren ein, um Neussern ihre Stadt unter ungewohnten Blickwinkeln näher zu bringen. Dabei soll der Blick vor allem auf Neusser Landschaften, Pflanzen und Naturphänomene gerichtet werden. Die Reihe "Neusser Natur" ist inzwischen die vierte Tourenserie mit Fotowettbewerb. Die Teilnehmer sind aufgerufen, ihre Heimat während der Touren aktiv mit der Fotokamera zu erschließen. Die schönsten Schnappschüsse zeigt Neuss Marketing auf seiner Homepage.

(NGZ)
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