Neuss Auf den Spuren Shakespeares

Neuss · Viktor Nonos neuer Roman thematisiert die Zweifel an der Autorenschaft Shakespeares.

 Der Neusser Künstler Viktor Nono sucht nach dem Urheber des Shakespeare-Werks und setzt dafür Samuel Pepys ein.

Der Neusser Künstler Viktor Nono sucht nach dem Urheber des Shakespeare-Werks und setzt dafür Samuel Pepys ein.

Foto: V. Nono

William Shakespeare und Samuel Pepys (sprich: Pieps) sind sich nie begegnet. Wie auch. Der Dichter war schon mehr als 15 Jahre tot, als der Tagebuchschreiber 1633 geboren wurde. Aber Shakespeares Stücke blieben und die hat Pepys nicht nur auf den Bühnen Londons gesehen, sondern in seinen Tagebüchern auch harsch kommentiert. Er mochte sie nicht und hielt den Dichter überhaupt für einen Scharlatan. Warum also ihn nicht zur Hauptfigur in einem historischen Roman machen und das Gewese um Shakespeare als Fake entlarven?

So ähnlich ist jedenfalls der in Neuss arbeitende, aber inzwischen in Düsseldorf wohnende Künstler Viktor Nono auf die Idee zu einem Buch gekommen, das unter dem Titel "Shakespeare - muss weg!" jetzt vorliegt. "Ich fand's lustig", sagt Nono, der nicht nur Schriftsteller, sondern auch bildender Künstler und promovierter Philosoph ist, und erzählt dann, was für ihn der Ausgangspunkt war: die (verbriefte) Tatsache nämlich, dass Pepys eifersüchtige Frau die ersten Tagebücher ihres Mannes vernichtet hat. "Was wäre, wenn es dafür einen anderen Anlass gegeben hätte?" fragt er und hat sich einen ausgedacht. Die Vernichtungsaktion lässt er nun in Stratford-on-Avon stattfinden, wo Shakespeares Familie wohnte und Pepys als junger Advokat einer Verschwörung auf die Schliche kommt, die er in seinen Tagebüchern festhält. Ein Beweis, der verschwinden muss, so wird Pepys Frau das Versteck der Tagebücher verraten und sie zerstört sie in ihrer Wut über seine amourösen Eskapaden.

So hätte die Geschichte auch stattfinden können, sagt Nono, der akribisch recherchierte Historie mit (manchmal absurder) Fiktion verknüpft. Rund fünf Jahre hat es gebraucht, dieses Buch zu schreiben, erzählt er: "1200 Seiten hatte es in der ersten Version, 800 sind übrig geblieben, die wir auf zwei Bände aufgeteilt haben."

Seltsame Todesfälle begleiten den jungen Samuel Pepys bei seiner Arbeit in Stratford, wo er doch eigentlich nur am Gerichtstag nur für einen anderen Kollegen einspringen soll. Dachte er. Dabei ist seine Entsendung ein abgekartetes Spiel, die Todesfälle sind reine Morde, hinter der die übrig gebliebene School of Night des Walter Raleigh steckt. Alles hängt mit allem zusammen.

Grundthese des Romans ist die Annahme, dass Shakespeare Werke nicht von ihm stammen. Aber wer war Shakespeare dann? Etwa der "Blutsauger und Halsabschneider" William Shakspere? Oder hieß er Shagspere? Oder Shaxpere? Fragen über Fragen, die Pepys letztlich auch zu Sir Francis Bacon und natürlich Christopher Marlowe führen, der vor allem in der Shakespeare-Forschung immer wieder als möglicher Autor auftaucht. "Dann hätte Marlowe aber auf Tantiemen verzichtet", sagt Viktor Nono, kann sich das kaum vorstellen und tendiert daher zur Gruppentheorie: Die Werke Shakespeares wurden von mehreren Autoren verfasst.

Pepys' Suche nach dem wahren Urheber führt ihn in dunkle Kellergewölbe - und zu einer Verschwörung um den wahren König von England. Das alles ist nicht mal an den Haaren herbeigezogen - es gibt viele historische Quellen, aus denen Nono für seine Geschichte schöpft. Allerdings verknüpft er verwirrend viele Stränge - zu viele, was den historisch nicht so versierten Leser eher konfus macht als ihn aufklärt.

Spannend bleibt aber, wie Nono im zweiten Band die Geschichte weitererzählt. "Sie spielt dann in London", sagt er, "und gibt Marlowe mehr Raum." Rückblenden informierten über das, was gewesen ist. Der zweite Teil, so verspricht Nono, soll noch in diesem Jahr erscheinen.

Info Viktor Nono: Shakespeare - muss weg! 295 Seiten, 20 Euro, Dahlemer Verlagsanstalt

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort