Neuss Auch Weiterbilder müssen lernen

Neuss · Die Arbeitsgemeinschaft Weiterbildung will Arbeit mit Migranten stärken.

 Joachim Braun (l). und Gerhard Heide stellten Positionspapier vor.

Joachim Braun (l). und Gerhard Heide stellten Positionspapier vor.

Foto: Woi

"Einwanderung und kulturelle Identität: Herausforderung und Chance der Erwachsenenbildung in einer Gesellschaft im Wandel" lautete das Thema des 1. Neusser Pädagogischen Studientages, den die Arbeitsgemeinschaft Weiterbildung kürzlich veranstaltete. 30 haupt- und freiberufliche Tätige in den Einrichtungen der Erwachsenen- und Familienbildung in Stadt und Kreis nahmen daran teil.

"Eigentlich haben wir schon 2015, als das Weiterbildungsgesetz und damit auch unser Arbeitskreis 40 Jahre bestand, die Idee dazu entwickelt. Wir müssen uns neu positionieren und deutlich machen, welchen Stellenwert Weiterbildung hat", erklärte Gerhard Heide, Vorsitzender des Arbeitskreises und Leiter der VHS Neuss. "Erwachsenenbildung bedeutet in diesem Kontext mehr als bloße Sprachkurse. Aber wir haben uns auch die Frage gestellt: Was braucht es für uns als Gesellschaft, in die die Menschen hineinkommen? Wie wirken wir auf die Einwanderer und Flüchtlinge?"

Alle zwölf Träger, die Mitglied im Arbeitskreis sind, darunter neben der VHS die Arbeiterwohlfahrt, das Familienforum Edith Stein und das Off-Theater NRW, wollen sich als Einrichtungen der Daseinsfürsorge verstehen: Neben den Sprachkursen, die wichtig sind, soll es Jugendintegrationskurse geben, kulturelle Angebote, die eng an die Sprachkurse angekoppelt sind. "Die Teilnehmer sollen nicht nur theoretisch lernen, sondern es praktizieren. Ein wichtiger Faktor ist auch die Wertevermittlung: Ordnung und Pünktlichkeit sind Sekundärtugenden, aber wir wollen vermitteln, was Demokratie oder Gleichstellung von Mann und Frau bedeuten", sagt Joachim Braun, stellvertretender Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Weiterbildung und Leiter des Familienforums Edith Stein.

Dazu wollen die Einrichtungen Pakete schnüren und von den Kompetenzen des anderen als Team profitieren - aber dazu müssen sie auch selbst lernen: "Zu wenige Mitarbeitende haben selbst Zuwanderungserfahrung, die ,Kundenbrille' der Migranten ist für viele noch ungewohnt", sagt Heide. "Doch wir alle haben ein Ziel gemeinsam: das Bestreben, eine Bildung für Chancengleichheit, für individuelle und gesellschaftliche Entwicklungspotenziale, Bürgerengagement, globale Orientierung und Werteorientierung auf höchstem Niveau für alle hier lebenden Menschen anzubieten. Das betrifft auch die Deutschen im gleichen Umfang: Sie müssen up to date bleiben in einer Gesellschaft, in der kaum noch jemand von der Ausbildung bis zur Rente im selben Betrieb arbeitet." Als Weiterbilder müsse man künftig viel stärker auch Berater sein und die Menschen auf ihrem Weg begleiten. Der Anfang ist gemacht: Beim Weiterbildungsmarkt informierte die Arbeitsgemeinschaft die Neusser mit einem Positionspapier über ihr Wirken.

(NGZ)
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