Neuss Aßmuth und die FDP - ein Missverständnis

Neuss · Der Stadtverordnete, der die FDP-Fraktion im Kreistag verlassen hat, ist aus der Partei ausgetreten. Zur Frage, ob er im Stadtrat bleibt, äußert er sich nicht. Langsam gehen ihm die Optionen aus, denn keine Fraktion ist an ihm interessiert.

 Dirk Aßmuth

Dirk Aßmuth

Foto: Woi

Dirk Aßmuth (51) hat nach seinem Austritt aus der FDP-Kreistagsfraktion nun auch seine Parteimitgliedschaft bei den Liberalen aufgekündigt. Zunächst noch ohne Angabe von Gründen. Das bestätigte der Parteivorsitzende Michael Fielenbach, der nun "gespannt auf die Begründung ist". Mindestens genauso gespannt verfolgt das politische Neuss, ob und wie der Stadtverordnete Aßmuth im Rat seine Arbeit fortsetzt. "Vorerst gilt der Status quo", erklärt der Fraktionsvorsitzende Manfred Bodewig,

Nicht ausgeschlossen ist derzeit, dass Aßmuth als parteiloser Hospitant bei der FDP bleibt. So war er vor seinem Wiedereintritt vor zwei Jahren auch gestartet, als er mit seinem für die AfD errungenen Ratsmandat die Seiten wechselte. Nicht zuletzt deshalb fehlt es dem Politiker mit seiner bunten politischen Vergangenheit schlicht an Alternativen. CDU, SPD, Grüne und UWG/BIG erklärten gestern jedenfalls unisono und mit zum Teil nicht sehr schmeichelhaften Begründungen, kein Interesse an wie auch immer gearteten Annäherungsgesprächen zu haben. Und die Linke dürfte für den Ex-AfD-Mann keine Option sein.

Dirk Aßmuth selbst schweigt sich öffentlich aus. Für Nachfragen war er auch gestern nicht zu erreichen, war aber im sozialen Netzwerk nachweislich aktiv. "Interessant ... die ersten entfreunden ... auf Facebook", postete er gestern. "Einfach mal abwarten", fügte er hinzu.

FDP-Parteichef Fielenbach fühlt sich von Aßmuth, der in der gespaltenen Partei immer seinem Lager zugerechnet werden musste, nicht im Stich gelassen. Er hatte Aßmuth zwar im Jahr 2014 die Tür aufgemacht, damit dieser nach zwei Jahren Unterbrechung zur FDP zurückfinden konnte, und ihm auch im Februar den Aufstieg zum zweiten Vorsitzenden des Stadtverbandes geebnet. "Aber Politik ist ja keine Ehe", sagte er. Wenn Aßmuth andere Perspektiven und bessere Chancen sehe, werde er ihm keine Steine in den Weg legen. Die Parteibasis allerdings habe überrascht reagiert.

In der Fraktion war seit drei Wochen bekannt, dass Aßmuth kürzer treten wollte. Seine Ausschüsse wollte er loswerden, im Rat und in den Aufsichtsgremien städtischer Tochterfirmen aber weiter mitwirken. "Das habe ich akzeptiert", sagt Bodewig, "aber da war nicht abzusehen, wie sich das heute darstellt."

Und nun? Zurück zur AfD führt kein Weg. Nach zwei Jahren Funkstille wäre jeder Versuch einer Annäherung nach Ansicht des Fraktionsvorsitzenden Günter Weinert aussichtslos. Ihn interessiert nur, ob Aßmuth sein Mandat behält. Falls nicht, würde das an die AfD zurückfallen, die dann wieder zu dritt wäre.

Michael Klinkicht (Grüne) schließt einen Wechsel zu den Grünen aus. "In meinen Augen ist Aßmuth auch kein Demokrat", sagt er. Carsten Thiel (UWG), einst FDP-Hospitant wie Aßmuth, will mit dieser Sache "nichts zu tun haben". "Wir nehmen ihn auf keinen Fall", stellt auch Arno Jansen (SPD) klar, der die Entwicklung im Kreistag beobachtet, wo Aßmuths Stimme die Mehrheit von CDU und FDP absicherte. Genau so etwas hatte Helga Koenemann (CDU) in der Nase, als sie 2014 auf Schwarz-Grün im Rat setzte und sich nicht von Aßmuth abhängig machen wollte, dessen Wechsel auch Schwarz-Gelb mehrheitsfähig gemacht hätte. "Ich habe Recht behalten", sagt sie nun.

(-nau)
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