Neuss Angler wütend über trockene Obererft

Neuss · Wegen eines Defektes am Schlauchwehr in Selikum ist der Wasserspiegel der Obererft stark gesunken. Der Erftverband reagierte zwar schnell, doch der Fischbestand hat sehr gelitten - das ärgert den "ASV Angelbiss" besonders.

 Die Obererft konnte nicht mehr ausreichend mit Wasser versorgt werden.

Die Obererft konnte nicht mehr ausreichend mit Wasser versorgt werden.

Foto: Simon Janssen

Alfred Essers blickt kopfschüttelnd von der kleinen Brücke aus auf die Obererft - zumindest auf das, was Stand Montag von ihr übrig geblieben ist. "Eine Katastrophe", sagt der 85-Jährige. Essers ist seit rund 40 Jahren Mitglied im "ASV Angelbiss". Seit Mitte der 70er Jahre hat der Verein eine Teilstrecke der Obererft von der Stadt Neuss gepachtet, welche sich vom Abzweig von der Haupterft (im Tierpark Selikum) bis zum Selikumer Weg/Ecke Nordkanalallee erstreckt. "Wir haben dort immer wieder neue Fische eingesetzt. Unter anderem Karpfen und Zander", sagt Essers. Tausende Euro seien für die Maßnahmen investiert worden.

 Alfred Essers vom ASV Angelbiss steht auf einer Brücke, die über die stark gesunkener Obererft führt. Der Wasserspiegel normalisiert sich durch die schnellen Arbeiten zwar wieder, doch der Fischbestand habe gelitten.

Alfred Essers vom ASV Angelbiss steht auf einer Brücke, die über die stark gesunkener Obererft führt. Der Wasserspiegel normalisiert sich durch die schnellen Arbeiten zwar wieder, doch der Fischbestand habe gelitten.

Foto: Simon Janssen

All die Arbeit habe sich binnen eines Tages quasi in Luft aufgelöst. Denn durch den Ausfall des linken Schlauchwehrs in Selikum, ist der Wasserspiegel erheblich gesunken. Nach Angaben des Erftverbandes trat das Problem am Sonntagabend auf, was dazu führte, dass die Erft an dieser Stelle nicht wie erforderlich aufstauen und die Obererft nicht mit ausreichend Wasser versorgt werden konnte.

Gestern rückten Mitarbeiter des Erftverbandes aus, um mit sogenannten Dammtafeln einen provisorischen Aufstau herzustellen. "Das Wasser fließt jetzt wieder so wie vorher", sagte Sprecherin Luise Bollig gestern Nachmittag nach der Maßnahme. Um den Schaden zu begutachten, soll heute der Zwischenraum zwischen Tafeln und Gummischlauch leergepumpt werden. Taucher kämen dabei zum Einsatz. Je nach Ergebnis werde der Erftverband die Reparatur planen. "Ursache ist nach ersten Erkenntnissen ein Riss im linken Gummischlauch", sagte Bollig. Nach Angaben von Umweltdezernent Matthias Welpmann werde Vandalismus aktuell nicht ausgeschlossen.

 Am Montag rückten direkt Mitarbeiter des Erftverbandes aus, um mit sogenannten Dammtafeln einen provisorischen Aufstau herzustellen.

Am Montag rückten direkt Mitarbeiter des Erftverbandes aus, um mit sogenannten Dammtafeln einen provisorischen Aufstau herzustellen.

Foto: Simon Janssen

Doch trotz der schnellen Reaktion habe der Fischbestand laut Essers stark gelitten. "Es dauert Jahre, bis er wieder so ist wie vorher", sagt der 85-Jährige. Nach Angaben von Luise Bollig dauere es jedoch nur "Tage bis wenige Wochen", bis die Fische wieder da sind. Essers bezeichnet die Anzahl der Fische, die auf natürlichem Wege aus der Erft in die Obererft kommen, allerdings als "Tropfen auf den heißen Stein". Der Verein wolle nun prüfen, wer für den entstandenen Schaden aufkommt. "Wer bezahlt so etwas?", fragt der Angler.

Zum Hintergrund: Mitte des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Erft im Stadtgebiet von Neuss begradigt und dadurch vom Napoleonswehr abgerückt, das bislang die Obererft mit Wasser versorgte. Um den aufgestauten Wasserspiegel in der Erft und damit die Wasserversorgung der Obererft beibehalten zu können, musste in Selikum ein weiteres Wehr gebaut werden. Dieses wurde in den 1990er Jahren als "Schlauchwehr" erneuert. Statt Wehrtafeln aus Metall stauen zwei jeweils rund 800 Kilogramm schwere und 1,60 Meter durchmessende und mit Luft gefüllte Gummischläuche das Wasser auf wie bei einem herkömmlichen Wehr.

(NGZ)
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