Neuss Als die Albanienhilfe das Laufen lernte

Neuss · Vor gut 20 Jahren gründete Pfarrer Stephan Schwarz die Malteser in Albanien, wo mittlerweile mehr als 100 Ehrenamtler tätig sind. Die Gemeinde in Grimlinghausen unterstützt ihn seit dem ersten Tag, wo sie nur kann.

 Pfarrer Schwarz (l.) im Jahr 1993 bei der ersten Fahrt des Hilfskonvois in Albanien. Damals überzeugte er sich von den katastrophalen Zuständen.

Pfarrer Schwarz (l.) im Jahr 1993 bei der ersten Fahrt des Hilfskonvois in Albanien. Damals überzeugte er sich von den katastrophalen Zuständen.

Foto: Malteser

Am Sonntag, 18. Juni, findet um 17 Uhr in St. Cyriakus Grimlinghausen wieder die Messe zugunsten des Projekts "Hilfe für Albanien" statt. Zelebrant ist Stephan Schwarz, heute Pfarrer in Rheinbach und früher Kaplan in Grimlinghausen. Von ihm stammt die Initialzündung zur Albanienhilfe. "1992 wurde ich durch Asylbewerber aus dem Kosovo auf die mangelhafte medizinische Versorgung vor allem der Bewohner in den abgelegenen albanischen Bergdörfern aufmerksam gemacht", erinnert er sich. "Der Fortschritt gehört allen", dachte sich Schwarz und wollte nicht länger hinnehmen, dass Menschen an Krankheiten "wie vor 100 Jahren starben, zum Beispiel an Lungenentzündung, allgemeiner Sepsis oder Wochenbettfieber".

Diese Zustände müssten schon mit kleinem Geld zu beheben sein. Bei seiner ersten Reise im späten Frühling 1993 überzeugte er sich selbst von den katastrophalen bürgerkriegsähnlichen Zuständen und sammelte daraufhin Spenden für geländegängige Fahrzeuge, die als rollende Arztpraxen bis in die entlegensten Gegenden fahren sollten. "Dafür wurde extra ein Fahrplan entwickelt, um den Menschen Sicherheit zu geben", erzählt er. Das Ganze wurde dann als Hilfsprojekt der Pfarrgemeinde fest etabliert und blieb es auch nach dem Weggang von Schwarz nach Pulheim. "Auch dort fand ich genug Mitstreiter, die die Albanienhilfe unterstützten", berichtet Schwarz.

 Medizinische Hilfe: Der Pfarrer sorgte dafür, dass ein regelrechter "Gesundheitsgürtel" an der Grenze zum Kosovo entstand.

Medizinische Hilfe: Der Pfarrer sorgte dafür, dass ein regelrechter "Gesundheitsgürtel" an der Grenze zum Kosovo entstand.

Foto: Albanienhilfe

Bereits 1993 zeichnete sich ab, dass immer mehr Flüchtlinge aus dem Kosovo nach Albanien kamen, und der Krieg 1999 sorgte für einen zusätzlichen Schub. Pfarrer Schwarz hatte das vorausgesehen und sorgte dafür, dass ein wahrer "Gesundheitsgürtel" an der Grenze zum Kosovo entstand. 1995 gründete er die albanischen Malteser. "Zuvor gab es nur die Caritas als Ansprechpartner", berichtet er. Nun aber sorgten die Malteser getreu ihrem Grundsatz "Bezeugung des Glaubens und Hilfe den Bedürftigen" für die medizinische Versorgung der Bevölkerung.

"Der Verband ist erwachsen geworden", sagt Schwarz und lobt das Engagement der 100 ehrenamtlich Tätigen vor Ort. Bei jährlichen Besuchen überzeugt sich der Geistliche von der Arbeit der fünf mobilen Krankenstationen, die von der Stadt Shkodie aus die Bergdörfer anfahren. Neue Herausforderungen in Albanien entstehen auch durch die Flüchtlingssituation, denn es kehren viele Menschen zurück. "Das ist ein sicheres Herkunftsland, es gibt keine Gefahr für Leib und Leben durch staatliche Gewalt", sagt der Geistliche. "Die Zurückkehrenden kommen mit nichts und müssen reintegriert werden", so Schwarz. Die Finanzierung der Aufgaben der Malteser ruht unter anderem auf drei festen Terminen: der Messe für Albanien, einem Benefizkonzert und der Kollekte während der Erstkommunionfeier. Diese Einnahmen machen 30 Prozent aus, hinzu kommen Sammlungen bei Familienfeiern, Daueraufträge und Einzelspenden. Auch örtliche Vereine wie die Schützen und die Heimatfreunde tragen das Projekt mit.

(NGZ)
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