Sebastian Ley Als Außenseiter gegen Geerlings

Neuss · Der frühere Chef der Jungen Union in Neuss bewirbt sich um die CDU-Landtagskandidatur. Er tritt am 2. Juni gegen Parteichef Geerlings an.

 Sebastian Ley (30): "Fühle mich in Außenseiterrolle wohl."

Sebastian Ley (30): "Fühle mich in Außenseiterrolle wohl."

Foto: Woi

Herr Ley, es bleibt dabei? Sie bewerben sich am 2. Juni CDU-intern als Landtagskandidat?

Sebastian Ley Natürlich, denn unsere Neusser CDU benötigt dringend frische Ideen und frische Gesichter. Die Landtagswahl ist für uns ein Meilenstein auf dem Weg zur Bürgermeister- und Ratswahl. Wenn wir 2020 wieder den Bürgermeister stellen wollen und auch die absolute Mehrheit im Rat anstreben, dann brauchen wir einen Wahlerfolg bei der Landtagswahl im Mai 2017.

Sie trauen sich die Rolle des Impulsgebers eher zu als anderen?

Ley Ich stehe für Ehrlichkeit und Offenheit. Ich vertraue den Menschen und erlebe, dass sie mir dieses Vertrauen zurückgeben. Ich bin als Fußballer nicht der, der einsame Entscheidungen trifft, sondern der Mannschaftsspieler, der möglichst viele Meinungen einbezieht.

Sie gehen als Außenseiter in die Kandidaten-Aufstellung. Erklärter Favorit ist Parteichef Jörg Geerlings. Sie sind bei der Mitgliederversammlung mit Ihrer Bewerbung für einen der beiden Stellvertreter-Posten gescheitert. Woher schöpfen Sie den Mut, es nun erneut zu versuchen?

Ley Ich fühle mich in der Außenseiterrolle wohl. Bei der Stellvertreter-Wahl hatte ich keine 20 Stimmen weniger als Bernadette Thielen und Andreas Hamacher. Mehr als 45 Prozent der Anwesenden haben ihre Stimme nicht Jörg Geerlings gegeben. Aber Schluss mit Mathematik. Ich trete an, weil ich zeigen will, dass es in der Neusser CDU personelle Alternativen gibt. Unsere Partei ist mehr als ein Wahlverein, der ein verabredetes Ergebnis abnickt. Jörg Geerlings hat seine Chance 2012 gehabt und er hat sie nicht genutzt.

Muss Ihre Kandidatur nicht als Kritik am Parteivorsitzenden Jörg Geerlings interpretiert werden?

Ley Ich habe die Bewerbung seines Herausforderers Michael Werhahn unterstützt, weil ich der Überzeugung war, dass sich im Vorstand etwas bewegen muss. Jörg Geerlings ist deutlich, aber nur knapp im Amt bestätigt worden. Ich akzeptiere die Wahl und unterstütze die Arbeit des neuen Parteivorstandes.

Sie sind frischgebackener Vater in Elternzeit. Wie sieht für Sie die perfekte Kita-Betreuung aus?

Ley Mir ist wichtig, dass jede Familie selber bestimmen kann, ob und wann das Kind in die Kita geht. Das Land NRW sollte mehr Geld für die Finanzierung der Kitas in die Hand nehmen. Der Kita-Besuch muss nicht beitragsfrei sein, eine gerechte Beitragsstaffelung wie in Neuss ist angemessen. Entscheidend ist, dass die Öffnungszeiten der Kitas sich dem Bedarf der Eltern anpassen.

Bildungs- und Schulpolitik ist ein wichtiges Thema auf Landesebene ...

Ley Wir müssen das Wohl des Kindes und das Wohl der Gesellschaft in den Mittelpunkt unserer Politik stellen. Im Klartext: Der Elternwille ist wichtig, aber nicht allein ausschlaggebend. Nur Gesamtschulen können es nicht sein. Wir brauchen ein mehrgliedrigeres Schulsystem, das auch einen Fokus auf Ausbildungsberufe hat. Die Sekundarschule ist eine unterschätzte Schulform, von der aus man übrigens auch zum Abitur kommen kann. Wir müssen sie fördern, nicht schon jetzt aufgeben.

Welches Thema besitzt für Sie mit Blick auf Wirtschaft und Umwelt höchste Priorität?

Ley NRW ist ein Industrieland und wird von Rot-Grün aufs Abstellgleis geführt. Beispiele gibt es rund um die Braunkohle und Energiepolitik. Wir benötigen eine funktionierende Infrastruktur. Stichwort: Autobahn-Anschluss Delrath. Wir Neusser haben ein hohes Interesse daran. Im Süden der Stadt haben viele Logistiker ihren Sitz; das interkommunale Gewerbegebiet Silbersee wartet auf diesen A57-Anschluss.

Die Neusser CDU hat das Thema Sicherheit und Ordnung für sich entdeckt. Sie auch?

Ley Für mich sind offene Grenzen in Europa wichtig. Sie stehen für eine moderne Offenheit und sind wichtig für unsere Wirtschaft. Wir brauchen nicht neue Grenzzäune, sondern eine bessere Kooperation der Sicherheitsorganisationen in Europa.

Wer wählt Sie am 2. Juni?

Ley Hoffentlich die Mehrheit.

LUDGER BATEN FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(NGZ)
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