Neuss Afrika-Stiftung nach einem Jahr aufgelöst

Neuss · Der Neusser Said Werner ist mit dem Ziel gestartet, Projektschulen in Afrika zu unterstützen. Er gründete die "Mavericks Foundation". Jetzt hat er seine Stiftung wieder auflösen müssen - und die Hürden der Entwicklungshilfe kennengelernt.

Die "Mavericks"-Stiftung hat Modellschulen in Tansania und Uganda beim Aufbau unterstützt. Vor allem das Konzept, selbstständig zu lernen, hat die Stiftungsmitglieder überzeugt.

Die "Mavericks"-Stiftung hat Modellschulen in Tansania und Uganda beim Aufbau unterstützt. Vor allem das Konzept, selbstständig zu lernen, hat die Stiftungsmitglieder überzeugt.

Foto: Mavericks Foundation

Während seiner Schulzeit war Said Werner oft gelangweilt. "Dinge auswendig zu lernen, ist keine große Herausforderung für einen jungen Menschen", sagt der 21-Jährige rückblickend. Der Gedanke hat ihn seitdem nicht mehr losgelassen. Er begann sich zu fragen, wie man es besser machen könne, engagierte sich in der Landesschülervertretung. Dann stieß er auf ein Entwicklungshilfeprojekt für Schulen in Afrika. "Ich dachte, in Afrika lässt sich mit vergleichsweise wenigen Mitteln viel bewegen", sagt der Neusser - rückblickend.

Das Projekt "Modellschulen für Afrika", das von der Unesco unterstützt wird, hatte ihn inspiriert, sich selbst in die Bildungshilfe einzubringen. Das Unesco-Projekt gestaltet Bildungseinrichtungen nach einem pädogischen Modell, das den damals 17-jährigen Schüler der Janusz-Korczak-Gesamtschule da abgeholt hat, wo er sich vom deutschen System stehen lassen gefühlt hat. "Die Modellschulen sind viel freier, Lernziele kann man sich selber stecken und Lehrer begleiten diesen Weg als Partner", sagt Said Werner, der Anfang 2015 die "Mavericks"-Stiftung mit Sitz in Neuss gegründet hat. "Wenn man jung ist und etwas verändern möchte, ist es die sinnvollste Möglichkeit, Geld in die richtigen Kanäle zu pumpen", sagt der 21-Jährige. Inzwischen lernt er selbst in einem freieren System: Uni. Said Werner studiert Internationale Beziehungen an der privaten Zeppelin-Universität in Friedrichshafen am Bodensee. Von der Uni erhält er ein Stipendium. Nur die Stiftung, die er vor einem Jahr gegründet hat, um selbst Schulprojekte in Afrika unterstützen zu können, gibt es heute nicht mehr.

In der vergangenen Woche mussten die Mitglieder ihre Non-Profit-Organisation "Mavericks Foundation" nach knapp anderthalb Jahren wieder auflösen. "Wir haben im Laufe der Zeit gemerkt, dass Bildungshilfe sehr komplex ist", sagt Said Werner. Aufwand und Nutzen hätten sich letztendlich nicht die Waage gehalten. "Wir haben die Arbeit alle ehrenamtlich gemacht", sagt der 21-Jährige.

Auf Dauer sei das nicht leistbar gewesen. Der Gründer hat dabei auch nicht nur gute Erfahrungen gemacht: "Es ist schwierig, wenn man mit Staaten zusammenarbeitet, die korrupt sind", erzählt der Student. "Wenn man 100 Euro für Schulbücher spendet, kommen zwölf Euro an. Der Rest wandert in fremde Taschen."

Zwei Schulprojekte in Afrika hat die "Mavericks"-Stiftung in den vergangenen Monaten unterstützen können. Durch Privatspenden und die Partnerschaft mit der Sparkasse Neuss sind knapp 30.000 Euro Spendengelder zusammengekommen. Der Großteil ging an eine Schule in Tansania und eine in Uganda. Aber auch ein Flüchtlingsprojekt in Friedrichshafen hat Said Werner mit seiner nun aufgelösten Stiftung unterstützt. "Ich bin zufrieden mit der Arbeit, die wir gemacht haben", sagt der Politikstudent.

Nun möchte er sich wieder ganz dem Studium widmen, ist außerdem politisch aktiv. Wenn er mal entspannen möchte, joggt er am See entlang, oder schreibt Gedichte. Im Stillen, nur für sich. Die Bildungsarbeit aber, treibt ihn weiterhin an. Auch um die Ausbildung in Deutschland sorgt er sich. "Wir stehen vor immer größeren Herausforderungen", sagt der Student. "Wenn wir nicht anfangen umzudenken, können wir diese Probleme nicht bewältigen. Wir müssen anfangen, interdisziplinär zu denken. Auf die großen Herausforderungen gibt es mehr als nur eine Antwort." Und auch in der Entwicklungshilfe laufe einiges quer: "Wenn Gelder an Staaten verteilt werden, kommen sie immer falsch an." Er möchte es eines Tages besser machen.

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