Neuss Abschied von der Kita am Drususplatz

Neuss · Die erste Kindertageseinrichtung der evangelischen Gemeinde in Neuss ist in die Jahre gekommen. Einem Abschiedsfest folgen im Juli Abbruch und Neubau an gleicher Stelle. Bis der fertig ist, ziehen die Kinder in eine Maschinenfabrik um.

Die evangelische Christus-Kirchengemeinde leidet an "Trennungsschmerz": Der Kindergarten am Drususplatz, bei seiner Einweihung im September 1953 die einzige evangelische Einrichtung dieser Art zwischen Düsseldorf und Mönchengladbach, muss abgerissen werden. Was den Schmerz etwas lindert, ist die Aussicht, dass an gleicher Stelle ein Neubau entsteht, der schon zum Beginn des Kindergartenjahres im Sommer 2016 bezugsfertig sein soll. Diese Perspektive vor Augen feiert die Gemeinde am Samstag, 20. Juni, ein Abschiedsfest.

Zu diesem Fest sind auch alle Ehemaligen eingeladen, die der Gemeinde mit einem Mitbringsel eine besondere Freude machen würden: Fotos, Filme oder andere Dokumente, die für das Pfarrarchiv reproduziert werden können. Als Beleg für die lebendige Geschichte einer lebendigen Einrichtung.

An deren Anfang steht der Zustrom von vielen Flüchtlingen und Vertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten, der die damals noch einzige Neusser Gemeinde zu Beginn der 1950er Jahre auf 16 000 Mitglieder anwachsen ließ. Unter diesen Neu-Neussern waren auch viele alleinerziehende Mütter, die den Lebensunterhalt verdienen mussten und auf Kinderbetreuung angewiesen waren. Die Gemeinde reagierte und richtete zum 1. Oktober 1951 in einer Baracke an der Hafenstraße ein Provisorium mit 60 Plätzen ein. Geöffnet war von 7 bis 18 Uhr. "Die Probleme von damals sind auch die heutigen", kommentiert Pfarrer Franz Dohmes diesen Service und die Anforderungen an U-3-Betreuung und Öffnungszeiten.

Von einer Betreuung der unter Dreijährigen ist und war am Drususplatz noch nie die Rede. In dem Neubau aber wird das Standard sein. Auch um diese Anforderungen erfüllen zu können, nimmt die Gemeinde nach Angaben von Presbyteriumsmitglied Klaus Gravemann, der die alte Kita gerne erhalten hätte, 1,8 Millionen Euro in die Hand. 90 Prozent davon werden als Kredit aufgenommen und in den nächsten 30 Jahren "abgestottert".

Aktuell betreut die Kindertagesstätte 46 Kinder in zwei Gruppen, im Neubau werden es gut 70 in drei Gruppen sein. In Spitzenzeiten der "alten" Einrichtung wurden dort 108 Kinder betreut - auch in einem Kinderhort, den es längst nicht mehr gibt. Sechs Mark monatlich waren damals dafür zu zahlen.

Der Abriss wird ein totaler sein. Von der alten Kita wird nicht viel mehr als der Name "Haus der Kinder" erhalten bleiben. Mit diesem Namen zieht die Einrichtung am 26. Juni in ein Provisorium, das in einer ehemaligen Maschinenfabrik an der Breite Straße gefunden wurde. Ein Haus mit "Riesenhalle mit Lichtkuppel", wie Kita-Leiterin Yvonne Hannen schwärmt. Aber bleiben wird sie in dem Provisorium nicht dürfen. Dort sieht das Diakonische Werk ab 2016 eine neue Kita mit vier Gruppen vor.

(NGZ)
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