Neukirchen-Vluyn Windkraft kontra Flugsport - die Politik berät

Neukirchen-Vluyn · Im Stadtteilentwicklungsausschuss geht es um einen Windpark an der Halde, der das Aus für Gleit- und Modellflieger bedeuten könnte.

Gehört das Bild der Gleitschirmflieger, die sich von den Hängen der Halde Norddeutschland in die Luft erheben, bald der Vergangenheit an? Das ist nur zu wahrscheinlich, falls die Pläne für einen Windpark in der Nachbarschaft umgesetzt werden. Nun wird das Thema im kommenden Stadtentwicklungsausschuss erneut von der Politik beraten.

Die EFI Wind GmbH aus Mühlheim/Ruhr möchte auf einer Fläche zwischen Rayen und der Halde Norddeutschland vier bis fünf große Windräder errichten. Nach einer Vorgabe der Landesregierung müssen Städte und Gemeinden Konzentrationszonen für Windräder ausweisen, gefordert wird ein Anteil von mindestens zwei Prozent an der Fläche der Kommune. Laut einer neuen Potenzialanalyse, die im Rahmen einer Masterarbeit an der Uni Bochum entstand, kommt neben dem genannten Areal an der Halde auch eine Fläche südlich der A40 für die Anlagen in Frage.

Die Halde Norddeutschland ist rund 80 Meter hoch, die neuen Räder könnten mehr als 200 Meter hoch werden - schon dieser Vergleich zeigt, dass es Probleme geben könnte, wenn Gleitschirm-, aber auch Modellflieger dort den Luftraum nutzen möchten.

Für die Gleiter könnten die Räder eine tödliche Gefahr bedeuten, weil die Räder Luftverwirbelungen erzeugen. Dann droht den Fliegern ein Absturz. Holger Schlothmann vom Verein "Gleitzeit" hatte bereits im Frühjahr, als die Pläne bekannt wurden, markig erklärt: "Nur über unsere Leichen." Inzwischen haben Gespräche zwischen der Stadt und Vertretern der Amateurflieger stattgefunden, darunter eines am 15. Juni, an denen auch ein Vertreter der Bezirksregierung Düsseldorf teilnahm. In diesem Gespräch hatte Ulrich Geilmann, der technische Beigeordnete der Stadt, laut Protokoll erklärt, dass gegen die Windräder vor allem zwei Argumente ins Feld geführt werden könnten: erstens die besondere Bedeutung der Halde für die Freizeitnutzung, zweitens die spezielle Nutzung für die Flieger. Denn im Umkreis gibt es sonst kein ähnliches Angebot für diese sportliche Tätigkeit. Es müssen aber bei solchen Vorhaben die Interessen der Investoren und jene der Allgemeinheit abgewogen werden.

Der Deutsche Hängegleiterverband (DHV) hat mittlerweile eine Stellungnahme veröffentlicht, in der es heißt, falls die Windräder gebaut würden, werde die "Attraktivität des Geländes ,Halde Norddeutschland' [...] extrem reduziert". Der DHV habe "erhebliche Sicherheitsbedenken gegen die Ausweisung als Windvorranggebiet, da eine konkrete Gefährdung für Piloten zu erwarten ist."

Die Stadtverwaltung sieht nun den Investor aus Mülheim in der Pflicht. In der Beschlussvorlage für den kommenden Ausschuss heißt es, wenn ein Nebeneinander von Windkraft und Flugsport möglich sei, dann müsse der Investor "den gutachterlichen Nachweis der Verträglichkeit" liefern. So lautet dann auch der Beschlussvorschlag.

Die Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses am 18. November ist öffentlich, sie beginnt um 17 Uhr im großen Sitzungssaal des Rathauses, Hans-Böckler-Straße.

(s-g)
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